Smart #1 Brabus im Elchtest – vehement übermotorisiert?
Für nur rund 49.000 Euro ist der Smart #1 BRABUS ein ziemlich potentes Auto mit sagenhaften 428 PS. Zum Vergleich: ein Volvo XC40 DualMotor hat gerade mal 408 PS, kostet aber auch 10.000 Euro mehr. Mit einem Drehmoment von 543 Nm ist der Brabus-Smart kein Kind von Traurigkeit und müsste eigentlich ein echtes „Spaßmobil“ sein. km77.com testete den Krawall-Stromer im Elchtest, und es kam alles anders.
Technische Eckwerte
Die für den relativ kleinen Stromer (4,3 Meter Länge) wuchtige Leistung katapultiert das Fahrzeug in unter 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt für diese Leistung bei beschaulichen 180 km/h. Die realistische Reichweite laut ev-database bei 335 km. Die DC-Ladeleistung (150 kW) liegt im guten Mittelfeld, die AC-Ladeleistung ist zwar mit 22 kW recht ambitioniert, aber vermutlich nicht häufig nutzbar. Heimische Wallboxen verfügen meistens über 11 kW. Mit anderen Worten, zumindest auf dem Papier macht der #1 dem Namen des Mercedes-Tuners BRABUS alle Ehre. Aber wie schauts mit dem Fahrwerk aus? Das ist im nachgeschärften smart #1 im Vergleich zu den normalen Modellen nicht verändert worden, auch die Bremsen und die Federung sind genau so, wie in den Single-Motor-Versionen.
Auftritt km77.com und die Ausweichgasse
Die Tester von km77.com sind bekannt für ihre teilweise halsbrecherischen Elchtests. Sie decken auch unweigerlich Fahrwerksschwächen auf, so geschehen beim Ford Mustang Mach-E, dem BMW i4 und Volvo C40. Ein Tesla Model 3, im Elchtest supersicher, übertraf die Benchmark-Einfahrgeschwindigkeit übrigens deutlich. Dieser Benchmark liegt bei, nomen es omen, 77 km/h. Deshalb wird der erste Test bei allen Fahrzeugen mit dieser Geschwindigkeit durchgeführt. Die Tester von km77.com waren beim #1 dabei ziemlich unangenehm überrascht. Immerhin erwarteten sie von einem Allradfahrzeug mit so viel Leistung auch eine überragende Fahrwerksleistung. Weit gefehlt. Die Wankbewegungen waren stark, das Fahrwerk schwammig und die ESP-Regelung so schlecht, dass sie Mühe hatten, das Auto bei 77 km/h einzufangen.
Underperformer/Overachiever?
Aber es kam noch schlimmer. Selbst bei einer Einfahrtgeschwindigkeit von 65 km/h war der Wagen nicht wirklich leicht zu beherrschen. Zwar machte das Fahrzeug den Profis Spaß, weil sie damit den Kampf Mensch vs Auto zelebrieren konnten, aber für einen Ottonormalfahrer dürfte das Ergebnis nicht angemessen sein. Zur Ehrenrettung sollte man vielleicht erwähnen, dass die serienmäßigen Conti EcoContact 6-Reifen (235/45 R19) des Fahrzeugs für die scharfe #1 eventuell die falsche Wahl sind. Sie brillieren durch wenig Rollwiderstand und sind besonders leise – beides ist kontraproduktiv für Haftung und sportlichen Einsatz. Deshalb weisen die Tester auch darauf hin, dass im Falle des Brabus die Conti SportContact 6 vermutlich die bessere Wahl gewesen wären und auch überzeugendere Ergebnisse abgeliefert hätten.
Zumindest beim Slalom war das heftig erkämpfte Ergebnis gut. Der smart #1 schob sich trotz heftiger Wankbewegungen und unsensibel ansprechendem ESP und seltsamer „Gasannahme“ vor den Polestar 2 Performance, den MINI Cooper SE Countryman ALL4 und den CUPRA Born 150 kW.