Über Tesla-Killer und kolabierende Start-ups
Die wirtschaftliche Weltlage ist derzeit angespannt. Das liegt nicht nur am Angriffskrieg Rußlands gegen die Ukraine, sondern auch am verstärkten Kampf um Rohstoffe, Chips und nicht zuletzt – wie im Falle von Start-ups, Risikokapital. Der Zusammenbruch der Silicon-Valley-Bank ist so eine Auswirkung, die unter anderem durch das Umschwenken der Notenbanken in der Zinspolitik passierte.
Diese Zinspolitik wird vor allem dazu führen, dass auch in Ländern wie Deutschland die Investitionsmöglichkeiten schlagartig schrumpfen. Vor allem die finanziellen Manövriermöglichkeiten des Staates werden dramatisch kleiner, wenn plötzlich ein Vielfaches der bisherigen Kreditrückzahlungen allein für die Bedienung der Zinsen verwendet werden müssen. Wir sprechen hier über Milliarden, die im Haushalt fehlen – unter anderem auch für Subventionsgeschenke jeglicher Art für die ökologische Verkehrswende.
Die Tesla Killer
Erinnern Sie sich noch an Steve Jobs‘ Vorstellung des ersten iPhone? Und die darauffolgenden Reaktionen von Steve Ballmer und Co.? Die Erheiterung der klassischen Handyfirmen-Bosse (inklusive Blackberry), dass niemand ein Mobil-Telefon für 399 US-Dollar kaufen würde? Oder die Erheiterung darüber, dass innerhalb kürzester Zeit 20 Mio. iPhones pro Jahr vertrieben werden würden (2022 wurden rund 240 Mio. iPhones abgesetzt)? Das allein war noch nicht alles. Es gab kaum einen Monat, wo nicht irgendeine Publikation einen „neuen iPhone-Killer“ testete. Letztlich dauerte es mehr als 10 Jahre, bis die Android-Phones die Parität erreichten, und erst heute sind die Unterschiede der beiden Welten fast nivelliert worden. Einmal hat der eine, dann wieder der andere die Nase vorne. Außer beim Gewinn.
It’s the margin, stupid.
Da ist Apple in der selben komfortablen Position wie Tesla heute. Kein anderes Unternehmen macht derart viel Marge mit seinen Produkten im Vergleich zum Wettbewerb. Und auch Tesla dürfte für seine Elektro-Fahrzeuge bislang von keinem anderen Unternehmen auf diesem Gebiet überholt worden sein. Der echte Tesla-Killer lässt zudem weiter auf sich warten, denn die Verkäufe (siehe unten) in den Märkten werden weiter von den Fahrzeugen der Musk-Company dominiert, auch wenn sich dies derzeit auf einigen Märkten ein wenig verlangsamt.
Die klassischen OEMs, also Porsche, Mercedes-Benz, Audi, BMW & Co. bieten zwar teilweise beachtliche Fahrzeuge an, die aber, wie im Falle Porsches, 2022 im Vergleich zum Vorjahr bereits einen Verkaufsrückgang erleiden mussten. Der Porsche Taycan wird – und das ist für viele kaum nachvollziehbar – deshalb sogar teurer, während Tesla den Mitbewerb durch seine Preispolitik sogar noch weiter unter Druck setzen kann. Manche OEMs kehren still und heimlich zum „Hauspreis“ zurück, locken mit niedrigen Finanzierungszinsen (Mercedes-Benz mit 2,99%) oder kündigen neue, günstige Stromer an, wie den VW ID.2all für unter 25.000 Euro.
Und die Start-ups?
Kommen derzeit so gut wie gar nicht in die Gänge. Der deutsche Solarstromer Sion von Sono Motors wurde eingestellt, der technologische Überflieger Lightyear 0 der Niederländer ebenfalls. Und auch andere Start-ups kämpfen derzeit mit den Widrigkeiten einer abkühlenden Weltkonjunktur. Auch die steigende Inflation in den Industrieländern tut ihr übriges dazu.
Der Markt für Luxusfahrzeuge bleibt davon zwar (noch) relativ unberührt, aber auch hier zeigen sich erste Ausfallerscheinungen. Lucids Debüt hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können und auch die relativ hochpreisigen chinesischen Marken wie Nio und Xpeng werden schmerzlich erfahren müssen, dass das Geld in der deutschen Mittelschicht nicht mehr so locker sitzt und man deshalb auf „Nummer Sicher“ gehen möchte. Auch BYDs Ambitionen mit dem Tang und dem Han dürften von der Realität schmerzlich eingeholt worden sein.
Der Youtube-Kanal von Farzad Mebahi hat in knapp 18 Minuten darüber umfangreiche Informationen (vor allem für den US-Markt) zusammengestellt. Pikant sind unter anderem Informationen über verurteilte (chinesische) Influencer wegen Verbreitung falscher Informationen über Tesla, wie auch Kommentare zu aufsehenderregenden Demissionen von GM-Offiziellen wie Deborah Wahl, Global Chief Marketing Officer.