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3. August 2021

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Kia XCeed Plug-in Hybrid im 14-Tage-Test bei e-engine.de! Das hört sich an, als würde bei uns die Hölle zufrieren. Für bestimmte Fahrprofile könnte ein PHEV allerdings Sinn machen, vorausgesetzt, man bewegt ihn artgerecht.

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Kia XCeed Plug-in Hybrid im e-engine Test. Hell freezes over?

Hell freezes over?

e-engine.de testet einen Hybriden und das auch noch für fast 14 Tage. Sind das nicht die Fahrzeuge, die weder richtige Verbrenner noch richtige Stromer sind, die von vielen nur als Alibiveranstaltung verstanden werden, um mit dem „E“ am Nummernschild Fördermittel abzugreifen, sowie Steuern und möglicherweise Parkgebühren zu sparen?

Doch bevor wir uns den Plugin-Hybrid „Kia XCeed 1.6GDI PHEV DCT“ in der Ausstattungsvariante „Spirit“– wie der kompakte Crossover mit komplettem Namen heisst – zur Brust nehmen, ein kurzer, vereinfachter Ausflug in die Definition der verschiedenen Hybrid-Varianten:

Mild-Hybride
wie der aktuelle Golf VIII 1.5 eTSI fahren grundsätzlich mit dem Verbrenner, rein elektrisches Fahren ist nicht möglich. Beim Mild-Hybrid unterstützt ein Starter-Generator, also ein einfacher Elektromotor mit meist 48 Volt Betriebsspannung den Verbrenner. Er kann kurzfristig den Verbrenner mit etwas Mehrleistung unterstützen, den Motor starten und Strom erzeugen. Die Technik ist leicht implementierbar in bestehende Fahrzeugkonzepte und kann bis zu 10 % Kraftstoff einsparen, was den Herstellern auch hilft, die CO2-Ziele der EU zu erreichen.

Vollhybride
wie der Hyundai IONIQ Hybrid können durchschnittlich bis zu 50% der Zeit elektrisch fahren, etwa in der Stadt mit bis ca. 50 km/h. Der Akku wird vom Verbrenner beim „Segeln“ und Bremsen bei Kräften gehalten. Bei höheren Geschwindigkeiten oder größerem Leistungsbedarf etwa an einer Steigung arbeiten dann beide Motoren zusammen.

Eine Ladebuchse für eine Stromtankstelle gibt es weder bei Voll- noch bei Mild-Hybriden, auch Kaufprämien gibt es für diese Fahrzeuge nicht.

Plug-in Hybride (PHEV)
fahren je nach Leistungsanforderungen und Situation entweder rein elektrisch, mit Verbrenner oder mit beiden Antrieben kombiniert und der Verbrenner lädt im Betrieb auch die Batterie. Anders als bei Mild- und Vollhybriden betragen die elektrischen Reichweiten zwischen 35 und 100 Kilometern und es gibt es eine Ladesteckdose, mit der die Akkus daheim oder an der Ladesäule Strom nachfassen können. Auch die rein elektrisch erreichbaren Geschwindigkeiten sind höher, bei Kia XCeed kann man beispielsweise bis zu 120 km/h schnell fahren, bevor der Verbrenner sich zuschaltet.

Allen Hybridvarianten gemein ist, dass sie relativ kleine Batterien haben, die ohne Nachladen in der Regel Reichweiten zwischen 35 und 100 Kilometern bieten und das die beim Bremsen gewonnene Energie der Batterie zugute kommt (Rekuperation). Beträgt die Stromer-Reichweite mindestens 40 Kilometer, gibt es reichlich Fördermittel vom Staat auf den Kaufpreis. Damit wissen Sie auch schon, warum der Kia (und andere aktuelle Hybride) 50 Kilometer Elektro-Reichweite besitzt!

