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Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Harry’s Garage testet den gut aussehenden Briten Jaguar I-PACE und erlebt eine wahre Odyssee in London. Auch in UK ist die Ladeinfrastruktur desolat. Die britische Contenance überraschte uns allerdings ...

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Von Harry’s Garage nach London und zurück. Dazwischen hielt sich der Spaß wegen der desolaten Ladeinfrastruktur in engen Grenzen …

Frage: kann ein Elektroauto eine normale“Familienkutsche“ ersetzen? Die kurze Antwort: das hängt davon ab! Die lange Antwort gibt der YouTube-Kanal Harry’s Garage.

Elektromobilität ist noch nicht massentauglich?

Wir spielen heute den Advocatus Diaboli. Wir beschönigen nichts und berichten über eine wahre Odyssee beim Test eines Jaguar I-PACE im Vereinigten Königreich. Harry’s Garage testete den Schönling ausgiebigst und gewann ein paar Einsichten, die auch den größten Elektroauto-Fan nachdenklich stimmen sollten. 

Tolles Auto, tolles Design

Fangen wir mit den positiven Dingen an. Wie in unserem Kurztest letztes Jahr festgestellt, ist der Jaguar I-PACE ein schönes Auto. Das Design des Elektro-SUV ist zurückhaltend, auch wenn die Größe des Fahrzeugs im Vergleich zu anderen durchaus als „stattlich“ zu bezeichnen ist. Man sieht dem Jaguar in (fast) allen Details an, dass er von Grund auf für die Elektromobilität konstruiert und designed wurde. Kleine Ausnahme: der Fake-Grill. Der ist in der Tat eine Reminiszenz an alte Verbrennerzeiten. Inzwischen hat auch Tesla beim Model S auf dieses „Accessoire“ verzichtet. Da die meisten Stromer in dieser Klasse, wie beispielsweise der Audi e-tron oder Mercedes-Benz EQC, ein Abfallprodukt der Verbrenner-Linie sind, wundert es auch nicht, dass sie alle einen Fake-Grill besitzen.

Britischer Autobau trifft deutsche Verarbeitung

Schauen Sie sich ruhig die Eingangsbesprechung des Jaguar I-PACE an. Der Wagen hat einfach Stil, auch wenn der Preis des Testwagens die 100.000-Euro-Marke mühelos überschreitet. Die Verarbeitung ist der Luxusklasse angemessen und gut. Die kostenpflichtigen Extras sind zahlreich, vom Glasdach angefangen bis zu den schier unbezahlbaren 22-Zoll-Felgen. Damit reiht sich der Jaguar preislich in eine Klasse ein, in der so illustre Fahrzeuge wie der kommende „kleine“ Porsche Taycan rangieren. Eine „Familienkutsche“ für den Ottonormalverdiener ist der elegante Brite damit also keinesfalls.

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Die Odyssee beginnt: die erste Location für Schnelllader ist besetzt …

Trip nach London

Der Tester startet den Trip mit einer Reichweite von 244 Meilen (392 Kilometer) in Richtung London. Das erste was er feststellt: die Ausgangsreichweiten-Angabe ist mit Vorsicht zu geniessen, denn bei Autobahngeschwindigkeiten schmilzt die recht flott. Und das auch bei einer moderaten Geschwindigkeit von rund 120 Kilometern pro Stunde. Auf der Autobahn ist erhöhter Stromverbrauch eben normal – die Rekuperation der Energie durch Bremsen etc. fällt nämlich weitgehend weg. Aus den 244 Meilen werden flugs nur noch 194 (rund 300 Kilometer). Da kann er von Glück sagen, dass er nicht auf deutschen Autobahnen unterwegs ist – 150 km/h oder mehr würden das Wort „Reichweitenangst“ gleich mal in ein ganz anderes Licht rücken.

In London, das weit unter 100 Meilen entfernt ist, möchte er seinen Wagen am Schnelllader aufladen. Und hier beginnt das Drama, um nicht zu sagen: die Odyssee.

