Leapmotor: Startup brilliert mit CTC-Architektur beim C01
In China gibt es mehr Start-ups für Elektrofahrzeuge, als anderswo. Kein Wunder, denn das Land ist groß und der Markt ebenfalls. Trotzdem ist es erstaunlich, wie hochentwickelt selbst kleine Start-ups inzwischen ihre neuen Stromer präsentieren. Leapmotor ist so ein Überflieger, der mehrere Treppenstufen gleichzeitig zu nehmen scheint.
Vorstellung der Performance-Limousine C01
Das Unternehmen wurde 2015 gegründet, ist immer noch unabhängig und hat bereits drei Modelle auf den chinesischen Markt gebracht. Dazu gehören ein Kleinwagen in der Smart 4/4-Klasse, der To3, das eSUV C11 und das eCoupé S01. Und nun eine Limousine, die von den Abmessungen und Leistungsdaten her in der Tesla-Model-3-Klasse rangiert.
Überhaupt: es scheint sich mit der Elektromobilität tatsächlich eine kleine Renaissance der Limousine anzubahnen. Das überrascht nicht, denn die Aerodynamik einer Limousine inklusive einer kleineren Stirnfläche verspricht bessere Effizienz und damit höhere Reichweiten.
CTC – Cell-to-Chassis
Um größere Energiedichten bei Elektrofahrzeugen zu erreichen, gehen die Hersteller immer mehr dazu über, den Batteriepack in die Karosserie als strukturelles Element zu integrieren. Das macht Tesla mit der 4680er-Zelle so, und auch BYD hat eine ganz eigene Lösung mit den Blade-Batterien entwickelt. Allen gemeinsam ist eine höhere Packungsdichte und damit eine größere volumetrische Energiedichte, angegeben in Wh/L. Gleichzeitig haben die strukturellen Batteriepacks Vorteile bei der Verwindungssteifigkeit der Fahrzeuge.
Der C01 beispielsweise wartet mit einer Torsionssteifigkeit von 33.897 Nm/° auf. Das ist ein sehr guter Wert, der in der Realität auch auf ein hohes Sicherheitspotenzial hindeutet.
Preise, Leistung und Reichweite
Zwar werden die Leapmotor-Fahrzeuge nur in China vertrieben, die Preise jedoch sind umgerechnet tatsächlich erstaunlich. Der C01 rangiert beispielsweise zwischen umgerechnet 26.000 und 40.000 US Dollar. Das Topmodell (400 kW) soll in 3,66 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und mit einer Reichweite von bis zu 717 km aufwarten. Freilich sind die Reichweitenangaben nach chinesischer NEDC-Norm, was erheblich weniger Kilometer in der Realität bedeutet. Mit 5,050 Metern Länge ist der Stromer recht groß und stösst damit schon in die obere Mittelklasse vor.
Eigenes OS und autonome Fähigkeiten
Die Chinesen nehmen, wie oben erwähnt, viele Stufen auf einmal. Digitale Fähigkeiten spielen im Reich der Mitte eine wichtige Rolle. Das junge Publikum ist absolut technikaffin und erwartet von neuen Fahrzeugen nichts anderes als state-of-the-art IT-Fähigkeiten. 28 Hochpräzisions-Sensoren und 23 autonome Fahr-Features sollen den C01 in die dortige Spitzenklasse katapultieren. Das Cockpit wartet mit 3 (!) Monitoren auf, die GUI erinnert vermutlich nicht nur zufällig an Tesla. Das Computerherz des Infotainment-Systems ist ein Qualcomm 8155P-Chip. Sprachkontrolle ist ohnehin Pflicht, zudem entsperrt sich das Fahrzeug durch „Face-ID“.
e-engine meint: Liest man die technischen Spezifikationen der gerade präsentierten neuen Modelle der chinesischen Start-ups, formuliert sich im Hinterkopf die Frage: sind sich die deutschen Hersteller der Gefahr bewußt, in der sie schweben? Die Dynamik der fernöstlichen Start-ups lässt deutsche Start-ups wie Schnecken wirken und bringt sogar klassische OEMs in Schwierigkeiten. Da ist es vermutlich gut, dass die Chinesen den europäischen Markt teilweise noch gar nicht auf dem Radar haben. Oder?