Mit einem Plug-in Hybrid gehört jede Form von Reichweitenangst der Vergangenheit an, denn selbst wenn der Akku komplett leer sein sollte, fährt man mit dem Verbrenner weiter und während der Fahrt lädt der Verbrenner zusätzlich sogar die Batterie wieder auf.

Womit wir endlich beim Thema, nämlich dem Kia XCeed Plug-in Hybrid wären!

Der erscheint auf den ersten Eindruck äußerst proper, die coupéhafte Seitenlinie wirkt stimmig und läßt den Wagen weniger wuchtig und eleganter erscheinen als manche seiner Klassenkollegen. Den Stromer der XCeed-Familie, die natürlich auch mit verschiedenen Verbrennern lieferbar ist, erkennt man leicht an den nur im Hybrid verbauten Felgen, dem Waben-Kühlergrill und der zusätzlichen Klappe im vorderen linken Kotflügel, hinter der sich der Ladestecker verbirgt. Optisch ähnelt der XCeed seinen Markenbrüdern Ceed und Niro, doch bis auf die Türen ist die Karosse komplett neu gezeichnet.

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Klassischer Arbeitsplatz. Viele Knöpfe, viele Displays, eben wie ein normaler Verbrenner.

Interieur und Ergonomie

Der Einsteig ist an allen vier Plätzen komfortabel und das Platzangebot im Fond für größere Menschen knapp ausreichend. Die Heckklappe öffnet nur in der Topversion „Platinum“ elektrisch, in den Ausstattungslinien Vision und Spirit muss man die recht schwere Klappe von Hand öffnen und schliessen. Kleiner Komfortgag am Rande: wenn man sich mit dem Funkschlüssel dem XCeed nähert, wird die Heckklappe automatisch entriegelt, öffnen muss man sie leider immer noch von Hand.

Der Kofferraum ist aufgrund der im Fahrzeugboden und unter den Rücksitzen verbauten Akkus mit 291 Litern etwas kleiner als bei den Verbrenner-Kollegen, aber immer noch größer als beim Klassenprimus Golf. Dank der zweifach geteilten umlegbaren Rückbank kann der Stauraum auf Großeinkaufs-Volumen mit 1243 Litern Fassungsvermögen erweitert werden. Der Laderaum selbst ist aufgeräumt mit niedriger Ladekante, die nötigen Dinge wie Ladekabel, Warndreieck usw. sind unter einer Klappe unterhalb der Ladefläche in einem Fach verstaut.

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Das mittige Display. Wie man sieht, bekommt der klassische Verbrenner elektrische Hilfe.

Im Innenraum dominiert das mittig platzierte Display, das für Navi, Entertainment und alle Fahrzeugeinstellungen zuständig ist. Wie bei praktisch allen modernen Autos kommt man ohne intensives Handbuchstudium nicht aus, wenn man alle Funktionen finden und nutzen möchte, es kostet einige Zeit und Gewöhnung, sich mit mit der komplexen Bedienerführung anzufreunden. Die Bluetooth-Kopplung mit dem Handy gelingt jedoch problemlos, es können sogar zwei Bluetooth-Devices gleichzeitig verbunden sein und auch Apple CarPlay und Android Auto sind serienmäßig aktiviert. Das Navi überzeugt ebenfalls mit guter Benutzer- und präziser Wegführung. Erfreulich ist die ständig aktualisierte Anzeige verfügbarer Ladestationen mit Infos über Anbieter, Ladekapazität, Entfernung zum Fahrzeug und aktueller Verfügbarkeit.

Das Display hinter dem Lenkrad ist mit verschiedenen Ansichten konfigurierbar, neben der aktuellen Geschwindigkeit können die Navigation, der aktuelle Hybridstatus, Verbrauch und die aktuelle laufende Musik – sei es über Bluetooth oder andere Audioquellen – eingeblendet werden. Das linke Rundinstrument im Display zeigt den aktuellen Fahrmodus an und ob der Akku gerade geladen wird oder Leistung abgibt. Eine kleine Anzeige in Form einer klassischen Tankuhr informiert über den Ladestatus.