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Die zweite Location mag nicht mit der Ladekarte spielen …

Britische Contenance

Die erste angesteuerte Schnelllade-Station ist voll besetzt. Es gibt gerade mal 5 Ladepunkte. Da sinniert der Tester schon mal über einen Hochlauf der Elektromobilität und die Konsequenzen. Also weiter zum nächsten Lader. Der ist frei. Ladekarte gezückt, und voller Erwartung passiert das Unfassbare: Karte nicht gültig. OK. Kein Thema, App herunterladen, und die Tortur der Dateneingabe beginnt. Irgendwann gibt er entnervt auf und entschliesst sich, einen dritten Ladepark anzusteuern. Nicht ohne sich über die hirnlos komplizierten Ladeprozeduren aufzuregen.

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

Mit einem Tesla wär’ das nicht passiert: vorbildliche Infrastruktur mit unzähligen Ladesäulen. Da kann man schon mal neidisch werden …

Teslas Infrastruktur wird beneidet

Der nächste Ladepark wird dominiert von einer großen Anzahl von Tesla SuperChargern. Die sind bis auf zwei komplett frei – aber leider nicht nutzbar. Der Tester muss neidlos anerkennen, dass Tesla damit einen entscheidenden Vorteil vor allen anderen hat. Die Suche nach einem passenden Charger für den I-PACE geht weiter. Der einzige Schnelllader der passen würde, ist von einem BMW i3 blockiert, der zweite Anschluss hat den CHAdeMO-Stecker für Nissans. Daneben findet sich noch ein 7,5 kW AC-Lader, der allerdings nicht in Frage kommt. Der Tester gibt auf, es ist noch soviel Restenergie in der Katze, dass die Rückfahrt bequem funktionieren sollte. Bereits jetzt wird klar, dass Zeit und Geduld die wichtigsten Eigenschaften für den Elektromobilisten sind. Der Tester bleibt auffallend ruhig, kein Ausrasten, keine pulsierenden Adern an den Schläfen.

Jaguar I-PACE: Odyssee in London

194 Meilen, bzw. 312 Kilometer. Ein bißchen wenig Reichweite für einen Stromer der 100.000-Euro-Klasse.

Auf 0 runtergefahren

Da beschliesst er er aus der Not eine Tugend zu machen: Im Zuge der Rückfahrt will er den Jaguar komplett leer fahren (er nimmt also nicht den direkten Weg). Und tatsächlich: Mit 0 kWh auf dem Display läuft er in Harry’s Garage ein. Pardon: auf nur einem Display. Das in der Mittelkonsole hat sich aus Stromspargründen bereits vor ein paar Kilometern abgeschaltet. Nun nur noch den Jaguar an die Wallbox klemmen und nach 12 Stunden 30 Minuten ist die Katze wieder für weitere Heldentaten bereit.

Fazit

Wir nehmen jetzt mal an, dass Sie kein 200% überzeugter Elektrofahrzeug-Pilot sind. Auch wir sind über solche Berichte nicht begeistert, denn die Ladesituation in deutschen Städten ist ähnlich desolat. Da gibt’s zwar hin und wieder unzählige 22-kW-AC-Lader, die sind aber für Fahrzeuge der I-PACE-Klasse eher Blödsinn. Wer wartet schon 6 Stunden, um gerade mal einen „halben Tank“ reinzufüllen? Und: wer gibt 100.000 Euro für ein Fahrzeug aus, das zwar den Platz für eine Familie hat, aber als Familienkutsche auf Langstrecke tatsächlich komplett versagt? Unser Fazit in diesem Zusammenhang ist: für manche Fahrprofile mag ein Elektroauto in Ordnung sein, wer einen Tesla fährt hat darüber hinaus auch noch den Vorteil einer überragenden Infrastruktur. Für alle anderen ergeben sich hier eine Menge Fragezeichen. Auch für uns. So hart es kling: die Elektromobilität ist derzeit noch nicht uneingeschränkt massentauglich. Die Ladeinfrastruktur muss vorher – auch bei uns – erheblich besser werden.

Fotos: Jaguar, YouTube-Standbilder, e-engine

Jaguar I-PACE in der realen Welt: die Vor- und Nachteile eines Elektroautos.

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