Wuling AIR EV Citycar
Für den Ottonormalverdiener und auch für Städter wird der Individualverkehr immer schwieriger und teurer. Zum einen ziehen Metropolen die Daumenschrauben hinsichtlich der Befahrbarkeit aus Umweltschutz- und ideologischen Gründen an, zum anderen verabschieden sich immer mehr Hersteller von günstigen und kleinen Autos. Die Produktion lohne sich einfach nicht mehr, so der Tenor. Premium, SUV und „Ausladend“ ist weiterhin „in“ – befriedigt aber nur die wohlhabende obere Mittelschicht und ist im urbanen Dschungel ziemlich kontraproduktiv. Kleine Fahrzeuge sind nicht aber nur rar, sie sind oft auch eine Verlegenheitslösung für die Stadt und als Stromer schon gar nicht zu haben. Ein Smart ForTwo beginnt in Preis-Regionen, für die der gelegentliche Autofahrer schon verhältnismäßig tief in die Tasche greifen muss. Die dräuende Euro7-Norm wird das für kleine Verbrenner noch verschärfen, denn die sind dann weitgehend abgemeldet.
Wuling AIR EV: City-Stromer in guter Ausstattung ab umgerechnet 10.000 Euro. In der gehobenen Ausstattung: 2 10,5″ Screens, Spracherkennung, und natürlich Sicherheitsfeatures. Auffällig: das Interface sieht wie Apples neues CarPlay aus.
Die Chinesen kommen
Die klassischen OEMs wollen freilich lieber teure Premium-Fahrzeuge an den Mann und die Frau bringen. Der Trend dafür beschleunigt sich gerade eben, was man für die chinesischen Hersteller als echte Steilvorlage betrachten muss. Im Reich der Mitte sind Kleinstwagen traditionell erfolgreicher als bei uns. Die Wuling-Minis sind dafür ein hervorragendes Beispiel. Sowohl der Nano EV als auch der Mini EV gehören zu vielverkauften Elektrofahrzeugen – zu akzeptablen Preisen, umgerechnet für deutlich unter 10.000 Euro. Wer hierzulande ein Mini-EV fahren möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. So kostet der knuffige zweisitzige Microlino (der ohnehin kein „Auto“ ist) ab 15.000 Euro und macht in Vollausstattung vor Preisen über 20.000 Euro nicht Halt – Subventionen gibts nicht, weil der Microlino dafür nicht die richtige Fahrzeugklasse hat. Da muss man schon Fan, und äußerst wohlhabend sein, wenn man sich für eine solche Lösung entscheidet.
Wuling AIR EV
Wuling, eine SAIC-Marke, hat gerade den neuen „AIR EV“ vorgestellt. Den gibts als Zwei- und Viersitzer zu Preisen ab umgerechnet 10.000 Euro. Für das Geld bekommt man einen „ausgewachsenen“ Kleinstwagen, der in der „Premiumversion“ (um die 12.000 Euro) sogar mit Sprachsteuerung arbeitet und mit zwei großen 10,5″-Displays ausgestattet ist. Undenkbar bei europäischen Billigstromern. Damit nicht genug – mit Batterien bis zu 28,4 kWh Kapazität (LFP), 68 PS und Schnellladefähigkeit (45 Minuten von 30–80%) in der Premiumausstattung sind die Ministromer sogar bestens für die größeren urbanen Distanzen gerüstet. Bis zu 300 Kilometer laut chinesischem CLTC-Messverfahren sollen drin sein. Dabei wiegen die kleinen Flitzer, die bis zu 100 km/h Höchstgeschwindigkeit entwickeln, gerade mal zwischen 850 und 900 Kilogramm.
e-engine meint: Der Wuling AIR EV ist das erste Minifahrzeug des Unternehmens, das auch außerhalb von China verkauft werden soll. Erste anvisierte Märkte sind Indonesien und Südostasien. Gut möglich dass der Miniflitzer auch in Europa aufschlägt, wenn die Zeit reif ist und die dortigen OEMs keine günstigen Lösungen mehr anbieten können oder wollen. Eine deutsche Variante wäre vermutlich für deutlich unter 15.000 Euro in der Premiumausstattung machbar. Das wäre nach Abzug der Umweltboni in der Tat ein 10.000-Euro-Fahrzeug. Für den „urbanen Dschungel“ wäre der Wuling AIR EV ohnehin besser geeignet, als die riesigen eSUVs und Crossover. So liegt der Wendekreis des Fahrzeugs bei maximal 4,3 Metern im „großen“ Viersitzer, der über einen Radstand von 2.010 mm verfügt. Mit einer Länge von maximal 2.937 mm ist der Stromer ohnehin ein Traum für rare Parkplätze. Zum Vergleich: Ein klassischer Rover Mini hat eine Länge zwischen 3.054 und 3.401 mm.