Je mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind, desto mehr Akkus befinden sich logischerweise im „Umlauf“. Stellen wir uns mal vor, dass rund 1 Million Stromer in Deutschland unterwegs sind, die durchschnittlich über eine Batteriekapazität von 20 kWh verfügen. Das sind unglaubliche 7 GWh Speicherkapazität. Das dachte sich auch Willet Kempton und sein Team an der University of Delaware.
Er fand – auch durch Studien – heraus, dass in Industriestaaten Millionen Fahrzeuge in 95% der Gesamtnutzungszeit nicht bewegt werden. Solange es sich nur um „Verbrenner“ handelte, war das ohne Belang. Bei Elektroautos, so überlegte Kempton, könnte man doch die Akkus als Speichermedium benutzen, und im Falle von Energieflauten der regenerativen Energieerzeuger Wind und Solar, den Strom wieder ins Netz zurückspeisen. Die Akkus würden in Zeiten hoher Nachfrage und bei Spitzenlastzeiten als schnell verfügbare Puffer das Netz stützen. Vor allem die stark schwankende Windenergie könnte immens davon profitieren.
Andersrum würde in Zeiten niedriger Nachfrage das Fahrzeug preiswert aufgeladen. V2G, bzw. „Vehicle to Grid“ war geboren. Halt, Halt, werden sie jetzt sagen: wenn ich doch mein Fahrzeug gerade, wenn das Grid Energie benötigt, brauche? Was, wenn es dann vom Stromnetz leergesaugt ist?
Eine gute Frage. V2G bedeutet ja nicht, dass Sie den Strom in diesem Falle zur Verfügung stellen müssen. Ausgeklügelte digitale Systeme werden dafür sorgen, dass auch Ihre Ausnahme im Fall des Falles funktioniert. Oder Sie stecken Ihren Stromer einfach vom Netz ab.
V2G-Ansätze basieren auf dem Umstand, dass die meisten Fahrzeuge den größten Teil des Tages geparkt sind. Privatfahrzeuge werden in der Regel nur 2 Stunden täglich bewegt. Somit stünde der Stromer durchschnittlich 22 Stunden als Speicher zur Verfügung. Da die Ladezeit üblicherweise deutlich geringer ist, als die tatsächliche Standzeit, können Ladedauer der Batterien an die jeweiligen Anforderungen im Stromnetz angepasst werden.
Würden 90% aller deutschen Autos auf Stromer umgestellt, betrüge die theoretische Speicherleistung über 277 GWh. Man sagt, dass dann eine Ausgleichsenergie von 83 GW bereitgestellt werden könnte – was höher ist, als die gesamte deutsche Spitzenlast.
Voraussetzung für solche Spielchen ist natürlich ein digitalisiertes „Smart-Grid“, Fahrzeuge, die die Funktion unterstützen und zu guter Letzt natürlich unzählige intelligente Ladestationen, die bidirektional funktionieren.
Fahrzeuge, die dies bislang schon unterstützen sind beispielsweise der Mitsubishi -MiEV und der Nissan LEAF. Auch der Renault ZOE unterstützt dies theoretisch (wir berichteten), was derzeit bei einem Pilotprojekt gestestet wird. Es ist dazu allerdings noch eine Modifikation am Fahrzeug nötig. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Modelle mit V2G-Technologie auf den Markt kommen werden.
Fotos: NISSAN, Quellen: Wikipedia, eigene Recherche