Dienstag Magazin: Frank Stephenson über das Polestar O2-Design. Ford will bis ’24 sieben neue Stromer bringen. Mercedes-Benz Batterierecycling.
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15. März 2022
Donnerstag Magazin: 879 km Roadtrip – Hyundai Verbrenner vs Stromer. BMW i7 – und jetzt erst recht! Mercedes-Benz EQS und EQE SUVs bekommen eigenes Batteriewerk.
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17. März 2022

Mittwoch Magazin: Sollten Audi, BMW, Daimler & Co wegen NIO besorgt sein? Tesla erhöht das zweite Mal die Preise. Geely baut Batteriewechselstationen für … Lkw. Daimlers „eMülllaster“ in der Enderprobung

Mittwoch Magazin: Sollten Audi, BMW, Daimler & Co wegen NIO besorgt sein? Tesla erhöht das zweite Mal die Preise. Geely baut Batteriewechselstationen für ... Lkw. Daimlers "eMülllaster" in der Enderprobung

Geely stellt Batteriewechsel-Stationen für Elektro-Lkw vor – wie man 3,2 Tonnen Batterie in 5 Minuten wechselt. Tesla: Preise hoch, Aktie runter. NIO: warum die Deutschen OEMs aufpassen müssen. Daimler: Niederflur-Lkw eEconic in der Enderprobung.

NIO ET7: Das Beste Elektroauto, das China bisher auf die Räder gestellt hat!

NIO ET7 Debüt in Europa – Grund zu Besorgnis?

Chinesische Elektroautohersteller schreiten äußerst dynamisch voran. Kunststück. Sie müssen auch alte „Zöpfe“ nicht abschneiden und können in der Regel bei Null anfangen. Wer allerdings bei „Null“ anfängt, muss auch eine Menge Stufen gleichzeitig nehmen, um den Anschluss an die klassischen OEMs nicht zu verlieren. NIO ist eines dieser chinesischen Start-ups, das durchaus auf eine (kurze) Vergangenheit mit Höhen und Tiefen zurückblicken kann. Eine Pleite stand da auch schon mal im Raum. 2019 war das Start-up fast schon am Ende angelangt, aber eine Finanzspritze der chinesischen Regierung in Höhe von 1,4 Mrd. US-Dollar rettete das Unternehmen.

Einer der am schnellsten wachsenden Autohersteller

Seitdem kam der Elektroautohersteller zügig mit seiner Weiterentwicklung voran. 2021 markierte den Anfang der globalen Expansion, man erreichte mit 91.429 Fahrzeugen einen neuen Aiuslieferungsrekord. Allein im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2021 lieferte man 25.034 Fahrzeuge aus. In den ersten beiden Monaten des Jahres betrugen die Auslieferungen bereits 15.783 Fahrzeuge, dabei rüstet man sich erst noch für den Sturm auf den europäischen Markt.

Mit einer Länge von 5,101 Metern ist der NIO ET7 kein Zwerg. Die Platzverhältnisse im Innern dürften allerdings sogar über dem Mercedes-Benz EQS liegen. Das Innen-Design ist mehr als „mehrheitsfähig“.

Wie erobert man den prestigeträchtigen deutschen Markt?

Durch Ideen und konzertierte Maßnahmen. Noch im März wird die Auslieferung des neuen Flaggschiffs ET7 beginnen. Der ET7 wurde im Januar 2021 mit viel Brimborium vorgestellt und soll den Hersteller weltweit in die Premiumklasse katapultieren. Die Chancen dafür stehen gut. Bis zu 1.000 Kilometer Reichweite sollen mit der größten Batterie (150 kWh) möglich sein, was noch zu beweisen wäre. Dass aber die Chinesen auf eine solche gigantische Batterie gar nicht angewiesen sind, weil ihre Fahrzeuge zudem den schnellen Batteriewechsel in einer speziellen Station beherrschen, macht die Ankündigung dieser theoretischen Reichweite um so pikanter. Denn durch ein cleveres Abo kauft man sich einfach das Fahrzeug mit kleinster Batterie und „gradet“ zeitweise „up“, wenn man mal weiter wegfahren muss …

Ende 2021 gab es 733 sogenannte Power Swap Stations, über 5,5 Millionen „swaps“ wurden durchgeführt. Darüber hinaus setzt auch NIO auf eigene „Supercharger“. Mehr als 6.000 dieser Charger sollen bis Ende 2022 installiert sein, dazu kommen mehr als 10.000 Destination-Charger und die Power Swap Stationen sollen sich mit mehr als 1.300 Standorten mehr als verdoppeln.

