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Gastartikel am Freitag: Dr. Christian Milan – Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht

Gastartikel am Freitag: Dr. Christian Milan – Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht

Um die Elektromobilität in Deutschland ist es derzeit vor allem wegen des staatlichen Nicht-Engagements schlecht bestellt – dabei gibt es so viele positive Beispiele, wie man es besser machen kann. Dr. Christian Milan (M3E) zeigt dies am Beispiel Frankreich auf.

Gastartikel am Freitag: Dr. Christian Milan – Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht

Um die Elektromobilität in Deutschland ist es derzeit vor allem wegen des staatlichen Nicht-Engagements schlecht bestellt – dabei gibt es so viele positive Beispiele, wie man es besser machen kann. Dr. Christian Milan (M3E) zeigt dies am Beispiel Frankreich auf.

„Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht“

Elektromobilitätsexperte Dr. Christian Milan vom Beratungsunternehmen M3E über die aktuellen Herausforderungen der Branche

Um die Elektromobilitätslandschaft in Deutschland ist es momentan schlecht bestellt – und die aktuellen Weichenstellungen verheißen keine gute Entwicklung in den kommenden Monaten. Dabei könnte es auch anders gehen, wie ein Blick nach Frankreich zeigt, wo politische Ziele mit starken Maßnahmen zu deren Erreichung flankiert werden.

Aber zunächst zur aktuellen Situation in Deutschland. Was passiert gerade? Die Dynamik erlebt einen erheblichen Knick. Bis 2030 soll es in Deutschland 15 Millionen E-Autos geben – aktuell sind es knapp 1,5 Millionen und die Neuzulassungen verlieren deutlich an Schwung. Den 15 Millionen E-Autos sollen am Ende der Dekade 1 Million öffentliche Ladepunkte zur Verfügung stehen – aktuell sind es rund 110.000 und die Ausbaugeschwindigkeit der öffentlichen Ladeinfrastruktur sinkt, analog zur öffentlichen Förderung, seit 2019. Schwer verständlich: In einer Hochlaufphase wird ein Großteil der essentiellen Förderprogramme gekürzt und gestrichen.

Gastartikel am Freitag: Dr. Christian Milan – Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht

Dramatische Situation im Nutzfahrzeugbereich: Trotz sauberer Diesel-Trucks stiegen die Emissionen seit 1995 um 23% weil immer mehr Lkw unterwegs sind. Elektrische Lkw (im Bild der eActros von Daimler Trucks) kosten bis zum Doppelten von Verbrennern. Für viele Speditionen und Logistig-Unternehmen derzeit ohne Subventionen nicht zu stemmen. 

E-Nutzfahrzeuge sind ein Minusgeschäft für den Transportsektor

Noch dramatischer präsentiert sich die Situation im Nutzfahrzeugbereich. Während der Markt für E-Pkw zwar noch hinter den Erwartungen zurückliegt, aber immerhin ins Rollen gekommen ist, ist die Elektrifizierung des Transports, des Liefer- und Güterverkehrs noch eine der ganz großen Aufgaben, die vor uns stehen. Laut Umweltbundesamt sind die kilometerbezogenen CO₂-Emissionen bei Lkw dank besserer Motoren, Abgastechnik und Kraftstoffqualität seit 1995 um 8,5% gesunken – aber weil immer mehr Lkw unterwegs sind, liegen die gesamten direkten CO₂-Emissionen im Straßengüterverkehr heute um 23 % höher als 1995.

Politik und Wirtschaft sind sich einig, dass jetzt schnell gehandelt werden muss, um den für alle Branchen wichtigen Transportsektor zu dekarbonisieren. Dabei sind die Unternehmen jedoch mit enormen finanziellen Hürden konfrontiert, da ein E-Lkw oder ein E-Bus immer noch rund das Doppelte eines vergleichbaren konventionell angetriebenen Modells kostet. Gleichzeitig verringern Mehrbelastungen wie die erhöhte Lkw-Maut den Handlungsspielraum. Die Antwort der Politik ist daher unverständlich. Die Förderung für die Anschaffung von E-Bussen: gestrichen. Die Förderung für die Anschaffung von E-Lkw: gestrichen.

Deutschland EU-weit führend bei E-Lkw-Zulassungen

Zwar ist Deutschland EU-weit führend, was die Neuzulassungen von E-Lkw angeht, aber die Zahlen bewegen sich noch auf niedrigem Niveau: in 2023 kamen 1.560 mittelschwere E-Trucks (3,5 bis 16 Tonnen) und 609 schwere E-Trucks (über 16 Tonnen) neu auf die Straßen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 290.693 Lkw in Deutschland neu zugelassen.

Mit Blick auf die Personenbeförderung sind 835 neue E-Busse in 2023 zu verzeichnen – bei 5.493 Omnibus-Neuzulassungen insgesamt. Angesichts gestrichener Fördermittel steht zu erwarten, dass die positive Entwicklung der Zulassungszahlen einen herben Dämpfer erfährt. Immerhin gab es jüngst eine positive News: Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat Mitte Mai einen neuen Fördertopf für gewerblich genutzte Schnellladepunkte angekündigt, der mit 150 Millionen Euro ausgestattet werden soll.

