Lucids Marketingkampagne ist beispiellos.
Die Dramaturgie, mit der der Elektroauto-Newcomer derzeit arbeitet, ist in der Tat beispiellos und zeigt, wie man mit wenigen Mitteln über soziale Medien den höchsten Impact bekommt, ohne Millionen in die Werbung zu stecken. Das ist eines der diskutierten Themen in einer neuen Folge von E for Electric. Der Youtuber diskutiert unter anderem mit dem InsideEVs Journalisten Tom Molougney über die gerade bekannt gewordenen Features des Lucid Air. Klar, Thema Nummer 1 ist die erwartete EPA-Reichweite. Aber auch die schnellste Laderate (wir berichteten) auf dem Markt mit bis zu 350 kW ist ein Thema und damit verbunden die V2X-Technologien, die in das Fahrzeug integriert werden. Ein kleiner Sneak-Preview zum Drag-Race gegen ein Tesla Model S Raven und einen Porsche Taycan lassen darauf schliessen, dass demnächst noch ein paar weitere spektakuläre Neuigkeiten um den Luxusstromer veröffentlich werden. Sehenswert, wie immer.
Hat Toyota verloren – oder Tesla bereits gewonnen?
Ja, der illustre Aktienwert des kalifornischen Unternehmens beeindruckt viele, nicht nur aus der Branche. Bob Lutz, Vorstandsmitglied bei Ford in Michigan, spricht von „Massenpsychose“ und in einem Meinungsartikel des NIKKEI ASIAN REVIEW stellt William Pesek, ein in Tokio lebender Journalist und Kolumnist, die Frage, ob Tesla nicht sowieso schon längst gewonnen habe. Pesek erklärt dabei auch, warum die „Japan Inc.“ immer noch „den ersten Gang eingelegt hat“. Man sollte durchaus darauf hinweisen, dass Tesla seit Bestehen bislang nur 10 Prozent der Fahrzeuge verkauft hat, die Toyota jährlich absetzt. Aber Pesek ist auch der Meinung, dass man noch nicht sagen könne, dass Tesla bereits gewonnen, oder Toyota bereits verloren habe.
Den größten Unterschied macht der Kolumnist in der Tatsache aus, dass Tesla ein „iPhone auf Rädern“ verkauft, während Toyota logischerweise meisterhafte Fahrzeugqualität abliefert, die auf klassischen Ingenieurs-Tugenden basiert. Er befürchtet aber auch, dass die „Japan Inc.“ langsam in Punkto Elektro einen Gang zulegen müsste, um nicht das nächste „Kodak“ zu werden. Demnach wäre der Winner ein Unternehmen, der Teslas Technologie und Toyotas Verarbeitungsqualität aufweise. Kommt Ihnen das bekannt vor? Genau. Stellen Sie sich ein deutsches Elektroauto vor mit Teslas überlegener Technik aber der vielbeschworenen Fertigungsqualität der deutschen Automobilhersteller. Man wird ja noch mal träumen dürfen. Ach übrigens, vom Wasserstoff ist dabei nicht die Rede.
Apropos Wasserstoff: Laschet rechnet damit, dass der die Elektromobilität ablösen wird.
Wer berät eigentlich Politiker? Offenbar ebenfalls Leute, die ahnungslos durch die Technologien stolpern. Gerade hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wieder den Wasserstoff beschworen. Wie die Automobilwoche berichtet, hält er nichts von der ausschliesslichen Fokussierung auf Elektroautos. Er wünscht sich „Wasserstoff-Fahrzeuge, gerade im Nutzfahrzeugbereich“ (hatten wir schon erwähnt, dass wir uns „Weltfrieden“ wünschen?). Gut, im Nutzfahrzeugbereich ist der Wunsch so abwegig nicht, aber Laschet legt nochmal nach, und sieht die Zukunft der (deutschen) Autoindustrie „zunächst“ in der E-Mobilität und später im Wasserstoff.