Der NIO ET7 probt den Sturm auf die deutschen Nobelmarken

Das Design des NIO ET7 ist unaufgeregt, schnittig und mehrheitsfähig. Die Preise starten bei rund 64.000 Euro. Mit seiner kleinsten Batterie, die 75 kWh Kapazität hat, soll der Stromer eine (NEFZ) Reichweite von 550 Kilometern haben. Die Fahrleistungen der über 5 Meter langen Luxuslimousine sind laut Youtube-Bericht von Fully Charged-Reporter Elliot Richards ohnehin beeindruckend. Den Spurt von 0 auf 100 schafft der Stromer in nur 3,8 Sekunden. Der Bemsweg aus 100 km/h soll dabei nur 33,5 m betragen (Porsche 911 GT3 RS: 28,2 Meter). Akademische Werte, sicherlich, aber sie zeigen, dass dieser chinesische Wagen die deutschen OEMs auf dem Gebiet der Elektromobilität nicht nur herausfordern kann. Der gesamte Youtube-Bericht hört sich an wie ein Abgesang auf Audi, BMW & Co. Wir wären da zumindest ein bißchen vorsichtig.

Marke oder dynamisches Leistungsversprechen?

Der deutsche Autofahrer ist altmodisch. Für ihn zählen Marke und Renomée und nicht Versprechungen von Newcomern. Allerdings zeichnet sich schon seit einiger Zeit ein Umdenken ab, vor allem unter den „Early Adoptern“, die vom schnöden Verbrenner auf den Stromer umsteigen. Die Beliebtheit von Marke und einstige Richtschnuren wie Spaltmaßen nehmen rapide zugunsten Effizenz und ausgefuchster Digital- und Elektrotechnik ab. Derzeitige Gewinner sind vor allem Tesla und die koreanischen Marken um die Hyundai Motor Group. VWs Einstieg darf zwar als gelungen bezeichnet werden, das Preis-/Leistungsgefüge jedoch dominieren andere. Die Wolfsburger, aber auch Audi und BMW profitieren von ihrem Verbrenner-Nimbus. 

e-engine meint: ein leichter Durchmarsch wird es für die chinesischen Hersteller inklusive NIO nicht. Unbekannte Newcomer müssen sich in „entwickelten“ Automobilmärkten erst beweisen. Man erinnere sich an das hiesige Debüt von Lexus, bzw. Tesla. Hyundai und Kia haben sich ihren Nimbus als formidable Autohersteller ebenfalls erst erkämpfen müssen. Und auch der Markteintritt der koreanischen Nobelmarke Genesis ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Was NIO allerdings von den anderen unterscheidet, ist die Vehemenz, mit der das Unternehmen auf neue Märkte drängt. Das „Gesamtpaket“ ist nämlich gegenüber deutschen OEMs bereits mehr als nur auf Augenhöhe. Die Batteriewechsel-Fähigkeiten indes machen aus einem ohnehin schon tollen Luxusstromer einen Reichweitensieger par Excellence. Immer schön den Rückspiegel im Auge behalten, liebe deutsche OEMs. Denn wie heißt es so schön? „Objects in the rear view mirror may be closer than they appear!

Apropos Tesla: da ging gerade die zweite Preisanpassung innerhalb einer Woche durch

Auch wenn die Kalifornier bislang gut durch die Halbleiter- und Rohstoff-Krise gekommen sind, irgendwann ist auch beim besten Supply-Chain-Spezialisten „Ende Gelände“. So passiert am Sonntag, als Elon Musk bereits durch einen Tweet ankündigte, dass die Inflation auch bei seinen Unternehmen angekommen sei. 

Tesla & SpaceX are seeing significant recent inflation pressure in raw materials & logistics

— Elon Musk (@elonmusk) March 14, 2022

Wie das Branchenportal Automotive News und die Nachrichtenseite Teslarati berichten, seien die Kosten bei Tesla zwischen Februar 2021 und Februar 2022 erheblich gestiegen. Während die Branche im Februar einen durchschnittlichen Anstieg des Transaktionspreises von 11,4 Prozent im Jahresvergleich verzeichnete, stieg der Durchschnittspreis von Tesla um 14,8 Prozent – weit entfernt von Jeep und Acura, die mit 20,9 bzw. 21 Prozent den höchsten Anstieg auf dem US-Markt verzeichneten.

Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass Tesla seine Preise ein zweites Mal innerhalb einer Woche in China und den USA erhöht hatte. Musk macht aber auch den Ukraine-Konflikt für die weiteren Preisanpassungen verantwortlich. Wie Reuters berichtet sind die Preise für Metalle, die in Autos verwendet werden, in die Höhe geschnellt. Dazu gehören Aluminium, das in der Karosserie verwendet wird, Palladium, das in Katalysatoren zum Einsatz kommt, sowie Nickel und Lithium, die die Batterien von Elektrofahrzeugen antreiben.

Geely sprengt die Dimensionen beim Battery-Swap: Vorstellung einer Lkw-Swap-Station für Nutzfahrzeuge.

Apropos Batterie-Swapping: Geely hat gerade die Dimensionen geändert!

Bereits seit letztem Jahr setzt auch die Geely Technology Group auf die Technologie des Batteriewechsels, um ihren Ridesharing-Service mit frischen Batterien innerhalb von nur einer Minute zu versorgen. Nun stellten die Chinesen die Technologie für LkW vor.

