Warum ein Tesla noch nicht reif für den Ottonormalverbraucher ist?
Was für eine Frage. Natürlich ist ein Tesla das. Aber der Youtuber Chandler David Smith sieht das anders. Seit zwei Jahren fährt er ein Tesla Model 3, und wäre der Wagen sein einziges Auto, hätte er den Kalifornier schon wieder verkauft. Wie das? Momentan gibt’s doch kein Elektroauto, das besser geeignet wäre, einen entsprechenden Verbrenner zu ersetzten, wie ein Tesla.
Na gut. Smith ist natürlich das Paradebeispiel für „Jammern auf hohem Niveau“, wenngleich einige seiner Einwürfe durchaus nachvollziehbar sind. Klar, am Anfang kommt die übliche Litanei über Spaltmaße, Verarbeitungsqualität und Co. Das ist inzwischen hinreichend geklärt. Man kann Glück haben und ein überdurchschnittliches Modell erwischen, oder man kann Pech haben, dann kriegt man eine Gurke, die schlechter verarbeitet ist, wie weiland ein Lada Made in Russia.
Was Smith nicht in Frage stellt, sind die inneren Autowerte, wie Beschleunigung, Fahrwerk und so weiter. Auch den „Autopiloten“ will er nicht mehr missen (die US-Variante, versteht sich). All das sei durchaus State-of-the-Art. Nicht so toll findet er beispielsweise die Möglichkeit, das Smartphone als Autoschlüssel zu verwenden. Sein Tesla will einfach des öfteren nicht automatisch öffnen, wenn er in die Nähe kommt. Vor allem, wenn man gerade was anderes mit dem Telefon nebenher macht. Natürlich funktioniert es, wenn man via App das Auto öffnet, aber das, so Smith, sei schließlich nicht der Sinn der Sache.
Eine tatsächlich seltsame Sache ist der „Notausstiegs-Hebel“ der Türen. Wenn Sie ein Model 3 fahren, wissen Sie, was gemeint ist. Alle anderen sind perfekte Kandidaten dafür, den falschen Hebel zu ziehen, um auszusteigen. Das wäre an sich nicht schlimm, scheint aber von der Elektronik und Mechanik so gar nicht gerne gesehen zu sein. Und in der Tat. Man fragt sich unwillkürlich, warum Tesla nicht einfach einen ganz normalen Ausstiegshebel eingebaut hat …
Und dann kommen wir zur Reichweitenprognose. Ist das Wetter innerhalb eines „normalen“ Temperaturfensters, sei das alles kein Problem. Ist es aber kälter, so unter 10°C, stimmt die Reichweitenberechnung gar nicht mehr. Wenn man dann auch noch etwas schneller unterwegs ist, als der Wagen erwartet, sowieso. Leistung abfordern kostet nun mal mehr Strom. Das ist einfache Physik, Mr. Smith. Seine Erfahrung ist allerdings, dass 100 Meilen Reichweite bei Minusgraden durchaus nur echte 50 Meilen sein könnten. Nach zwei Jahren, sollte man das allerdings wissen. Anyway, moderne Model 3 kommen unter anderem deshalb mit Wärmepumpe. Aber er hat natürlich recht mit seinem „Rant“. Ein 200%iger Tesla-Fan hat mit alle dem keine Probleme. Aber der sogenannte „Ottonormalverbraucher“ ist an sowas gar nicht gewöhnt und braucht die vom Stromer „erwartete Zuwendung“ so dringend wie ein Lock im Kopf. Oder?