Batterien, die mit Rost und Luft funktionieren?
Bevor wir zu dieser unerhörten Technologie kommen, ein kurzer Exkurs: erneuerbare Energieerzeugung ist ein tolle Sache. Sowohl Solar- als auch Windkraftwerke liefern Strom zu einem marktgerechten Preis. Wenn sie liefern können. Unglücklichweise bläst der Wind nicht immer und nachts scheint keine Sonne. Aber es gibt Möglichkeiten, diese Nachteile auszugleichen.
Stromspeicher
Um das Zappel-Netz zu stabilisieren und überschüssigen Strom nicht sprichwörtlich in die Luft zu blasen, will man in Zukunft vermehrt zu Stromspeichern greifen. So existieren in den USA, Australien und auf einigen Inseln bereits riesige „Batteriefarmen“, die mit eindrucksvollen Zahlen aufwarten können. Die Vistra Group betreibt beispielsweise einen riesigen Batteriespeicher in Kalifornien mit einer Leistung von 400 MW und 1.200 MWh. Diese vergleichsweise riesigen Kapazitäten in Beziehung gesetzt: 1.200 MWh reichen für 300.000 US-Haushalte für … etwas mehr als vier Stunden. Das ist nicht viel.
Klimawandel
Der Klimawandel arbeitet auch gegen die erneuerbaren Energien. Vor allem Dunkelflauten, aber auch Stürme führen zu einem Stillstand bei der Stromproduktion. Solarzellen können unwiderbringlich zerstört werden oder funktionieren bei bedecktem Himmel so gut wie gar nicht. Und wenn der Wind zu stark bläst, müssen Windkraftwerke abgeschaltet werden. Mit anderen Worten: der Ausfall der CO2-freien Energieerzeugung kann in Zukunft länger dauern. Dann bleiben nur Backup-Kraftwerke die mit Gas oder Kohle betrieben werden. Das will man natürlich vermeiden. Um dem entgegenzusteuern, müssen Batterien mehr Strom, länger zur Verfügung stellen können. Und die Kosten müssen überschaubar bleiben.
Li-Ionen- vs Fe-Luft-Batterien
Das US Start-up Form energy will mit der sogenannten Eisen-Luft-Batterie die Stromspeicherung revolutionieren. Zum einen ist Eisen auf der Erde der vierthäufigste Element und zum anderen sind Fe-Luft-Batterien leichter zu recyclen.
„Reversibles Rosten“
Aber wie funktioniert die Batterie denn nun? In die Kladde gesprochen wird durch Eisen (Fe) und Sauerstoff (O2) und Wasser (H2O) Rost produziert. Der dann einsetzende Prozess stellt neben Fe(OH)2 (Rost) auch Strom her. Beim Laden wird der Prozess umgedreht. Strom wird aufgewendet um wieder die Bestandteile Eisen, Sauerstoff und Wasser herzustellen.
Form energy will mit diesem Prozess eine Effizienz von 80 Prozent erreichen. Und: die Kosten pro kWh sollen auf weniger als 20 US-$ sinken. Zum Vergleich: eine Anlage mit Li-Ionen-Batterien liegt derzeit noch bei 132 – 245 US-$ pro kWh. Dabei ist die Idee der Fe-Luft-Batterie ist nicht wirklich neu. Schon 1968 beschäftigte sich die NASA mit solchen Akkus. Leider verhinderten technische Hürden eine weitere Entwicklung.
Form energy hat wichtige Fürsprecher und Investoren gefunden. Über 240 Mio. $ an Fördergeldern haben Jeff Bezos, Bill Gates und der Stahl-Konzern Arcelor Mittal bereits in das Start up gesteckt. Die erste „Proof-of-the-Pudding“-Installation soll 2023 ans Netz gehen und mit 1 MWh Speicherkapazität Strom bis zu 150 h speichern können.
Bevor nun die Fragen noch einem Einsatz in Fahrzeugen kommen: nein, die Energiedichte der Batterien ist viel zu gering. Sie eignen sich tatsächlich nur als stationäre Akkus, die den Strom über lange Zeit abgeben können.
Youtuber Matt Ferrel hat alle diese Informationen (und noch viel mehr) hervorragend in einem 12-Minuten-Youtube-Beitrag zusammengefasst. Ein „Must-See“ für alle, die auf dem Laufenden bleiben wollen.