Batteriewechsel, aber in größerem Maßstab

Durch den Einsatz einer Kombination aus rein elektrischen Lastkraftwagen, einschließlich Zementmischern und Standard-Sattelzügen, hofft Geely, typisch „schmutzige“ Branchen wie Bau und Logistik umweltfreundlicher zu machen. Die Lkw hier sehen zwar ganz gewöhnlich aus, aber hinter der Fahrerkabine befindet sich ein großer schwarzer Kasten, der die Batteriezellen und das Gehäuse in einem sicheren Paket enthält. Die Zementmischer, die den Dienst derzeit nutzen, verfügen über eine Batterie, die bis zu 280 kWh Strom speichern kann – das ist etwa drei bis vier Mal so viel wie bei einem normalen Elektrofahrzeug. Damit haben die Lkw eine rein elektrische Reichweite von etwa 190 km und können auch andere Funktionen wie das Mischen von Zement betreiben.

Die Batterie wird mit einem Kransystem von oben in nur 5 Minuten ausgetauscht.

In 5 Minuten ist alles erledigt.

Bei Pkw ist es üblich, dass die Batteriewechselstationen das Auto anheben, damit die Batterie von der Unterseite des Fahrzeugs aus gewechselt werden kann. Bei einem 31-Tonnen-Fahrzeug ist das natürlich kaum darstellbar. Die Batterie, die sich hinter dem Fahrerhaus befindet, ist so konstruiert, dass sie schnell und sicher von oben zugänglich ist. Ein Kran, der sich über dem Fahrzeug befindet, fährt herunter und hebt die 3,2 Tonnen schwere Batterie nach oben in das Batterielager, wo sie gegen eine neue ausgetauscht wird.

Wo liegen die Vorteile?

Was sind also die Vorteile einer solchen „Batterie-Tankstelle“? Man benötigt nicht nur ungefähr die gleiche Zeit wie beim Betanken mit Benzin oder Diesel, es ist auch günstiger – die Kosten pro 100 km für den Betrieb dieser reinen Elektro-Lkw liegen in China bei etwa 30-40 Yuan (etwa 5 USD). Zum Vergleich: ein deutscher Sattelzug verbraucht ungefähr 32 Liter auf 100 Kilometer. Die würden bei den derzeitigen Dieselpreisen bei uns 70 (!) Euro kosten.

Die Tankstellen selbst sind relativ platzsparend, sie benötigen etwa 200 Quadratmeter und können dank ihres modularen Aufbaus schnell errichtet werden. Dies macht sie zu einer cleveren Lösung für dicht besiedelte städtische Gebiete und auch zu einer Alternative zu Ladestationen, die mehr von der lokalen Strom-Infrastruktur verlangen. Solarpaneele auf dem Dach der Station liefern zudem Energie für einen Teil des Betriebsstroms der Stationen.

e-engine meint: China ist einmal mehr Vorreiter. Die Batterie-Swap-Technik scheint langsam im Mainstream anzukommen. Pikant ist dabei der Einsatz in großen Nutzfahrzeugen. Hier zählen kurze Standzeiten, denn die Nutzfahrzeuge müssen laufen um sich zu amortisieren. Komisch, dass bei uns noch niemand auf die Lkw-Swap-Technologie gekommen ist.

Auf Wintererprobung in Finnland: der eEconic von Daimler Truck. Der Niederflur-Lkw ist für den kommunalen Einsatz beispielsweise als Mülllaster gedacht.

Apropos Elektro-Lkw: Daimler nimmt letzte „Härtetests“ beim eEconic vor

Vor dem bevorstehenden Serienstart in der zweiten Jahreshälfte muss sich der batterieelektrische Mercedes-Benz eEconic im Wintertest am Polarkreis beweisen. Bei frostigen Temperaturen von bis zu -25°C haben Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Special Trucks den für den Kommunaleinsatz vorgesehenen E-Lkw im finnischen Rovaniemi erprobt. Unter anderem testeten die Ingenieure das Verhalten der Batterien und des elektrischen Antriebsstrangs und die dazugehörigen Systeme bei eisigen Temperaturen. Auch „Realworldtests“ spielen hier eine wichtige Rolle. So wurden die Batterien des Fahrzeugs an verschiedenen Ladesäulen aufgeladen, um die Kompatibilität zwischen Fahrzeug und Ladesäule zu überprüfen.

Als Teil der Erprobung validierten die Entwickler mit dem seriennahen Testfahrzeug darüber hinaus die Praxistauglichkeit des eEconic anhand von simulierten Abfallsammelrouten. Denn gerade auch im Kommunaleinsatz müssen die Fahrzeuge selbst unter widrigen Witterungsverhältnissen zuverlässig funktionieren und ihre Aufträge erfüllen. Die Erprobung in Finnland hat gezeigt, dass der eEconic diese Voraussetzungen erfüllt – und das geräuscharm und lokal CO2-neutral. Der eEconic ist nun bereit für den nächsten Schritt: Die Praxiserprobung bei Kunden.

Der eEconic profitiert in Sachen Fahrzeugarchitektur von Daimler Truck‘s globaler Plattformstrategie: Der Niederflur-Lkw basiert auf dem eActros für den schweren Verteilerverkehr, der 2021 in die Serienproduktion ging.

Fotos: Fully Charged Show (Youtube Stills), NIO, Geely, Twitter (Musk), Daimler Truck

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