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Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Opel Corsa-e: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Der Corsa-e, Stiefbruder des PEUGEOT e-208 auf Normrunde im Fahrtest.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Seit ein paar Wochen steht der Corsa-e bei den Händlern. Durch die Coronakrise eher unbeachtet. Wir fuhren mit dem Opel-Stromer die e-engine Normrunde.

Letztes Jahr konnten wir den Stiefbruder aus dem PSA-Konzern fahren. Den PEUGEOT e-208. Leider war der Stromer noch ein Vorserienmodell. Inzwischen steht auch das deutsche Pendant, der Opel Corsa-e bei den Händlern, im März wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt bereits 622 Fahrzeuge zugelassen. Zeit eine kleine Probefahrt zu machen. 

So klein ist der gar nicht …

Wenn man das erste Mal den Stromern der “Polo-Klasse” gegenüber steht, rückt sich vieles ins rechte Licht. Wirklich klein sind die Fahrzeuge nicht. Der Urpolo war defintiv eine Klasse drunter und gut 50 Zentimeter kürzer. Der Corsa liegt von den Abmessungen eher zwischen Golf II und III. Über die Formensprache des Opel kann man trefflich streiten, aber als Kleinwagen, der mal kein Crossover ist, geht der “Kleine” durchaus in Ordnung. Unser Testwagen war das Sondermodell “First Edition” mit 17-Zoll-Felgen, und einigen Gimmicks wie drahtloser Handyaufladung, automatisch anklappbaren Rückspiegeln und Rückfahrkamera. Also fast “Vollausstattung”. 

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Aufgeräumtes Cockpit: hier in der Version mit Vollausstattung.

Platzverhältnisse und Innenraumdesign

Die Platzverhältnisse vorne sind für die Klasse üppig, die Sitze sind gut vorne sogar mit Lordosenunterstützung. Wer hinten Platz nehmen muss, sitzt definitiv auf den billigen Plätzen. Längere Strecken sind da nicht unbedingt ein Genuss. Das Design ist für die Klasse angemessen, auch wenn der Stiefbruder e-208 hier tatsächlich viel pfiffiger daherkommt. Bei Opel gibt’s vorne nur ein Multifunktionsdisplay etwa von der Größe eines iPad-mini, sowie in der Mittelkonsole einen etwas größeren Touchscreen für Infotainment und Systemeinstellungen des Fahrzeugs. Keine Spur vom 3-D-Cockpit der Franzosen, dafür wird man mit teutonischer Nüchternheit konfrontiert. Der inzwischen eingestellte Opel Adam bewies, dass man schon mal auf einem anderen Weg war. Trotzdem hat das Display hinter dem Volant alle Informationen auf einen Blick parat, das Interface-Layout ist nicht verkehrt.

Die “Schaltung” auf dem Mitteltunnel kennt man vom PEUGEOT, hinter der Schaltung befindet sich die Fläche für kontaktloses Aufladen von Smartphones. Das ist insofern clever, weil auch ein USB-Anschluss gleich in der Nähe ist, damit eine Verbindung zu Apple Carplay, bzw. Android Auto hergestellt werden kann.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Im „Motorraum“ ist definitiv klein Platz für einen Frunk. Opel verzichtete auf eine flächendeckende Kunststoffabdeckung

Rundumsicht und Exterieur

Die Rundumsicht des Corsa-e ist gut, die Rückspiegel groß genug. Öffnet man die Motorhaube erwartet den Betrachter ein komplettes Chaos aus Schläuchen, Aggregaten und Kabeln. Der Motorraum ist dicht gepackt, Opel hat darauf verzichtet das Ganze durch eine Kunststoff-Abdeckung als „Fake-Motor“ zu tarnen. Die Heckklappe verbirgt einen relativ kleinen Kofferraum, die Sitze sind asymmetrisch umklappbar, bei Bedarf kann der Stauraum also erheblich vergrößert werden. Unter der Kofferraum-Matte befindet sich nur ein kleines Fach mit der einschraubbaren Abschlepp-Öse, Verbandszeug und Pannenset. Vor allem die Abschlepp-Öse machte uns stutzig, denn eigentlich soll man Elektroautos im Falle einer Panne nicht ziehen, sondern auf einem Hänger oder Lader transportieren. Vermutlich ein Überbleibsel aus der Verbrenner-Welt. Auf einen “Frunk” und erweiterten Kofferraum unter der Matte muss man also verzichten. Das ist auch kein Wunder, denn der Corsa-e läuft (wie der e-208) vom selben Band wie die Verbrenner. Die Konstruktion ist quasi ein Kompromiss.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

In der e-engine-Normrunde lag der Verbrauch des Corsa-e mit 15,4 kWh innerhalb unserer Erwartungen.

Normrunde

In verschiedenen anderen Publikationen wurde der Verbrauch des Corsa-e moniert. Wie beim PEUGEOT e-208 soll der für die Klasse zu hoch liegen. Zur Erinnerung: auf unserer Normrunde fanden sich auch schon so illustre Gäste wie der 2019er Renault ZOE (15 kWh/100 km) und der 2019er Nissan LEAF Plus (15 kWh). Die setzen für diese Klasse einen Benchmark. Das es auch anders geht, zeigt der Mercedes-Benz EQC. Der gönnte sich (allerdings bei zapfigen 8°C) satte 26,5 kWh. Ein Tesla Model 3 bei 6°C 17,2 kWh. Aber zurück zum Opel. 

