Hysterie und Angst waren noch nie ein guter Ratgeber, auch wenn uns derzeit gewisse Menschen, die im Verdacht stehen, die Welt retten zu können, das weismachen wollen. Letzlich gingen vertretbaren Lösungen immer nüchterne Analyse, Abwägung der Alternativen und schliesslich Machbarkeit der Vorschläge voraus.
Oder wie Noam Chomsky sagte: „We shouldn’t be looking for heroes, we should be looking for good ideas.“
55 kWh – das ist der Energieaufwand für die Gewinnung von 1 kg Wasserstoff. 1 kg Wasserstoff werden derzeit benötigt, um beispielsweise ein Fahrzeug wie den Hyundai NEXO oder den Toyota Miraj 100 km weit zu bringen. 1 kg Wasserstoff kostet an der Wasserstoff-Tankstelle durchschnittlich rund 10,00 Euro.
Der CO2-Anteil an diesen 55 kWh beträgt laut deutschem Energiemix von 2017 (0,489 kg CO2/kWh, BMU) 26,89 kg. Zum Vergleich: Ein Mittelklasse-Diesel, der rund 6,5 Liter pro 100 km verbraucht, emittiert rund 20,1 kg CO2. Das ist bitter. Zumal derzeit 6,5 Liter Diesel 8,45 Euro (1,30 Euro/Liter) kosten.
Wäre es möglich, Wasserstofffahrzeuge zuhause zu laden, würden diese 55 kWh beim derzeitigen Strompreis 16,50 Euro kosten.
Hand aufs Herz: so sehr Sie ein Fan der Wasserstofftechnologie, und damit der Brennstoffzelle sind, würden Sie unter diesen Umständen von einem Verbrenner auf ein Wasserstoff-Auto umsteigen, das zudem mindestens 70.000 Euro kostet? Dabei lassen wir mal die Tatsache beiseite, dass derzeit im ganzen Bundesgebiet weniger als 100 Wasserstofftankstellen stehen. Wäre Ihnen die Ökologie soviel wert?
Bleiben wir doch bei unserer Zahl „55“. 55 kWh, das ist fast die Größe eines Akkus des Hyundai Kona oder Kia e-Niro. Deren Batterien haben derzeit eine Kapazität von 64 kWh. Bei einer Geschwindigkeit von rund 100 km/h auf der Autobahn (zugegeben, unglaublich langsam und nur schwer erträglich …) benötigte der Kona unseres Redakteurs auf einer Strecke von 375 km von München ins Elsass 74% des Akkus. Mithin war eine Restreichweite von 120 km im Fahrzeug. Hochgerechnet waren das 12,9 kWh/100 km. Und jetzt wird’s ganz bitter für die Wasserstoff-Fraktion. Mit den 55 kWh Energieaufwand für 100 Wasserstoff-Kilometer wäre der Hyundai Kona rund 426 km weit geschlichen. Der reale CO2-Ausstoss des Kona lag bei 6,3 kg/100 km.
Das alles natürlich ohne Leitungs- und Ladeverluste, sowie Batterieherstellungs-Hypothek.
Um es mit im Sinne von Noam Chomsky abzuschliessen: Wasserstoff ist derzeit – zumindest für den Individualverkehr – ein ganz schlechte Idee.