Frank Stephenson über den BMW i7 – wie wird das Fazit ausfallen?
Frank Stephenson ist passionierter Autodesigner und zudem „Petrolhead“. Dass er so seine Probleme mit Stromern hat, geschenkt. Trotzdem bleibt er bei seinen Urteilen zum Design immer recht fair – wenn man das bei einem Kreativen überhaupt so ausdrücken kann. Die Geschmäcker sind schließlich verschieden und Kreative sind durchaus „eigen“. Im Januar ließ sich Frank über den BMW XM aus. Vor allem die „Kantigkeit“ der Studie machte ihn – ja, tatsächlich – wütend. „Das tut weh!“ war damals einer der Schlüsselsätze. Stephenson, das zur Info, ist ehemaliger BMW-Designer, der allererste BMW X5 ging auf sein Konto, aber auch Ikonen wie der Ferrari F430 oder der McLaren MP4-12C.
Das BMW-Flaggschiff – der „Siebener“
Vor ein paar Wochen stellte BMW-Chef Zipse stolz den BMW 7er vor, den es das erste Mal auch als vollelektrische Version geben wird, als i7. Dass BMW ganz trotzig auch diesmal keine Abkehr von der Brachal-Niere gemacht hat, wird zwar viele klassische BMW-Fans wurmen, aber der neue i7 stellt trotzdem einen Schritt in die Zukunft dar. Und darüber referiert Stephenson in seinem Youtube-Beitrag, wie immer, sehr professionell und teilweise durchaus streng.
Frank Stephenson über den BMW i7: das Scheinwerfer-Design ist avantgardistisch. Aber ist Stephensons „Interpretation“ besser?
Die Frontpartie
Umstritten ist sie schon seit längerer Zeit – die Größe der BMW-Niere. Vor allem die alteingesessenen BMW-Freunde können sich mit dieser in ihren Augen „brachialen Designsprache“ kaum anfreunden. BMW beharrt jedoch weiter auf diesem Element. Das mag daran liegen, dass in den ausländischen Märkten dieses Designelement einfach gut anzukommen scheint. Vor allem in Ländern, wo man den Reichtum auch gerne zeigt. Mit Eleganz jedoch hat dies kaum etwas zu tun, da ist sich auch Stephenson sicher.
Was allerdings tatsächlich als avantgardistisch bezeichnet werden kann, ist das Scheinwerfer-Design des neuen 7ers. Das Zusammenspiel der Tagfahrlichter und der Hauptscheinwerfer hat man in dieser Form so noch selten gesehen. Stephenson macht sich die Mühe seine Interpretation davon zu zeigen, überzeugt das? Naja.
Seitenlinie
Die Seitenlinie ist das „Sahnestück“ am neuen BMW. Vor allem die Integration des Hofmeister-Knicks findet das Wohlwollen Stephensons. Zusammen mit dem Liniendesign und dem Verzicht auf die Hockeystick-Sicke haben die BMW-Designer hier tatsächlich einen höheren Grad an Eleganz und „Schnelligkeit“ erreicht, als bislang. Der Hockeystick „bremste“ in der Vergangenheit die Dynamik. Die Anordnung und die Gestaltung der Türgriffe ist, so Stephenson, äußerst harmonisch gelöst.
In der heutigen Zeit wirken die vierflutigen Auspuffendrohre geradezu anachronistisch und „krawallig“. Das Verbrenner-Heck ist unharmonischer als das der Elektrovariante.
Heck
Wie so oft scheiden sich am Heckdesign die Geister. Stephenson konzentriert sich auf die Stromer-Variante. Die Verbrenner-Version mit seinen vierflutigen, überdimensionalen Auspuff-Endrohren hält er einfach für zu krawallig und bei einer Luxuslimousine unangemessen. Und doch gibts Punktabzug auch beim Heckdesign des Stromers. Die Anordnung des Nummernschilds findet er nicht stimmig. Freilich könnte man nach Betrachtung seines Alternativdesigns kontrovers darüber diskutieren.
Interieur
Mit dem Innendesign hält sich Stephenson nicht lange auf. Nur so viel: Moderne Autos können auf Monitore offenbar nicht mehr verzichten. Stephenson scheint aber hier die harmonische Integration ins Armaturenbrett zu bevorzugen. Also etwa so, wie beim Mercedes-Benz EQS mit dem Hyperscreen. Die aufgesetzten Tablets mag er nicht und das artikuliert er auch lautstark.
e-engine meint: Der BMW i7 markiert bei den Münchnern eine zaghafte Rückkehr zu den früheren Design-Stärken, auch wenn tatsächlich noch einige Elemente verbaut sind, die Anlass zu Kritik geben. Trotzdem ist der 7er ein riesiger Schritt nach vorne, denn durch das Weglassen der vielen konkaven und konvexen Firlefanz-Sicken und dem Streamlinen der Formensprache ist ein Fahrzeug entstanden, das tatsächlich Luxus versprüht. Stephenson, der gegenüber seinem alten Arbeitgeber recht streng bleibt, vergibt deshalb 7,7 von 10 Punkten. Kann man damit leben? Zum Vergleich: der Honda e hat bei Stephenson das bislang höchste Ranking mit einer glatten 10 geschafft. Erstaunlich.