Die Außentemperatur lag bei 15° C, die Heizung stellten wir auf 22° und den Ventilator auf Stufe 2. Los gings. Während der Normrunde spielten wir mit den Einstellungen „Eco“, „Normal“ und „Sport“. Aber dazu später.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Der Kofferraum ist nicht gerade üppig, unter der Matte befindet sich ein Fach für Abschleppöse, Erste Hilfe-Box und Pannenset. Warum der Rest nicht nutzbar ist, erschliesst sich uns nicht, denn eigentlich beginnt die Batterie erst unter dem Rücksitz …

Kurvenverhalten und Fahrwerk

Das Fahrverhalten des Corsa-e ist gutmütig, der Wagen liegt gut auf der Straße und schiebt kaum bei schnell genommenen Kurven nach Aussen. Im Vergleich zum weit schwereren Mercedes EQC ist das Gewicht des kleinen Stromers erstaunlicherweise durchaus spürbar. Der Schwerpunkt liegt zwar dank der Batterie relativ niedrig, aber bei zügiger Fahrweise bleiben die rund 1.500 kg durchaus präsent. Im Eco-Mode ist der Fahrbahnkontakt durch das Lenkrad kaum vorhanden, im Sportmodus dagegen wird alles straffer – auch der Spaßfaktor nimmt zu. Leider geht dann auch der Stromverbrauch in die Höhe. Bei der Rekuperation gibt’s zwei Einstellungen. “D” ist die Normaleinstellung, bei der Einpedalfahren nicht möglich ist, “B” macht zumindest weitgehendes Einpedalfahren möglich, Verzögern funktioniert aber nicht bis zum Stillstand.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Direkt unter der Klimasteuerung befindet sich ein USB-Port, darunter die drahtlose Ladeschale für Smartphones.

Auf unebenen, schlechten Landstraßen ist das Gestucker der Räder und des Fahrwerks durchaus vernehmlich – da ist kein Motorgeräusch, dass das übertönen könnte. Die Beschleunigung ist sehr gut, im Sportmodus ohnehin, dann ist die Befehlsübermittlung Fuß-Gaspedal-Elektro-Motor äußerst direkt. Überholvorgänge bei Geschwindigkeiten um die 80 km/h sind eine Wucht – der Opel zieht fantastisch und äußerst zügig (auch bei ECO-Einstellung) vorbei. Und wie steht’s mit dem Stromverbrauch? Der pendelte sich bei 15,4 kWh laut Bordcomputer ein.

Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Vergleich der Ladezeiten: Der Opel hat eine andere Ladekurve und scheint bis 50% schneller zu sein als der PEUGEOT. Daten via YouTube-Kanal von Andreas Haehnel

Als wir losfuhren, war der Stromer zu 90% aufgeladen und zeigte eine Reichweite von 190 km. Nach den 92 Kilometern zeigte er immer noch eine Reichweite von 140 Kilometern an. Verwirrt waren wir beim Fotografieren des Displays. Da waren aus den 140 Kilometern plötzlich 150 geworden. Übrigens zählt der Opel nicht Kilometerweise sondern in Zehnerschritten herunter. Das fanden wir tatsächlich nicht schlecht.

Die Ladeleistung des Corsa-e am Schnelllader unterscheidet sich ein bißchen von der des PEUGEOT e-208. Offensichtlich sind die 50% beim Corsa schneller erreicht, als beim Franzosen. Dies stellte der Youtubers Andreas Haehnel bei seinen Tests fest. Einen Bericht zur Ladeleistung finden Sie auch auf seinem Kanal.

Technische Daten:

  • Spitzenleistung: 136 PS
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,1 Sekunden (Werksangaben)
  • Top-Speed: 150 km/h
  • Batterie (brutto/netto): 50 kWh/47,5 kWh
  • Reichweite (WLTP): 330 km
  • Maße (LxBxH): 4.060 x 1.765 x 1.435 mm
  • Gewicht: 1.455 kg
  • Laden AC/DC: 7,4 kW/100 kW
  • Preis: ab 29.900 Euro (vor Subventionen)
  • Testwagenpreis: 36.000 Euro (vor Subventionen)
Opel Corsa-e auf Normrunde: solider Stromer mit kleinen Schwächen

Die Schaltung ist auch aus den PEUGEOTs bekannt. Dort wird der Hebel nicht nur für die Stromer, sondern auch als Automatikwahlhebel für die Verbrenner benutzt.

Fazit:

e-engine meint: Unser Opel Corsa-e Testfahrzeug kostet in der gefahrenen Version rund 36.000 Euro vor Subventionen. Also letztlich rund 30.000 Euro. Das ist immer noch eine Menge Geld. Da ist aber fast alles im Fahrzeug enthalten, was man so benötigt. Sogar ein Abstandswarner (Kamera im Innenspiegel, kein Radar) ist eingebaut. Das Navigationssystem unterstützt die Verkehrszeichen-Erkennung (nur Geschwindigkeit), kannte aber eine Neubaustrecke auf unserer Normrunde nicht. Die wurde schon vor knapp einem Jahr eröffnet – offensichtlich ist die Navigations-Software mindestens 1 Jahr alt. Wir empfehlen ohnehin das Navigationssystem aus dem Smartphone. Das DAB-Radio klingt gut, hat aber für Heavy-Metal-Fans und Lauthörer zuwenig Punch. Die Haptik im Innenraum ist an manchen Stellen wegen der verwendeten Kunststoffe recht billig, die Sitze sind tadellos und bieten guten Seitenhalt. Auf der Autobahn verbraucht der Corsa-e bei konstant 125 km/h rund 20 kWh (hier fällt die Rekuperation weitgehend weg), das ist relativ viel. Im Stadtverkehr sind Verbräuche um die 13 kWh möglich. Die Auflösung der Rückfahrkamera fanden wir nicht gut. Die Werksangabe von 17,0 kWh pro 100 Kilometer kann man also durchaus je nach Fahrprofil erheblich unterbieten.

Text: Bernd Maier-Leppla
Fotos: Opel, Bernd Maier-Leppla, e-engine

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