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Nur 150 km Reichweite für knapp 33.000 Euro? Ob das ausreicht zum nächsten Café zu kommen …?
Demnächst ist es soweit. Die elektrische Harley, LiveWire (–> TEST), steht bei den Händlern. Aber was steckt eigentlich im Rahmen?
Revelation Motor
„Offenbarung“, so jedenfalls heißt „Revelation“ auf Deutsch. Das Herz der neuen LiveWire bildet ein neuer Harley-Davidson Antriebsstrang mit dem sogenanngen „Revelation Permanentmagnet-Elektromotor“.
Er entwickelt eine maximale Leistung von 106 PS und ein maximales Drehmoment von 116,6 Nm. Anders als bei Verbrennungsmotoren steht beim Elektroantrieb das gesamte Drehmoment bereits ab der ersten Radumdrehung zur Verfügung und ist während der Fahrt jederzeit zu 100 Prozent abrufbar. Das sorgt, das ist man von Elektroautos schon so gewöhnt, für eine äußerst beeindruckende Leistungsentfaltung.
Typische Elektrofahrzeugbeschleunigung – und leider auch Reichweite
Die LiveWire beschleunigt, laut Hersteller, in rund drei Sekunden von 0 auf 100 km/h und wartet mit einem Durchzug von 60 mph (96,6 km/h) auf 80 mph (128,8 km/h) in 1,9 Sekunden auf. Ihr Hochleistungsakku sorgt für eine Reichweite von 235 km in der Stadt oder 153 km im kombinierten Stop-and-go-Highway-Zyklus (gemessen im Rahmen des MIC-City- und des MIC-Combined-Tests).
Gemessen im World Motorcycle Test Cycle (WMTC) ist die Reichweite mit knapp 158 Kilometer kaum höher.
Der Revelation Motor und sein Ladeterminal sind flüssigkeitsgekühlt, ein wuchtiger, aber unauffälliger Kühler sorgt für die Wärmeabfuhr. Der neuartige Antriebsstrang sorgt für einen tiefen Schwerpunkt, was sich positiv beim Handling auswirken sollte.
LiveWire Stromspeicher zentral im Leichtmetallgussrahmen
Als Hauptbatterie der LiveWire fungiert ein Energiespeichersystem aus Lithium-Ionen-Zellen (Rechargeable Energy Storage System, RESS) mit einer Gesamtkapazität von 15,5 kWh, das zentral im Leichtmetallgussrahmen positioniert ist. Das Leichtmetallgehäuse des Systems bildet zugleich einen Kühlkörper mit sichtbaren Kühlrippen. Lufthutzen am Rahmen leiten zusätzlich Kühlluft von oben auf das Gehäuse, das an mehreren Punkten mit dem Rahmen verbunden ist und das Fahrwerk so gezielt versteift. Die Spannungsversorgung zum Starten, für die Kommunikation mit dem Transponder und weitere Funktionen übernimmt ein zusätzlicher 12Volt-Lithium-Ionen-Akku.
Im Schiebebetrieb arbeitet der dann vom Hinterrad angetriebene Motor als Generator, der die Batterie nachlädt. Die Rekuperationsfunktion spürt der Fahrer in Form einer Motorbremswirkung. Sie ist je nach Fahrmodus unterschiedlich stark ausgeprägt und lässt sich zudem vom Fahrer in mehreren konfigurierbaren Fahrmodi individuell anpassen.
Auf das Batterie-System (RESS) gewährt Harley-Davidson fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung.
LiveWire Ladeoptionen
Die integrierte Level-1-Ladevorrichtung der LiveWire lässt sich mit einem unter dem Sitz verstaubaren Netzkabel an konventionelle 120- und 240-Volt-Haushaltssteckdosen anschließen. In diesem Modus nimmt der Akku in einer Stunde ausreichend Strom für eine Reichweite von ca. 21 km auf. So kann die LiveWire über Nacht vollständig geladen werden.
Darüber hinaus ist die neue LiveWire serienmäßig kompatibel mit der aktuellen DC-Fast-Charge (DCFC)-Technologie, bei der die Maschine über einen CCS2-IEC-Typ-2-Ladestecker geladen wird (Level-2-, Level-3- oder DCFC-Ladevorgänge). Diese Technik erlaubt einen theoretischen Range-per-Hour (RPH)-Wert von 308,9 km. In den ersten 40 Minuten lädt DCFC den Akku bereits auf 80 Prozent seiner Kapazität. In 60 Minuten ist der Akku vollständig geladen.
Harley-Davidson Handelsstützpunkte, in denen die LiveWire angeboten wird, verfügen über eine DCFC-Schnellladestation.
e-engine meint: Armchair-Einschätzung. Wie bei allen Elektromotorrädern hakt es bei der Reichweite. Ein richtiger Biker wird sich kaum mit 150 km Reichweite bis zum nächsten 1-Stunden-Stopp an einer der raren Ladestationen zufrieden geben. In den Bergen, wo passionierte Biker nicht genug von den Kurven bekommen können, dürften Schnelladestationen eher selten zu finden sein – da sollte man dann eher eine Übernachtung einkalkulieren. Zu weitgehend lautlosem Cruisen zum nächsten Café mag das ausreichen. Es ist zu bezweifeln, dass man dafür ein Elektromotorrad mit solch einer geringen Reichweite braucht, zumal das „Fahrvergnügen“ erst bei 32.950 Euro (Deutschland) beginnt.
Fotos: Harley-Davidson
