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The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

Ewan McGregor und Charley Boorman auf Harley-Davidson Livewire-Elektromotorrädern: 21.000 Kilometer von Ushuaia bis Los Angeles. Und dazwischen die Suche nach der nächsten Steckdose. Mehr Abenteuer geht einfach nicht!

The Long Way Up – Motto: finde eine Steckdose!

Vor ein paar Wochen berichteten wir über die neue Apple TV+ Serie „The Long Way Up“. Die Dokumentation ist was ganz besonderes, denn mit dem Motorrad von Ushuaia (Argentinien) nach Los Angeles zu fahren ist ohnehin schon ein Abenteuer der Sonderklasse. Als die Protagonisten, Ewan McGregor und Charley Boorman allerdings beschliessen, das Ganze (auch unter Umweltaspekten) mit Elektromotorrädern zu fahren, dürfte selbst dem größten Elektro-Fan klar geworden sein, dass das nicht ohne Probleme ablaufen würde.

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

21.000 Kilometer von Ushuaia bis Los Angeles mit den elektrischen Harley-Davidson Livewires. Das ist schon ein echtes Abenteuer.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2018

Schon sehr früh haben sich die beiden Motorradfans überlegt, ob es nicht eine ganz tolle Idee wäre, die 21.000 Kilometer von der Südspitze Südamerikas nach Los Angeles mit Elektromotorrädern zu fahren. Man testete bereits im Jahr 2018 einige Modelle, unter anderem ein paar Zeros, und war ernüchtert: die Reichweiten und Batteriekapazitäten vor zwei Jahren würden eine solche Expedition eher unmöglich machen. Mit rund 75 Meilen (120 Kilometer) Reichweite würde man die Entfernungen zwischen (den eigentlich nicht vorhandenen) Ladenmöglichkeiten in Südamerika kaum schaffen. Man würde unweigerlich stranden. 

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

Die von Harley-Davidson extra für Ewan McGregor und Charley Boorman angefertigten Prototypen sind auf „Enduro“ modifizierte Livewires.

Auftritt Harley-Davidson

Da beide keine Unbekannten sind, immerhin ist Ewan McGregor der Mann mit der Macht und Charley Boorman der Sohn des Regisseurs John Boorman (Excalibur), kam Harley-Davidson in einem frühen Stadium auf die beiden zu. Man zeigten den Motorradverrückten die ersten Prototypen der kommenden Livewire. Die angepeilte Reichweite von über 130 Meilen (210 Kilometer) sollte die beiden dazu überreden, nochmal über die Elektrotour nachzudenken. Und Harley-Davidson ging sogar weiter: man baute für die beiden auf Basis der Straßen-Livewire einen ersten Prototyp, der eher in Richtung Enduro ging.

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

War gleich Feuer und Flamme für die „Lange Tour“ und stellt die ersten fahrbaren Protoypen zur Verfügung: RJ Scaringe von Rivian.

Die Entscheidung fiel zugunsten des Elektro-Abenteuers

Die Begeisterung um die Art der elektrischen Fortbewegung mit den Livewire-Prototypen war so groß, dass die Planungen begannen. Man wollte aber noch weiter gehen. Neben den Elektromotorrädern wollte man auch die Begleit-Trucks elektrisch betrieben haben. Ende 2018 machte das US-Unternehmen Rivian von sich Reden, mit dem R1T, einem Elektro-Pickup, wollte man eine ganze Fahrzeugklasse revolutionieren. Man nahm Kontakt mit dem Unternehmen auf und der CEO des Start-ups RJ Scaringe teilte die Begeisterung der beiden Motorradhelden. Zu dem Zeitpunkt gab es allerdings noch keinen fahrfertigen Prototypen. Scaringe sah seine Gelegenheit und sagte den beiden zwei R1T-Prototypen für die Dokumentation zu.

Rivians und Harley-Davidsons Wettlauf mit der Zeit

Beide Unternehmen hatten nur rund 6 Monate Zeit für die Vorbereitungen. Denn Starten sollten die Reise in Ushuaia Mitte 2019. Da ist übrigens Winter auf der Südhalbkugel. Dazu aber später mehr. Harley-Davidson baute zwei Livewire-Enduros und passte die Prototypen an die zu erwartendenen Belastungen an. Software und Bauteile waren aber noch nicht für die Serie gedacht. So fehlte bei der Livewire zunächst die Möglichkeit des AC-Ladens an der normalen Steckdose. Ein eilig nachgereichtes Software-Update behob das „kleine“ Defizit.

