Wenn derzeit deutsche Automobilhersteller Elektromodelle auf den Markt bringen, dann sind die wie die meisten „Erstlinge“ noch mit (Anfänger-) Fehlern behaftet.
Allen gemeinsam ist allerdings ein Defizit in der Paradedisziplin der Elektrofahrzeuge: Energieeffizienz. Weder der Porsche Taycan, noch der Audi e-tron und schon gar nicht der Mercedes-Benz EQC zeigen hier Vorbildqualitäten. Sicher, die Spaltmaße stimmen. Die Verarbeitungsqualität ist grandios. Aber wie heißt der abgewandelte Spruch: „Reichweite ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Reichweite.“ Und dann wird gerne das Tesla Model S aus 2012 als Benchmark genommen. Aber stimmt das?
Die Daten des Model S haben sich seit knapp 8 Jahren stets verbessert.
Leistungsdaten verglichen
Der Youtube-Kanal Cleanerwatt hat die Daten verglichen und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. So waren bereits die ersten Tesla Model S ihrer Zeit buchstäblich voraus. Die Energieeffizienz der ersten Modelle lag zwar deutlich unter den heutigen Raven-Modellen, aber im Vergleich zu den neuesten Errungenschaften der deutschen Automobilindustrie müssen sich auch die damaligen Fahrzeuge nicht verstecken. Der Vergleich beim kombinierten Energieverbrauch Stadt/US-Highway macht es deutlich: während das 2012er Modell noch 23,65 kWh auf 100 Kilometer verbrauchte, sank der heutige Energieverbrauch beim Raven-Modell auf 18,75 kWh pro 100 Kilometer. Das ist immerhin ein (echter) Verbrauchsvorteil von rund 27%. Bei deutlich besseren Leistungswerten als damals.
Und wie steht’s mit den Reichweitenkosten? Das 2020er-Modell liegt bei 133 $/Kilometer. Das vergleichbare Modell aus 2012 kostete noch immerhin 188 $/Kilometer. Mithin wurde die Reichweite also günstiger. Rechnet man die Inflation mit ein, sowieso.
Mehr Technik für’s gleiche Geld. Im ersten Model S war nicht mal ein Autopilot …
Ist das Model S teurer geworden?
Auf den ersten Blick schon. Denn 2012 kostete das 85 kWh-Topmodell Performance immerhin 94.900 Dollar. Das heutige Performance-Modell geht für rund 99.990 Dollar über den Ladentisch. Aber: inflationsbereinigt dürfte sich das nichts nehmen. Interessant ist die Preisentwicklung beim Non-Performance-Modell. Das kostet heute exakt 90 Dollar mehr als 2012, nämlich 79.990 Dollar.
Seit 2012 ist der Kilometer Reichweite deutlich preiswerter geworden.
Butter bei de Fische: sind die Deutschen so viel schlechter?
Das kann man mit einem klaren „Ja“ beantworten. Die Leistungswerte des Audi e-tron 55 und des Mercedes-Benz EQC können allenfalls mit den 2012er-Modellen mithalten. Übrigens auch unter Kostengesichtspunkten. Der Vorsprung der Amerikaner ist also immer noch immens. Und hier diskutieren wir nur das relativ betagte Model S. Würden wir einen Vergleich mit dem Model 3 anstrengen, sieht die Bilanz für die deutschen Premiumhersteller noch düsterer aus.
Selbst die fast 8 Jahre alten 2012er-Modelle können mit den aktuellen deutschen Fahrzeugen noch gut mithalten. *Spritmonitor, **eigene Messung
Müssen wir uns also Sorgen um hunderttausende von Arbeitsplätzen machen? Definitiv.
Fotos, Daten: Tesla, Cleanerwatt, Wikipedia, istock
