Autorennen sind in Zukunft auch nicht mehr das, was sie mal waren. Statt ohrenbetäubendem Motorengekreische dürften dann eher die Lustschreie der Zuschauer lauter sein, als die vorbeiflitzenden Rennautos, wenn auch hier das Ende des Verbrennungsmotors besiegelt worden ist. Ford hat bereits mit dem Mustang Cobra Jet 1400 einen bulligen Electro-Muscle Car vorgestellt. Der ist allerdings ganz klar für Drag-Races gebaut, was man auch am ganzen Habitus sieht. Für den „normalen“ Rennsport ist der Wagen eher nichts – wohl aber ein guter Grundstock.
Ford stellte deshalb am heutigen Dienstag in Dearborn, Michigan, das Rennsport-Pendant zum eCobra vor, den Mustang Mach-E 1400. Dabei ist die 1400 natürlich ein buchstäblicher Wink mit dem Zaunpfahl und beschreibt die Leistung des Elektrorenners. Nicht weniger als 1.419 PS werden in dem komplett umgebauten Mach-E mobilisiert. Damit qualifiziert sich dieser Wagen natürlich für die in den USA beliebte NASCAR-Serie und soll auch noch bei den populären Gymkhana-Drift-Events antreten.
Die Grundlage des bulligen Renners ist wie gesagt ein normaler Mach-E GT, der bei Ford Performance in Zusammenarbeit mit RTR Vehicles entwickelt wurde. Insgesamt 10.000 Arbeitsstunden haben die Teams in die Entwicklung des Mustang Mach-E 1400 investiert, der die Lücke schließen soll zwischen dem realen Potenzial eines batterie-elektrischen Fahrzeugs und der Kundenmeinung über die vermeintliche Leistungs(un)fähigkeit eines E-Autos. Die Schöpfer des Mustang Mach-E 1400 bezeichnen ihr Produkt übrigens als Straßen-Rakete („road rocket“). Leider sieht der Renner nicht ganz so elegant aus, wie der langgestreckte eCobra, denn die neuen Einsatbereiche verlangen nach einer ganzen Menge Anbauteilen.
Das 56,8-Kilowattstunden-Ultrahochleistungs-Batteriepack des Mustang Mach-E 1400 besteht aus Nickel-Mangan-Kobaltzellen. Das Batteriesystem wird während der Ladezeiten von einem speziellen Kühlmittel gekühlt – das ist vor allem wichtig für ein schnelles Aufladen. Die Akkus versorgen sieben Elektromotoren – drei vorne und vier hinten. Damit hat der Mustang Mach-E 1400 fünf E-Motoren mehr an Bord als der Mustang Mach-E GT mit Allradantrieb. Eine Antriebswelle verbindet die E-Motoren des Mustang Mach-E 1400 mit den Differentialen, die über einen breit gefächerten Einstellbereich verfügen, um das Fahrzeug verschiedenen Einsatzzwecken bestmöglich anpassen zu können – von Hochgeschwindigkeitsrennen bis hin zu Drift-Wettbewerben.
Die Aerodynamik des Mustang Mach-E 1400 wurde durch eine Reihe von Anbauteilen optimiert, wobei der Schwerpunkt auf die Stromlinienförmigkeit, die Kühlung, die Fahrzeugfront sowie auf den Heckspoiler gelegt wurde. Fahrwerk und Antriebsstrang sind so ausgelegt, dass das Team verschiedene Layouts und deren Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die Leistung untersuchen kann, einschließlich Heckantrieb, Allradantrieb und Frontantrieb. Die Leistung kann ganz nach Bedarf zwischen Vorder- und Hinterrädern verteilt werden. Der Anpressdruck auf der Hinterachse beträgt über 1.000 Kilogramm bei einer Geschwindigkeit von 160 mph (257 km/h).
Der elektronische Bremskraftverstärker gestattet regeneratives Bremsen in Kombination mit dem ABS und der Stabilitätskontrolle. Zudem verfügt der Mustang Mach-E 1400 über die gleiche Brembo-Bremsanlage wie der Mustang GT4-Rennwagen. Speziell für Drifts hat der Supersportler ein hydraulisches Handbremssystem an Bord, das mit der Antriebssteuerung interagiert, um die Stromversorgung einzelner Motoren im Bedarfsfall unterbrechen zu können.
Der Mustang Mach-E 1400 soll in Kürze in den USA bei einem NASCAR-Rennen debütieren. Für Ford dient die Rennteilnahme auch als Prüfstein für neue Materialien wie etwa der Motorhaube aus organischen Verbundfasern, einer leichten Alternative zur Kohlefaser, aus der der Rest der Fahrzeug-Karosserie besteht.
Fotos: Ford