Batteriedegradation beim Mercedes-Benz EQC 400
Der EQC 400 ist das erste vollelektrische Fahrzeug, das die Stuttgarter nach der ersten Kooperation mit Tesla (B-Klasse) auf die Räder stellten. Im Gegensatz zu den jüngst erschienenen Fahrzeugen, EQS, EQE und Co. war die Antriebseinheit noch keine „echte“ Eigenentwicklung, sie stammte von ZF. Die Basis des EQC war zudem das Verbrenner-SUV, was erklärt, warum viele Zugeständnisse gemacht wurden.
Im Reichweitentest bei e-engine
Wir hatten den EQC bereits im Dezember 2019 im Kurztest. Wie schon der zuvor getestete Audi e-tron der ersten Stunde, war auch der EQC beim Verbrauch äußerst schluckfreudig. Auf der e-engine Normrunde (Umgebungstemperatur 7°C) genehmigte sich das eSUV satte 26,5 kWh auf 100 Kilometer. In Deutschland tat sich der EQC sehr schwer, zu teuer und zu ineffizient waren die häufigsten Kritikpunkte – Stuttgart war dementsprechend unzufrieden mit dem Auto. Ganz anders die Situation in Norwegen. Hier brillierte der Mercedes tatsächlich und lieferte sich zeitweise sogar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Audi „Fat“ e-tron. 10.259 Einheiten wurden bis heute dort verkauft, das sind jedoch nur 64 Fahrzeuge mehr, als vom Volvo XC40, der viel später debüttierte, abgesetzt wurden.
Günstige Energiepreise – Mercedes-Qualität
Die Norweger sind ohnehin sehr pro-SUV eingestellt. Kleine Autos tun sich hier heutzutage schwer. Das war nicht immer so. Der absolute Verkaufsspitzenreiter aller Zeiten ist nach wie vor der Nissan LEAF, gefolgt vom VW eGolf und dem Tesla Model 3. Durch die niedrigen Strompreise fällt der hohe Verbrauch des EQC in Norwegen kaum ins Gewicht. Der Preis für Haushalte betrug im März 2022 laut „GlobalPetrolPrices.com“ umgerechnet 13 Euro-ct. Das bedeutet, dass 100 Kilometer bei 25 kWh Verbrauch gerade mal 3 Euro 25 ct kosten. Das scheint sich auch im November kaum geändert zu haben, denn durch niedrigen Stromverbrauch und gut gefüllte Stauseen sank der Strompreis dort sogar – von Energiekrise keine Spur.
Darüber hinaus ist die Verarbeitungsqualität des EQC typisch Mercedes-Benz. Die Autos sind, das sagt der Volksmund, buchstäblich für die Ewigkeit gemacht. Was auch der Grund dafür war, dass Taxifahrer auf die Autos schworen. Bjørn Nyland hat nun die Batteriedegradation bei einem EQC mit hoher Kilometerleistung gemessen. Das Ergebnis überrascht.
Hohe Kilometerleistung
Der getestete EQC hat eine Kilometerleistung von 234.308 Kilometern in nur 2 Jahren absolviert. In diesem Zeitraum wurde der Wagen 585 Mal aufgeladen, meistens mit einem speziellen Gleichstrom-Lader, der gerade mal 40 kW Ladeleistung bereitstellte. Mit anderen Worten, die Batterie des Stuttgarters wurde mit Samthandschuhen angefasst. Das Ergebnis überzeugt. Von den ursprünglich nutzbaren 80 kWh blieben immerhin 73,3 kWh übrig. Die Degradation betrug demnach nur -8,4%. Das ist für die hohe Zyklenanzahl tatsächlich erstaunlich gut. Einen kleinen Irrtum begeht Nyland allerdings in seinem Test: er geht von einer Bruttokapazität von 90 kWh aus, tatsächlich ist der EQC mit einer 85 kWh-Batterie ausgerüstet. Auch beträgt die maximale Ladeleistung des Stuttgarters nicht 200 kW wie im Bericht angegeben, sondern nur 112 kW.
e-engine meint: Auch wenn der erste Wurf der Stuttgarter hier und da noch zu Wünschen übrig liess, die Verarbeitungs- und die Komponentenqualität ist typisches Mercedes-Niveau. Wenn man die Innenausstattung nach 234.000 Kilometern betrachtet, hat die kaum gelitten. Das selbe kann man der Elektrik attestieren. Die Batteriepacks und der Antriebsstrang sind offenbar für eine lange Lebensdauer ausgelegt. Nyland vergleicht die Degradation zudem mit verschiedenen Parametern. Nicht nur Zyklen, auch die Alterung wird mit berücksichtigt. Seine Erfahrungswerte zeigen, dass der Alterungsprozess weit weniger Einfluss auf die Degradation hat, als häufige Ladezyklen.