Die Sitze mit kombiniertem Stoff-Lederbezug sind auch auf längeren Fahrten komfortabel und in der Topversion „Platinum“ elektrisch verstellbar. In der uns zur stehenden Version „Spirit“ müssen sie noch manuell verstellt werden, nur die Lendenwirbelstütze beider Sitze ist elektrisch verstellbar.

Der Innenraum ist hochwertig verarbeitet, gefällt mit wertigen Materialien und guter Verarbeitung, ein Golf kann das nicht besser.

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Neben dem normalen Benzinmotor arbeitet ein kleiner Elektromotor. Die Batterie nimmt relativ viel Platz weg.

Strom oder Benzin?

Im Fahrbetrieb zeigt das Doppelherz von Kia sich angenehm altmodisch. Wer es nicht wüßte, käme erst nach einiger Zeit darauf, dass hier auch ein Elektromotor mitspielt. Das hat Vorteile, weil man sich als Umsteiger gleich zuhause fühlt. Die Schaltung hat die üblichen Automatik-Einstellungen P-R-N-D, zieht man den Schalthebel nach links, können die sechs Vorwärtsgänge in Abhängigkeit von der Drehzahl manuell geschaltet werden.

Drei Fahrmodi können über einen Taster auf der Mittelkonsole angewählt werden: „Elektrisch“ bedeutet, dass in erster Linie der Elektromotor für Vortrieb sorgt, der Verbrenner wird automatisch zugeschaltet wenn mehr Leistung benötigt wird, etwa beim forschen Anfahren, Beschleunigen oder auf Bergstrecken. „Sport“ gibt dem Verbrenner den Vorrang, bei höherem Leistungsbedarf kommt der Elektromotor mit seinem hohen Drehmoment dem Benziner zu Hilfe. Die Einstellung „Automatik“ wählt den für die aktuelle Fahrsituation optimalen Antrieb selbstständig.

In jedem Modus gilt jedoch: bei höheren Leistungsanforderungen arbeiten immer beide Antriebe zusammen, den Verbrenner komplett abzuschalten, ist nicht möglich. Wer rein elektrisch fahren möchte, muss mit dem Temperament einer Wanderdüne leben, um das Anspringen des Verbrenners zu verhindern. Dann kommt man bei sommerlichen Temperaturen etwa 50 Kilometer weit.

Bei dieser Fahrweise sind sogar Benzinverbräuche von unter einem Liter/100 km möglich. Das setzt aber voraus, dass man tatsächlich sehr verhalten beschleunigt und anfährt. In der Stadt ist das durchaus realisierbar, ohne zum Verkehrshindernis zu werden, vorausgesetzt, man nutzt jede Steckdose zum Aufladen.

Wenn man einen höheren Benzinverbrauch in Kauf nimmt, kann man den Hybriden auch fahren, ohne ihn jemals an eine Steckdose zu hängen, da der Verbrenner den Akku während der Fahrt auflädt und zwar recht flott: in 10-15 Minuten Verbrennerbetrieb lädt der Akku wieder von 80 auf 95-100 Prozent. So kann man etwa auf einer längeren Überlandfahrt den Akku wieder auf 100% laden, um am Ziel wieder emissionsfrei unterwegs zu sein.

An einer Ladestation mit maximal 22 kWh dauert eine Ladesession von Null auf 100 % etwa drei Stunden, denn die maximale Ladeleistung des Hybrid-Xceed beträgt lediglich 3,4 kW.

