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Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos aus China selbst ins Knie?

Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos selbst ins Knie?

Scheint durch zu sein: Die EU erhebt Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. Die variablen Zölle gehen bis 38,1%. Die Preise einiger beliebter Modelle von Volvo, Polestar, Dacia und MG werden in Kürze steigen ...

Jetzt ist es also ’raus. Die EU kündigt Strafzölle auf chinesische Elektroautos an. Dabei variieren die Strafzölle zwischen 17,4 % für BYD-Fahrzeuge, 20% für Geely und 38,1 % für den staatlichen VW-Partnerkonzern SAIC. In der Chefetage in Wolfsburg dürften die Kommentare dazu kaum druckfähig ausgefallen sein  – während bei Stellantis die Sektkorken geknallt haben.

Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos selbst ins Knie?

Scheint durch zu sein: Die EU erhebt Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. Die variablen Zölle gehen bis 38,4%. (Foto: EU Kommission under Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) licence.)

Green Deal und falsche Schutzmechanismen

Kaum war die Information draussen, meldete sich auch schon die NGO Transport & Environment zum Thema. Natürlich begrüße man die Strafzölle – vor allem deshalb, damit die europäischen OEMs mehr Zeit bekämen, um den Rückstand auf die chinesischen Elektrofahrzeuge aufzuholen. Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland: „Kurzfristig sind Einfuhrzölle ein notwendiges Übel, um sicherzustellen, dass hiesige Hersteller technologisch aufholen können und der Automobilstandort Europa langfristig Bestand hat. In den Jahren in denen einige deutsche Hersteller die Schummelsoftware in ihren Dieselmotoren optimiert haben, hat China neue Batterietechnologie und fortschrittliche E-Autos entwickelt. Das Resultat: für die Zukunft der Automobilbranche werden in diesen Jahren die Karten neu gemischt.“

Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos selbst ins Knie?

Der Volvo EX30 wird bei Geely in China gefertigt. Somit wird das Auto durch die neuen Zölle vermutlich teurer werden.

Das sind natürlich Krokodilstränen, die der GF von T&E hier vergiesst. Denn eigentlich ist die NGO normalerweise gegen die europäischen Automobilhersteller unterwegs, mit Argumenten, die jeglichen ökonomischen Grundlagen widersprechen. Die europäischen OEMs dürften das mit Ausnahme von Stellantis komplett anders sehen. BMW fertigt bestimmte Elektromodelle in China, genauso wie Volvo (Geely), Polestar (Geely) und andere. Der günstigste Stromer hierzulande, der Dacia Spring (Renault Group), wird ebenfalls in China gefertigt.

Auch Bundeskanzler Scholz hatte sich gegen Zollerhöhungen ausgesprochen und Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer fürchtet Folgen für die exportorientierte deutsche Wirtschaft – so berichtet die Welt Online. Die Befürchtungen dürften schnell Realität werden.

Kooperationen mit chinesischen Herstellern haben übrigens viele deutsche OEMs. So arbeitet Audi mit SAIC sehr eng zusammen, VW mit XPeng. Mercedes-Benz, BMW und die anderen Premiumhersteller verkaufen einen erklecklichen Teil ihrer Luxusfahrzeuge in China. Die Folgen dürften sogar noch unangenehmer werden, wenn China seinerseits mit Maßnahmen kontern wird – und das wird kaum ausbleiben.

Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos selbst ins Knie?

BYD Seagull: der kleinste Stromer der Chinesen soll nächstes Jahr in Deutschland debütieren. Die Preisgestaltung dürfte gerade wieder nach oben korrigiert werden.

Von der Leyens Laienschauspiel

Natürlich sind die Zölle gut gemeint. Sie werden allerdings das Gegenteil dessen erreichen, was man im Sinn hat: die deutschen Hersteller werden ob ihrer Abhänigkeit von China (Rohstoffe, Batterien, Komponenten) durch die Vergeltungsmaßnahmen sogar noch mehr unter Druck geraten. Zudem ist der chinesische Elektroauto-Markt einer der größten weltweit – mehr als ein Drittel aller Autos werden dort abgesetzt. Tendenz steigend. 

Am Ende ist der größte Verlierer aber der Ottonormaverbraucher und mit ihm der Klimaschutz. Bezahlbare Elektrofahrzeuge gibt es mit wenigen Ausnahmen nicht aus Europa oder den USA. Günstige Stromer könnten jedoch die Elektromobilität schneller voranbringen – in ganz Europa.

Kommentar: Schießt sich die EU mit den neuen Strafzöllen auf Elektroautos selbst ins Knie?

Der Anteil an chinesischen Elektroautos soll laut T&E Analyse bis 2027 auf 20% anwachsen.

Die Hoffnung, dass durch die Strafzölle die Ansiedlung von Batteriefabriken oder ganzer chinesischer Autofabriken in Europa beschleunigt wird, ist ebenfalls trügerisch. Die Rahmenbedingungen sind einfach durch die Bank schlechter, die Energiepreise in Hochindustrieländern wie Deutschland kaum wettbewerbsfähig und die Stromproduktion auf Jahre viel zu schmutzig. Zudem fehlt eine Strategie wie des IRA der USA. Der Inflation Reduction Act hat es ermöglicht, dass Unternehmen im Zusammenhang mit der Elektromobilität direkt in den USA investiert haben. Batteriefabriken wurden vornehmlich dort geplant, während man den deutschen Markt on Hold legte.

Ich meine, Europa hat sich mit den angehobenen Importzöllen verhoben (sic!) und gehörig selbst ins Knie geschossen. Der Schaden wird unfassbar groß werden.

Kommentar: Bernd Maier-Leppla
Fotos: BYD, EU-Kommission (v.d. Leyen), Transport & Environment

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