VW, so der „Spezialist für alternative Verkehrskonzepte“, setze zu stark auf E-Mobilität, schliesslich hielten sich BMW und Audi die Wasserstoff-Optionen offen. Dann fällt das Zauberwort: Technologieoffenheit. Wie wir allerdings aus gesicherter Quelle wissen, ist die Wasserstoffproduktion aus regenerativen (deutschen) Quellen ohnehin auf Jahrzehnte ausgebucht, sollte sich auch nur die Chemieindustrie durchringen in Zukunft CO2-neutral zu produzieren. Da wären schon mal mindest doppelt soviele Windräder vonnöten, um nur diese Branche mit „grünem Wasserstoff“ zu beliefern. Aber Laschet geht noch weiter und glaubt, dass Chemie- und Stahlindustrie nur der Anfang seien. Es wäre schön, wenn die Herren Berater dem CDU-Politiker und ausgebildeten Juristen mal schonend beibringen würden, um welche (Energie-)Größenordnungen er derzeit irrt.
Vorerst läuft’s aber mit Elektro, zum Beispiel bei „Hello Fresh“
Daimler hat gerade mitgeteilt, dass der Kochboxanbieter „Hello Fresh“ sieben Mercedes-Benz eVito mit Kühlausbau übernommen hat. Batterieelektrisch angetriebene Vans werden derzeit selten mit individualisierten Ausbauten in Verbindung gebracht. Vor allem, wenn es um den Transport temperatursensibler Waren wie Lebensmittel oder Arzneimittel geht. Warum das so ist? Die für die Kühlung benötigte Energie ging bisher zu Lasten der Zuladungsfähigkeit oder zu Lasten der Reichweite. Daimler bietet jetzt den eVito mit Kühlausbau der Firma Kerstner an.
Die im Mercedes-Benz eVito vorhandene elektrische Energie wird auch für die aktive Kühlung genutzt. Dazu ist die besonders energieeffiziente Kerstner Kühlanlage C106EA an das Fahrzeug-Bordnetz angebunden, wodurch die als Energiequelle notwendige Zusatzbatterie minimiert werden kann. Im Ergebnis stehen dem Kühlfahrzeug drei Betriebsmodi zur Verfügung, die eine durchgängige Kühlung während des gesamten Auslieferprozesses gewährleisten: die Standkühlung über das Stromnetz zum Betrieb der Anlage bei der Beladung des Fahrzeuges im Hub, die Hochvolt-Fahrzeugbatterie während der Fahrt und die Pufferbatterie während der Zustellung der Ware oder bei Pausen. Natürlich wurde vor allem auf einen State-of-the-Art Isolierung des Laderaums Wert gelegt.
Lehnen Minister E-Dienstwagen ab?
LeasingMarkt.de hat gerade einen Faktencheck veröffentlicht. Der beginnt recht launig mit ein paar Statements von Politikern, die unmittelbar mit der Tesla Giga Berlin zu tun haben:
Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) findet: “In einem Flächenland wie Brandenburg würde der Einsatz von reinen Elektroautos nach dem derzeitigen Stand der Technik nur im innerstädtischen Bereich möglich sein.“
Der Umweltminister des Landes Brandenburg, Axel Vogel (Grüne), erklärt sich gegenüber Spiegel TV mit den Worten: “Tesla gibt kein Behördenrabatt”.
Ist das nicht schön? Auch Grüne unterwerfen sich gerne der „Realität“ und würden kaum was für’s Klima tun, wenn’s nicht billiger ist, als Technologien, die bereits existieren. Gut. Das war unter der Gürtellinie. Wir wollen das Ganze aber auch nicht weiter kommentieren, und lassen Robin Tschöpe von LeasingMarkt.de zu Wort kommen:
“Wenn der Wandel vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität gelingen soll, müssen wichtige Entscheidungsträger, wie Ministerpräsidenten und Umweltminister, mit gutem Beispiel vorangehen. Das sind Personen, die viel mit dem Auto unterwegs sind. Dabei hinterlassen sie einen erheblichen ökologischen Fußabdruck”. Dazu hat man eine nette Tabelle zusammengestellt, die den status quo widerspiegelt. Wir möchten in dem Zusammenhang vor allem auf Armin Laschets Dienstwagen hinweisen, siehe unten:
Ministerpräsident und Umweltminister | Dienstwagen | Antriebsmotor | Längste Route quer durchs Land |
Reichweite E-Modelle
|
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BW
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Winfried Kretschmann, Grüne
|
Mercedes-Benz S 500e l
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
Mannheim-Konstanz
300 km |
Audi e-tron
333 km
Tesla Model 3 Performance 445 km |
Franz Untersteller, Grüne
|
Audi e-tron
|
Elektro
|
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BY
|
Markus Söder, CSU
|
BMW 740Ld xDrive
|
Diesel
|
Hof-Garmisch-Partenkirchen
382 km |
|
Thorsten Glauber, Freie Wähler
|
Audi e-tron
|
Elektro
|
|||
BE
|
Michael Müller, SPD
|
Mercedes-Benz S-Guard 600 Limousine
|
Benzin
|
Wannsee-Hellersdorf
42 km |
|
Regine Günther, Grüne
|
Tesla Model 3
|
Elektro
|
|||
BB
|
Dietmar Woidke, SPD
|
Mercedes-Benz S 350d 4MATIC
|
Diesel
|
Prenzlau-Elsterwerda
282 km |
|
Jörg Vogelsänger, SPD
|
BMW 730d
|
Diesel
|
|||
HB
|
Andreas Bovenschulte, SPD
|
Mercedes-Benz E 300e
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
Vegesack-Hemelingen
32 km |
|
Maike Schaefer, Grüne
|
Mercedes-Benz E 350e
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
HH
|
Peter Tschentscher, SPD
|
Mercedes-Benz E 400 d 4MATIC
|
Diesel
|
Bergstedt-Harburg
29 km |
|
Jens Kerstan, Grüne
|
BMW 330e iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
HE
|
Volker Bouffier, CDU
|
Audi A8 L 4.0 TFSI quattro
|
Benzin
|
Kassel-Gorxheim
263 km |
|
Priska Hinz, Grüne
|
BMW 740Le xDrive iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
MV
|
Manuela Schwesig, SPD
|
BMW 740Ld xDrive
|
Diesel
|
Heringsdorf-Boltenhagen
238 km |
|
Till Backhaus, SPD
|
Audi A8 50 TDI quattro
|
Diesel
|
|||
NI
|
Stephan Weil, SPD
|
Audi A8 3.0 TDI L quattro
|
Diesel
|
Cuxhaven-Göttingen
333 km |
|
Olaf Lies, SPD
|
Audi A6 50 TDI quattro
|
Diesel
|
|||
NW
|
Armin Laschet, CDU
|
Audi A8 L 50 TDI quattro
|
Diesel
|
Minden-Aachen
295 km |
|
Ursula Heinen-Esser, CDU
|
BMW 740Le xDrive iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
RP
|
Malu Dreyer, SPD
|
Audi A8 L 50 TDI quattro
|
Diesel
|
Koblenz-Landau (Pfalz)
177 km |
|
Ulrike Höfken, Grüne
|
BMW 740e iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
SL
|
Tobias Hans, CDU
|
BMW 740d xDrive
|
Diesel
|
Merzig-Homburg
66 km |
|
Reinhold Jost, SPD
|
BMW 740e iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
SN
|
Michael Kretschmer, CDU
|
BMW 750Ld xDrive
|
Diesel
|
Leipzig-Görlitz
223 km |
|
Thomas Schmidt, CDU
|
Audi A8 L 50 TDI quattro
|
Diesel
|
|||
ST
|
Reiner Haseloff, CDU
|
BMW 740Ld xDrive
|
Diesel
|
Stendal-Naumburg
225 km |
|
Claudia Dalbert, Grüne
|
BMW 740e iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
|||
SH
|
Daniel Günther, CDU
|
BMW 750Ld xDrive
|
Diesel
|
Flensburg-Geesthacht
211 km |
|
Jan Philipp Albrecht, Grüne
|
Audi A6 50 TDI quattro
|
Diesel
|
|||
TH
|
Bodo Ramelow, Linke
|
BMW 750 xDrive
|
Diesel
|
Eisenach-Altenburg
179 km |
|
Anja Siegesmund, Grüne
|
BMW 530e iPerformance
|
Hybrid: Benzin/ Elektro
|
Wer in Zeiten der Klimakrise wissen will, was die „Mächtigen“ weltweit für Autos fahren und wie viel CO2 da ausgestossen wird, dazu gibt’s eine recht aussagekräftige Liste hier einzusehen …
Fotos: Youtube (Stills), twitter, Daimler, Olaf Kosinsky (kosinsky.eu), istock, Tesla, Toyota