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23. Juni 2020

Montag Kompakt: Wo sollen all die Elektroautos laden, Kiel vs Quaschning, Empörungspotenziale in der E-Community, Tesla vs Toyota

Montag Kompakt: Wo sollen all die Elektroautos laden, Kiel vs Quaschning, Empörungspotenziale in der E-Community, Tesla vs Toyota

Wo sollen all die Elektroautos laden? Antworten von Kiel bis Quaschning! Empörungspotenziale in der E-Community immer gern genommen. Tesla vs Toyota genauer untersucht. Die Zeit: Wenn die Bequemlichkeit zum Verbrenner führt.

Volker Quaschning: Wo sollen bloß all die Elektroautos laden?

Die Elektromobilität kann nicht funktionieren!

Das sollten wir Verblendeten alle inzwischen ganz genau wissen, denn die Argumente der Kritiker wiegen schwer (?!): das Stromnetz wird bei Millionen Elektroautos kollabieren und überhaupt. Inzwischen kommen endlich wieder Studien, die die Elektromobilität als „nicht klimafreundlich“ klassifizieren. Die neueste Arbeit des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel hat das gerade wieder festgestellt. Auf diesen unausgegorenen, hanebüchenen Schwachsinn (anders kann man das nicht bezeichnen), der unter anderem behauptet, dass Elektroautos mit 100% Kohlestrom geladen werden, gehen wir gar nicht erst ein. Wer es genauer wissen will, der sollte Auke Hoekstras Artikel in Science Direct lesen (Download). Wir konzentrieren uns lieber auf „The Bright Side of Electromobility“ – diesmal in Form eines Beitrags des Ingenieurwissenschaftlers und Professors für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, Volker Quaschning. Der macht erst mal mit einer ähnlich provokanten Frage auf: „Wo sollen bloß all die Elektroautos laden?“ Keine Angst. Was dann folgt, ist ein echter Edelstein unter den YouTube-Filmberichten.

Zunächst erklärt Professor Quaschning die verschiedenen Lademöglichkeiten von der Schukosteckdose bis zum Schnelllader mit 300 kW-Ladeleistung. Für Neulinge sehr informativ. Und ab 17:30 kommt er dann zur Sache, was den passieren würde, wenn 5 Millionen Stromer in Zukunft geladen werden müssen … Er macht das mit einem schönen Beispiel transparent: derzeit gibt es ca. 14.000 Tankstellen in Deutschland. Stellen Sie sich vor, 5 Mio. Verbrenner wollen GLEICHZEITIG tanken. Das sind 357 Verbrenner PRO Tankstelle. Genau. Recht haben Sie: sowas kommt nie vor. Und genau so ist es beim Elektroauto auch. Auch die werden nie gleichzeitig am Netz hängen. Toll verglichen.

Montag Kompakt: Wo sollen all die Elektroautos laden, Kiel vs Quaschning, Empörungspotenziale in der E-Community, Tesla vs Toyota

Bequemlichkeit siegt über Ökobewußtsein. Warum der Zeit-Redakteur beim Verbrenner geblieben ist …

Elektroauto? Nicht mit Tilman Steffen von der Zeit.

Das Empörungspotenzial in der Elektro-Community ist bekanntlich groß. Es wird noch größer, wenn in linksorientierten Publikationen die Elektromobilität so richtig in Frage gestellt wird, denn von rechten Postillen ist man das nicht anders gewöhnt. Tilmann Steffen, Reakteur im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von Zeit online, hat gerade einen klassischen Clickbait-Artikel publiziert, der einige Aussagen enthält, die wie ein rotes Tuch für die 200%igen Elektrofans wirken. Ein Beispiel: „Ich könnte per App nach einer freien Ladesäule in meinem Stadtviertel suchen, dahin fahren und das Auto nach Ende des Ladens wieder dort abholen. Doch ich habe anderes zu tun (…)“ Ganz ehrlich? Recht hat er da, der Herr Steffen. Glücklich sind diejenigen, die eine Steckdose in der Garage haben, oder gar die Möglichkeit mit 11 oder 22 kWh bequem dort zu laden. Auch hier bei uns tendiert die Bereitschaft, 2 Kilometer zu latschen, um den Stromer nach Aufladen abzuholen eher gegen Null.

