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FÖS-Studie: Elektroautos und Verbrenner im Gesamtkostenvergleich

FÖS-Studie: Elektroautos und Verbrenner im Gesamtkostenvergleich

FÖS-Studie: Elektroautos und Verbrenner im Gesamtkostenvergleich. Ist die Kritik an Studieninhalten durch Elektromobilitätsgegner gerechtfertigt?

„Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast!“ ist so eine Phrase, die bei fast allen kontroversen Studien zur Anwendung kommt. Immerhin ist es durchaus nicht unerheblich erst mal nachzuforschen, von wem die betreffende Studie in Auftrag gegeben wurde.

Elektroautos und Verbrenner im Gesamtkostenvergleich

Das gilt auch für die oben genannte Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, kurz FOES. Wikipedia definiert den Verein so: „Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) ist eine überparteiliche und unabhängige Denkfabrik zur Förderung und Weiterentwicklung von Umweltsteuern, des Abbaus von umweltschädlichen Subventionen und des Emissionsrechtehandels.“

Tatsächlich wurde die Studie von den Grünen in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, ob Elektroautos bereits jetzt schon günstiger sind als entsprechende Verbrenner. Nicht im Anschaffungspreis freilich, sondern im (Neudeutsch) TCO  – Total Cost of Ownership.

Die Ergebnisse machen Vorteile für Stromer aus

Die Ergebnisse machen auf den ersten Blick Mut für die weitere Revolution der Elektromobilität. Auf den zweiten Blick kommen vor allem bei berufsmäßigen und ideologischen Zweiflern, Zweifel (sic) auf. Und die sind keineswegs politische Leichtgewichte. So schreibt in Tichys Einblick Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Verkehrspolitik an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, vehement gegen die Ergebnisse der Studie an.

Sechs Autopaare werden verglichen

In der Studie werden sechs Autopaare verglichen:  Der VW e-UP! mit seinem Benziner-Pendant, der BMW i3s mit einem BMW 218d Active Tourer, der VW e-Golf mit einem Benziner-Golf, der Hyundai IONIQ Elektro mit einem Hyundai i30 1,4 T-GDI Trend DCT, ein Tesla Model 3 Long Range AWD mit einem BMW 335d Gran Tourismo Sport Line xDrive Steptronic, und ein Tesla Model S Maximum Range mit einem BMW 640d Gran Tourismo M Sportpaket xDrive Steptronic.

Die Kritik des Professors ist schnell erklärt: er glaubt einfach nicht, dass hier vergleichbare Paare gefunden wurden (beim Golf moniert er, warum kein Diesel genommen wurde, muss aber einräumen, dass auch der Diesel keine Kostenvorteile für sich hätte verbuchen können. Trotzdem stürzt er sich geradezu auf die „Schwachpunkte“ der Studie, beipielsweise die Tatsache, dass ohne staatliche Subventionen die gesamte Rechnung sowieso nicht positiv für die Stromer ausgehen könnte. Und da hat er erst mal absolut recht. 

Kostenvorteile

Die Studie stellt in einer Tabelle die Kostenvorteile der Paarungen dar. Diese betragen, je nach Fahrzeugklasse in fünf Jahren, bis zu 24.540 Euro (Tesla Model S vs BMW 335d), und im schlechtesten Falle 780 € wie im Vergleich des VW e-UP! gegenüber seinem Benziner-Pendant. Würde man die 6.000 Euro Subventionen herausrechnen, sind in der Tat die Vorteile beim BMW i3, und Hyundai IONIQ und den Kleinwagen dahin. 

Spezialbeispiel Tesla Model 3

Das allein hätte den Professor und die Elektromobilitätsgegner von Tichys Einblick nicht unbedingt auf den Plan gerufen. Aber der 25.540 Euro-Vorteil des Tesla wollte man so gar nicht stehen lassen.

Zitat: „Stutzig wird man jedoch beim Vergleich des Tesla Model 3 Long Range AWD mit dem BMW 335d Gran Turismo Sport Line x-Drive Steptronic. Hier hat man sich von den in der Übersicht des ADAC ausgewiesenen Verbrenneralternativen ein Modell mit extrem hohen Kosten herausgesucht.“

Und weiter: „Ausweislich der Angaben des ADAC liegt dieser nach fünf Jahren bei fast 64 Prozent (beim BMW), d.h. der Wert eines repräsentativen Fahrzeugs ist auf fast ein Drittel geschrumpft. Der vergleichbare Wertverlust des Tesla wird jedoch auf nur 55 % geschätzt, was mit einigen Fragezeichen versehen werden sollte.“

Was nicht sein darf, kann auch nicht sein

Nun wissen wir nicht, wie sich der Restwert eines Tesla entwickeln wird. Denn das Model 3 gibt es schlicht noch nicht lange genug. Wenn man aber bei mobile.de nach einem Model S sucht, das etwas älter ist, stellt man fest, dass ein fünf Jahre altes Modell dieser Reihe in der Regel immer noch mit rund 51.500 Euro (unverhandelt) zu Buche schlägt – für einen P 85 D, Baujahr 2015 mit rund 128.000 Kilometern. Der Listenpreis damals betrug 93.890,– Euro. Das wären 54% vom Neupreis. Es ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage eines Model 3 eher höher sein wird.

Gesamtkostenvergleich in der Tabelle. © FOES

Wo Tichys Einblick tatsächlich recht hat und wo nicht

Ja, die sogenannten „Anreizverzerrungen“ sind tatsächlich in der Studie ziemlich unter den Tisch gefallen und ja, die Paarungen sind hier und da tatsächlich nicht glücklich. Allerdings ist gerade die Annahme im Falle der Tesla vs BMW-Paarung schlicht an den Haaren herbeigezogen. Das Model 3 ist derzeit als Gesamtinvestition in die Elektromobilität schlicht konkurrenzlos auf diesem Planeten. Die Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Mercedes C-Klasse, BMW 3er und 4er-Serie und der Audi A4-Serie ist so gut, dass in verschiedenen Märkten (Niederlande, Norwegen, USA) das Tesla-Modell inzwischen die Konkurrenz geradezu pulverisiert hat. 

Ganz ärgerlich wird es, wenn ideologische Winkelzüge die wackelige Argumentation stützen sollen: 

„Eine Berechnung eventueller CO2-Vorteile von E-Autos anhand der Durchschnittsemissionen des deutschen Strommix ist daher verfehlt; in der ökonomisch einzig relevanten Marginalbetrachtung muss zusätzlich konventioneller Strom mit relativ hohen Emissionen erzeugt oder aus dem Ausland importiert werden.“

Hier kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Das ist eines Professors schlicht unwürdig.

Fazit

Tichys Einblick ist eine ganz spezielle „Anti-Elektromobilitäts-Blase“, die keine Gelegenheit verstreichen lässt, um mit fragwürdigen Argumenten (in diesem Falle gar „professoralen“ Argumenten) die Elektromobilität in einem besonders schlechten Licht erscheinen zu lassen. Da – und das muss man der Seite zugutehalten – unterscheidet man sich in keiner Weise von der professoralen Gegenseite von selbsternannten Energieexperten aus der Öko-Blase, die gerne ihre alleinseligmachende Energieproduktion in einem völlig unhaltbaren Licht erscheinen lassen, wenn es um den tatsächlichen Energiebedarf im großen Stile geht. Da verwechselt man auch gerne Terawatt mit Gigawatt und Megawatt. Aber dieses Thema werden wir noch zu einem späteren Zeitpunkt beleuchten …

Fotos: istock, BMW, Tesla, FOES

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