Rivian musste nicht nur die beiden allerersten fahrfertigen Prototypen auf die Räder stellen, sondern sollte auch für unzählige Ladestationen sorgen, damit die Stromer nicht zwischenzeitlich liegen bleiben würden. Denn: Argentinien, Chile, Patagonien und die anderen südamerikanischen Länder sind, was das Stromnetz angeht, sagen wir es diplomatisch, nicht so verlässlich, wie man das auf der Nordhalbkugel gewöhnt ist. Und Elektromobilität hat da noch überhaupt keine Priorität.

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

Gut gelaunt, nachdem man die kältesten Etappen hinter sich gelassen hat: Charley Boorman und Ewan McGregor auf ihren Livewire Elektro-Harleys.

Prompt verläuft der Start holprig

Als die Entourage in Ushuaia ankommt, fällt Schnee und die Temperaturen sind mehr als frostig. Da keiner der Protagonisten Erfahrung mit Elektromobilität hatte, kommt es, wie es kommen muss: durch die niedrigen Temperaturen sinkt die Reichweite der Stromer empfindlich. Was letztlich dazu führte, dass man in den ersten Etappen liegen blieb. Zwar rettete man sich jedesmal ins „Warme“ in Form von noch nicht bewirtschafteten Hotels, Pensionen, oder Privathäusern, aber das Aufladen der Fahrzeuge ging wegen der extrem niedrigen Temperaturen einige Male schief. Rettung war letztlich, die beiden Livewires ebenfalls ins Warme zu hieven, damit die Elektronik wenigstens in homöpathischen Dosierungen eine Ladung zuliess. Das ging aber wegen der niedrigen und nervösen Generator- und Stromnetze auch erst mal schief, die Elektronik zeigte einmal mit 48 Stunden Ladezeit eine völlig inakzeptable Wartezeit an. Bei einer frühen Gelegenheit konnte nur ein herbeigerufener Dieselgenerator auf einem Lkw die Weiterfahrt gewährleisten. 

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

Der Rivian R1T Truck: die ersten fahrbaren Prototypen wurden extra für die Apple TV+-Produktion „The Long Way Up“ hergestellt.

Auch die Rivians blieben liegen

Zwar haben die beiden Elektro-Pick-ups von Rivian eine weit höhere Reichweite, aber auch die wurde knapp, vor allem in Gegenden, wo hunderte von Meilen kein Laden möglich war. Aber die Rivian-Entwickler hatten vorgesorgt. Während es allgemein bekannt ist, dass man Elektroautos NICHT abschleppen soll, ist genau das bei den Elektrotrucks aus Michigan das Gebot der Stunde. Die sind so ausgelegt, dass man für jede Stunde abschleppen eine halbe Stunde Energie tanken kann. Was in einer der Folgen auch die letzte Rettung war, man liess sich von einer Dieselzugmaschine abschleppen. 

The Long Way Up: Reichweitenangst und Abenteuer auf 21.000 Kilometern

Das Bild täuscht: auch wenn kein Schnee liegt, war es teilweise bitterkalt auf der Strecke für die beiden unerschrockenen Motorradpiloten. Die Folge war auch eine extrem verkürzte Riechweite, die zur Ausprägung einer echten „Range Anxiety“ führte.

Fazit: Unbedingt ansehen!

Zeigt das, dass die Elektromobilität noch nicht so weit ist? Mitnichten. Das Setting der Apple TV+ Serie ist nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaftsbilder so spannend. Es zeigt auch eindrucksvoll, in welcher „Blase“ die Elektromobilisten hier in Europa und Deutschland speziell leben. Das Abenteuer von Ewan McGregor und Charlie Boorman, samt der Entourage, liegt auch im Beweis, dass es möglich ist. Freilich mit großer Hilfestellung. Bislang sind 4 Folgen erschienen. Jede Woche kommt eine weitere Folge hinzu. Auch wenn die Reichweitenangst hier komplett andere Dimensionen annimmt, die Fahrt nach Los Angeles hat soviele Facetten und zum Teil amüsante Szenen, dass wir jedem Elektro- und Motorrad-Fan die Serie wärmstens ans Herz legen wollen. Was uns am meisten beeindruckt hat, ist die Ruhe, die die beiden Elektromotorrad-Piloten an den Tag legen, wenn mal was nicht gut läuft und die Begeisterung, wenn alles nach Plan läuft. Prädikat: Besonders wertvoll!

Fotos: Rivian, Harley-Davidson

1 Kommentar

  1. […] mit seinen vier Motoren ist, vom Tank Turn mal ganz zu schweigen. In der Apple-Doku-Serie „The Long Way Up“ genauso, wie in der Rebelle Rally zeigten die Vorserienmodelle durchaus ihre Qualitäten. […]

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