Neuvorstellung: NIO EL8
Premium-SUVs mit mehr als 5 Sitzplätzen sind momentan offenbar beliebt – vor allem bei den OEMs. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ein Hersteller nach dem anderen die Elektro-SUVs mit mehr als 5 Sitzplätzen so in der Vordergrund rückt. Nun also auch NIO.
NIO EL8: der 6Sitzer wurde am Donnerstag letzter Woche vorgestellt. Das Auto ist über 5 Meter lang und entwickelt immerhin 653 PS.
USP der Chinesen
Die „Unique Selling Proposition“ der Chinesen war bislang die austauschbare Batterie. Das hat man auch mit dem EL8 beibehalten. Das über 5 Meter lange eSUV verwendet die selben Batteriekapazitäten, wie die anderen NIO-Modelle. Also eine 75 oder 100 kWh-Variante. Damit ist auch hier BaaS möglich, also Battery as a Service. Die Mietpreise sind mit den bisherigen Modellen identisch. Der Anschaffungspreis reduziert sich dann um bis zu 21.000 Euro (für die 100-kWh-Variante). Übrig beiben dann mindestens 82.900 Euro, ein in unseren Augen recht sportiver Preis für ein Auto OHNE Batterie.
Ohne Batterie kostet die 100-kWh-Variante 21.000 Euro weniger. Im Vergleich zum Wettbewerb geht NIO mit sportiven Preisvorstellungen auf den deutschen Markt. Klick aufs Bild öffnet PDF.
Was bekommt man dafür?
Das Exterieur unterscheidet sich kaum vom grundlegenden NIO-Design, das übrigens im Falle des EL8 unter anderem vom deutschen Designer Markus Keil stammt, der den Titel „Lead Product Experience Manager“ innehält. Natürlich wartet der EL8 mit der kompletten Sensorik auf, die man von chinesischen Oberklasse-Herstellern so erwarten kann: LiDAR, Radar, Kameras und Ultraschall. Die autonomen Fähigkeiten werden von der AI-Entität NOMI mit verwaltet, die allerdings Aufpreis kostet. Die technischen Eckwerte sind dem Preis angemessen: Man bietet rund 653 System-PS. Damit beschleunigt der EL8 in etwas über 4 Sekunden von 0 auf 100 km. Die Reichweite wird mit bis zu 510 Kilometern (WLTP) angegeben.
Der NIO-Arbeitsplatz. Typisch chinesisches Design, wenig Firlefanz, viel „Weiß“. Die Materialien wirken etwas billig, wenn man den Preis von über 82.000 Euro betrachtet. Das Infotainment-System hingegen ist logisch aufgebaut, blitzschnell und hat unzählige Einstellungsmöglichkeiten.
Ladeleistung & Co.
Zumindest bei der großen Batterie geht nun das Laden schneller. Überhaupt laden chinesische Fahrzeuge seit einiger Zeit weit schneller als bislang – zudem flotter als der europäische Wettbewerb. Mit einer Spitzenladeleistung von 240 kW liegt der NIO fast auf Tesla-Niveau. In der Praxis soll das in Zukunft aber kaum mehr eine Rolle spielen, denn der Batteriewechsel (nur bei gemieteter Batterie) dauert nur 5 Minuten, dann sind wieder 90% „nachgeladen“. Vorausgesetzt, eine Swap-Station ist in der Nähe.
Premiumpreis gerechtfertigt?
Da könnte man trefflich drüber streiten. Die gefühlten Platzverhältnisse jedenfalls enttäuschen ein bißchen ob der Abmessungen des Autos. Wer größer als 180 cm ist, der ist wegen der eingeschränkten Höhe bereits eingeschränkt, und der Platz vorne wirkt durch die hohe Mittelkonsole äußerst beengt. Wer indes fast 2 Meter misst, der hat selbst in dem über 5-Meter-Boliden vorne so sein Handicap – ein „Probesitzer“ während der Vorstellung in München meinte lakonisch, als er sich in den Fahrersitz zwängte: „Ich bin sozusagen der Worst Case“. Die dritte Sitzreihe ist entweder durch einen kleinen Mittelgang erreichbar, oder durch Klappen und vorfahren der Einzelsitze der zweiten Reihe. Das wird dann notwendig, wenn man die Ausstattung mit Kühlschrank dazwischen wählt.
Die Platzverhältnisse sind gut, aber nicht so üppig wie man vielleicht erwarten würde. Für große Menschen würde man hier mehr erwarten.
Die Sitze sind bequem und haben alle Extras, die man erwarten könnte, also Belüftung und Massage (nur erste Reihe) und Sitzheizung. Die Sitzheizung der dritten Reihe ist später optional, in der Launchedition als „Premium Comfort Package“ jedoch inklusive. Natürlich lässt sich die dritte Sitzreihe auf Knopfdruck zum Stauraum umfunktionieren. Dann ist für vier Passagiere tatsächlich reichlich Platz fürs Gepäck vorhanden.
e-engine meint: Gigantische eSUVs mit drei Sitzreihen. Offenbar ist da ein Markt vorhanden. Der Premiumanspruch von NIO ist allerdings nicht überall sichtbar. Die verbauten Plastikmaterialien der vorgestellten Fahrzeuge wirkten jedenfalls stellenweise wenig adäquat. Wir sprechen von einem Fahrzeug ab über 82.000 Euro, ohne Batterie, wohlgemerkt. Wie sich das Fahrzeug auf der Straße verhält, werden wir nach einer Probefahrt zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.