Gastartikel am Freitag: Dr. Christian Milan – Fordern und Fördern ist nicht mehr im Gleichgewicht

Der neue Citroën ë-C3 ab 23.300 Euro. Frankreichs OEMs haben früh in bezahlbare Elektromobilität investiert.

Frankreich meint es ernst mit der Elektromobilität

In Frankreich dagegen schmieden Politik und Wirtschaft gemeinsam Pläne, um die die Elektromobilitätsindustrie zu stärken und den Absatz von E-Fahrzeugen weiter zu erhöhen. Wie sieht die Förderlandschaft aktuell in Frankreich aus? Die Förderung für die Anschaffung von E-Autos wurde zwar allgemein leicht gekürzt, befindet sich mit rund 5.000 Euro aber weiter auf einem relevanten Niveau. Dabei orientiert sich die Förderung nach dem Verdienst: Menschen mit geringem Einkommen können sogar bis zu 8.000 Euro für den Kauf oder das Leasing eines E-Pkw erhalten.

Hinzu kommt die Möglichkeit, einen „Konversionsbonus“ zu erhalten, wenn beim Kauf eines neuen E-Fahrzeugs ein alter Verbrenner verschrottet wird. Bei Privatpersonen beträgt diese „Abwrackprämie“ aktuell 1.500 Euro, Unternehmen können bis zu 9.000 Euro erhalten. Anfang Mai hat die Regierung einen milliardenschweren Plan verabschiedet, der die Produktion heimischer E-Fahrzeuge massiv stärken soll. Begleitend wurde zugesichert, auch den Kauf weiterhin zu unterstützen.

Auch die Förderung für die Anschaffung schwerer E-Nutzfahrzeuge ist aktuell erklärte Priorität und die zur Verfügung gestellten Fördergelder wurden in diesem Jahr mehr als verdoppelt – wir erinnern uns, in Deutschland wurden sie ersatzlos gestrichen. Allein beim Thema öffentliche Ladeinfrastruktur hat auch Frankreich einen Fördergang zurückgeschaltet und die Anzahl der Förderprogramme zurückgefahren. Ende 2023 gab es in Frankreich 118.009 öffentliche Ladepunkte, ein Zuwachs von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (in Deutschland waren es 31 Prozent). Bis Ende April 2024 ist der Bestand in Frankreich auf 129.525 öffentliche Ladepunkte angewachsen, was allerdings auf eine leichte Verlangsamung des Ausbautempos hinweist. Erklärtes Ziel ist es, im Jahr 2030 einen Bestand von 400.000 öffentlichen Ladepunkten zu haben.

Alternativen zur deutschen Förderpolitik

Dieser kurze Blick über die Landesgrenze zeigt, dass es Alternativen zur deutschen Förderpolitik gibt. Wenn Deutschland die entstandene Dynamik bei der Mobilitätswende aufrechterhalten will, müssen in dieser wichtigen Phase weiter Anreize insbesondere für Unternehmen bestehen. Ansonsten wird die heimische Wirtschaft ins Hintertreffen geraten. Dies gilt insbesondere für den wichtigen Bereich der Nutzfahrzeuge. Diese Meinung teilen auch Experten: Vier von fünf Mitgliedern des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die sogenannten Wirtschaftsweisen) sprechen sich aktuell für die Förderung batterieelektrischer Lkw und der Ladeinfrastruktur aus, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren.

Fotos: Daimler Trucks, Mercedes-Benz, Citroën, istock, M3E Group

Über den Autor

Dr. Christian Milan ist Gründer und Geschäftsführer des Berliner Beratungsunternehmens M3E. Das auch in Frankreich sowie europaweit tätige Unternehmen betreibt eine der größten eMobility-Fördermitteldatenbanken für den europäischen Raum und unterstützt OEMs, Unternehmen und Kommunen bei der Implementierung nachhaltiger, kosteneffizienter Mobilitätslösungen und Energieinfrastrukturen.

Neben der Unterstützung beim Ladeinfrastruktur-Aufbau und der Flottenelektrifizierung übernimmt M3E u. a. auch die Abwicklung von Fördermittelanträgen und THG-Quoten. Die neueste Dienstleistung ist der „Fördermittel-Alert“, ein automatisches Benachrichtigungssystem für Unternehmen, das über den Beginn jeweils relevanter Förderprogramme bzw. Förderaufrufe informiert. Neben den meisten führenden Fahrzeugherstellern zählen Flottenverantwortliche, Zulieferer, Energieversorger und private Nutzer:innen von Elektrofahrzeugen zu den Kund:innen von M3E.

Mehr Informationen unter https://m3e.group/

Dr. Christian Milan, CEO M3E Beratung

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