Aber Steffen nutzt den Artikel auch dazu, um eine Melange über die Elektromobilität anzurühren, die aus heutiger Sicht recht sinnfrei ist. Da ist die Rede von Wechselakkus an der Tankstelle (Better Place, RIP), die eigentlich seiner Meinung nach die richtige Lösung gewesen wären, und man beschwört eine Zukunft mit induktiven Lademöglichkeiten während der Fahrt. Alles gut garniert mit dem Hinweis, dass das kaum kommen würde, in einem Land, das nicht mal genügend „Glasfaser-DSL“ hat (eine gute Ladeinfrastruktur mit Gleichstromchargern auch in der Stadt wäre in unseren Augen schon mal ein Fortschritt …). Zu guter Letzt ist Steffen froh, wieder einen Verbrenner (als Berliner Stadtmensch) gekauft zu haben – um dann schliesslich zu betonen: „Ich bin Fan der E-Mobilität, doch …“ 

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Renault ist zwar sehr rührig bei der Elektromobilität, aber die finanzielle Schlagseite konnte damit nicht verhindert werden. Die Rettungskredite für den Autobauer kommen allerdings mit harten Auflagen …

Subventionen und Staatskredite funktionieren in Frankreich anders …

Die deutsche Automobilbranche ist immer noch in Krisenstimmung, nachdem die Bundesregierung Verbrenner NICHT subventioniert hatte. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die deutschen Auto-CEOs gar nicht daran dachten, Boni und Dividenden auszusetzen. Bekanntlich liegt der französische Autohersteller Renault so richtig in den Seilen. Gerade hat man laut Bericht der automobilwoche eine 5-Milliarden-Kreditzusage des französischen Staates bekommen – allerdings mit strengsten Auflagen. Verzicht auf Dividende im laufenden Jahr, Zulieferer müssen ordnungsgemäß bezahlt werden, Tochtergesellschaften in Steueroasen sind tabu und eine Verschiebung der europäischen Grenzwerte für den CO2-Aussstoss dürfe auch nicht beantragt werden. Donnerwetter. 

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Toyota und Tesla – wer hat am Ende die höchste Marktkapitalisierung. Und wenn, warum?

Tesla und Toyota: das Auf und Ab

Letzte Woche war es das erste Mal so weit: Tesla überholte den Platzhirsch Toyota in der Marktkapitalisierung. Das mutete fast so an, wie weiland Apple, als es als erstes Unternehmen die Billionen-Dollar-Marke überschritt. Derzeit hat wieder Toyota die Nase vorn. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Kalifornier mit einer relativ bescheidenen Fahrzeugproduktion und wenigen Liegenschaften Unternehmen wie Daimler, BMW und VW weit hinter sich gelassen haben.

Forbes nimmt sich der Frage an und versucht zu begründen. Da ist die Rede von der Disruption der klassischen Automobilindustrie, dem Klimawandel, der „Millionen-Meilen-Batterie“  und dem stetigen Sinkflug der Batteriepreise. Und natürlich werden die aussichtsreichsten zukünftigen Konkurrenten unter die Lupe genommen – dem VW ID.3 wird gar ein ganzer Absatz gewidmet. Auch die (in Augen von Forbes „falschen“) Strategien der Premiumhersteller BMW und Daimler werden gestreift. Alles in Allem ein sehr interessanter Artikel. Tip für diejenigen, die des Englischen nicht so mächtig sind: das deutsche Start-up DeepL übersetzt inzwischen besser als der bisherige Platzhirsch Google!

Had to help my dad adjust the clock in his Mercedes because it was 9 minutes slow. Which button do I press? pic.twitter.com/O5lpjlumYC

— Drive Tesla 🇨🇦 (@DriveTeslaca) June 20, 2020

Das Bild oben erklärt recht gut, warum die klassische Autoindustrie auf dem Holzweg ist …

Es geht um eine so lapidare Sache, wie die Uhr richtig einzustellen. Dazu eine kleine Anekdote: Vor Jahren hatte einer unserer Redakteure einen Mercedes-Benz SLK (den mit der Formel1-Schnauze). Der hatte das große Navigationssystem mit Bluetooth (natürlich war nicht daran zu denken, das System mit einem modernen Smartphone zu verbinden, Updates, aber wo denken Sie hin …). Plötzlich ging die Borduhr nicht mehr richtig. Man nahm an, dass die Batterie am sterben war. Wurde ausgetauscht. War’s aber nicht. Dann kümmerten sich drei (!) unterschiedliche Werkstätten um die Problematik (Kosten insgesamt über 600 Euro). Sie haben es nicht hingekriegt. Das Auto wurde dann verkauft – mit Abschlag, weil die Uhr nicht mehr stimmte.

Soviel zum Know-how der deutschen Premiumhersteller, wenn es um so „komplexe“ Dinge wie die Borduhren und Software geht … wir sind gespannt auf das erste richtige Betriebssystem eines deutschen Premiumherstellers und OTA-Updates. Allerdings tut der tweet dem SLK oben unrecht. Unter Systemeinstellungen ist die Borduhr in diesem Fall kinderleicht einzustellen … Was die vielen Knöpfe anbelangt, nun …

Fotos: Tesla, VW, Daimler, istock, YouTube (Stills), twitter

 

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