Brennen Elektroautos häufiger als Verbrenner?
Je mehr Elektroautos auf deutschen Straßen sind, desto häufiger wird die Wahrscheinlichkeit eines Fahrzeugsbrandes diskutiert. Li-Ionen-Batterien stellen tatsächlich eine große Gefahr dar, wenn – und die Betonung liegt auf „wenn“ – sie in Brand geraten. Aber der Reihe nach.
Warum geraten Fahrzeuge in Brand?
Die typischen Ursachen sind schnell aufgezählt. Dazu gehören Kollisionen mit anderen Fahrzeugen, elektrische Probleme wie Kurzschlüsse, Öl- oder Kraftstoff-Lecks, überhitzte Motoren, schlechte Wartung des Fahrzeugs, brennende Materialien wie beispielsweise Zigaretten, Batterieschäden oder Konstruktionsfehler.
Wie verteilen sich die Brände?
Nach einer Auswertung von Daten der US-Behörde NTSB (National Transportation Safety Board) und Verkaufsdaten des BTS (Bureau of Transportation Statistics) kam das US-Portal AutoinsuranceEZ Anfang 2023 zu einem erstaunlichen Ergebnis. Die meisten Brände pro 100.000 Fahrzeugen entstehen bei Hybrid-Fahrzeugen. An zweiter Stelle rangierten Verbrenner und erst an dritter und letzter Stelle reine Elektroautos. Die absoluten Zahlen freilich zeichnen ein anderes Bild. Da der Löwenanteil der Fahrzeuge in den USA nach wie vor Verbrenner sind, beeindruckt auch die Zahl der Brände von insgesamt 199.533 Fahrzeugen.
Stromer-Brände noch die Ausnahme
Mit nur 25,1 brennenden Fahrzeugen pro 100.000 sind die Elektrofahrzeuge also relativ sicher? Die Untersuchungen von AutoinsuranceEZ gingen noch tiefer. Man wollte wissen, warum die Fahrzeuge Feuer fingen. Bei den Elektro- und Hybridfahrzeugen führte vor allem die Batterie zu Bränden, weniger die elektrische Verkabelung. Bei den Verbrenner-Fahrzeugen gingen die Ursachen auf auslaufenden Kraftstoff, Kurzschlüsse in der Elektrik und das Antiblockiersystem (ABS) zurück.
Wie gefährlich ist ein Autobrand?
In den USA starben laut Informationen der National Fire Prevention Associaton (NFPA) im Jahr 2018 560 Menschen durch Autobrände. Die meisten dieser Brände wurden durch Kollisionen verursacht. Während die Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Autobrandes bei einem Elektrofahrzeugs deutlich geringer ist, sind Brände von Lithium-Ionen-Batterien wesentlich schwieriger zu löschen. Zudem sind viele Feuerwehrleute nicht damit vertraut, wie man solche Brände löscht. Durch konsequente Fortbildung wird diese Problematik allerdings immer weniger relevant, auch in Deutschland.
Der Unterschied zu Verbrennern
Stromer-Batterien sind ihre eigene Brennstoffquelle, die stundenlang brennen kann. Siehe dazu auch den Youtube-Video von Electric Classic Cars, das diese Problematik bestens verdeutlicht. Für die Feuerwehren ist es deshalb extrem schwierig, diese Batterien zu kühlen. Zudem kann ein Brand, der scheinbar gelöscht ist, jederzeit wieder aufflammen. Man nennt dies auch einen „Thermal Runaway“
Thermal Runaway
Ein „Thermal Runaway“ ist eine Kettenreaktion innerhalb eines Batteriepacks, die nur schwer zu stoppen ist, wenn sie einmal begonneen hat. Sie tritt auf, wenn die Temperatur im Inneren einer Batterie einen Punkt erreicht, der eine chemische Reaktion in der Batterie auslöst (siehe Video). Diese chemische Reaktion erzeugt noch mehr Wärme, wodurch die Temperatur weiter steigt und weitere chemische Reaktionen ausgelöst werden, die noch mehr Wärme erzeugen.
Beim thermischen Durchgehen steigt die Temperatur der Batteriezelle unglaublich schnell an (in Millisekunden). Die in der Batterie gespeicherte Energie wird zudem sehr plötzlich freigesetzt. Bei dieser Kettenreaktion entstehen extrem hohe Temperaturen (etwa 400 Grad Celsius). Diese Temperaturen können dazu führen, dass die Batterie gasförmig wird und ein Feuer entsteht, das so heiß ist, dass es kaum noch zu löschen ist. Es kann bis zu einem Tag dauern, bis solche Batterien wieder abgekühlt sind, weshalb man sie lange überwachen muss, dass sie nicht wieder Feuer fangen. In der Regel werden die Fahrzeuge in ein Wasserbad (so eines vorhanden, oder dies möglich ist) gestellt.
e-engine meint: Feuer im Fahrzeug ist immer eine lebenbedrohliche Situation. Moderne Autos haben zudem Konstruktionen, die dazu führen, dass selbst Türen und Fenster ohne elektrische Unterstützung nicht mehr von innen zu öffnen sind (natürlich gibt es häufig Notöffner, wie beim Tesla). In der Regel jedoch fängt ein Elektroauto bei einer Kollision selten Feuer, bzw. es dauert eine Weile (siehe das Youtube-Video), bis ein „Thermal Runaway“ einsetzt. Ein Verlassen des Fahrzeugs ist dann möglich. Zu beachten ist allerdings eines: kommt es zu einem Unfall, sollte man möglichst schnell das Elektro-Auto verlassen und auf sichere Distanz gehen.