Benziner ist kein Kostverächter

Der 1,6 Liter große Benziner ist leider kein Kostverächter. Beim Beschleunigen und am Berg schnellt die Verbrauchsanzeige schnell auf über 10l/100km hoch, beim cruisen auf der Landstraße liegt der Durchschnittsverbrauch bei immer noch durstigen 6-7 l/100 km und mehr. Sparsam wird der Plugin-Hybrid erst im Mixbetrieb, wenn möglichst viel elektrisch gefahren wird. Dann sind auch bei flotterer Gangart in der Praxis Gesamtverbräuche von unter zwei bis drei Litern auf 100 Kilometer realisierbar. Und dies ist dann auch der große Verbrauchsvorteil gegenüber einem Xceed, der nur mit Benziner oder Diesel unterwegs ist!

Sportliches Fahrwerk und präzise Lenkung

Unabhängig von der Antriebsart überzeugt der XCeed mit einem gut abgestimmten, fast sportlichen Fahrwerk mit präziser Lenkung und einem kleinen Wendekreis, das Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Vorwärtsgängen verrichtet seine Arbeit vollkommen unauffällig, lediglich der Verbrenner macht sich bei höheren Drehzahlen durch ein deutliches, aber nicht störendes Brummen bemerkbar. Die zahlreichen Assistenzsysteme sorgen zusätzlich für entspanntes und sicheres Fahren. Der Tempomat mit Abstandsassistent hält zuverlässig den Abstand zum Vordermann und bremst dabei bis zum Stillstand, das ist vor allem in der Stadt mit häufigen Ampelstopps angenehm. Beim Einparken warnt das Auto vor Hindernissen die vorne und hinten auftauchen, die Rückfahrkamera sorgt für Überblick beim Rangieren. Nett dabei: ist der Rückwärtsgang angewählt, wird die Musik automatisch leiser, gemäß dem Motto: „Mach mal die Musik leiser, damit ich besser sehen kann!

Der bei Geschwindigkeiten ab 60 km/h aktive Spurhalteassistent überzeugt nicht in allen Situationen, wenn Mittel- oder Seitenmarkierungen auf der Fahrbahn fehlen oder schlecht sichtbar sind fährt der Wagen auch in einer Biegung manchmal trotzdem geradeaus. Dies passiert auch, wenn man flotter unterwegs ist, und etwa der Vordermann in einer Kurve abbremst auf unter 60 km/h – dann deaktiviert sich der Assistent und der Xceed fährt ohne Warnung geradeaus. Dies ist allerdings kein exklusives Kia-Problem, sondern scheinbar Standard bei aktuellen Spurhalteassistenten. Lästig und potenziell gefährlich ist es trotzdem!

Fazit

In der Gesamtbetrachtung spielt der Hybrid-XCeed die Stärken beider Antriebsarten aus, ohne sie mit deren Nachteilen zu verbinden. Dank des Verbrenners kann man mit dem Crossover-Stromer lange Strecken ohne vorherige Planung der Ladepausen zügig zurücklegen und dank des E-Motors ist eine fast emissionsfreie Mobilität im Kurzstreckenbereich möglich. Auch Stromerfreunde, die daheim keine Wallbox installieren können und keine Ladestation in Fußgänger-Entfernung finden, können mit dem Hybriden umweltfreundlich unterwegs sein, und mithilfe des Verbrenners die Batterie immer geladen halten.

Und dank der üppigen Fördermittel – in diesem Falle sind das aktuell 7.210 Euro – ist der Kia XCeed Plugin-Hybrid auch preislich erschwinglich. Das Basismodell „Vision“ kostet nach Abzug der Fördermittel etwa 29.000,00 €. Unser Testwagen in der Ausstattung „Spirit“ kostet 37.290,00 € abzüglich der Förderung liegt damit lediglich 80 € über der magischen 30.000 €-Schwelle. Ein durchaus verführerisches Angebot!

Kia XCeed Plug-in Hybrid: pfiffiger Crossover mit Doppelherz

Die Technischen Daten des Kia XCeed Plug-in Hybrid. Klick aufs Bild lädt das pdf herunter.

Text: Jörn Müller-Neuhaus
Fotos: Kia, Jörn Müller-Neuhaus

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