BYD Song L: in der Top-Version mit Allradantrieb und 509 PS für umgerechnet knapp unter 30.000 Euro (229.000 RMB). Die Formensprache ist ansprechend und erinnert an den Kia EV6, ohne ihn zu kopieren.
BYD: Song L als „Fahrmaschine“ für die Masse mit 5 Versionen
Gerade vermutete ein Welt-Journalist mal wieder, dass BYD seien Gewinne eigentlich nur durch die Herstellung von Batterien mache. Bei den Autos sähe es schlechter mit den Gewinnen aus. Beim Ungnade-Faktor der EU kommt der chinesische OEM übrigens nach derzeitigem Sachstand am günstigsten Weg. Die Strafzölle liegen „nur“ bei 17,4% (zusätzlich zu den derzeitigen 10%) – vorausgesetzt, sie treten wie geplant ab November in Kraft. Auf der Plattform des Seal stellten die Chinesen Anfang letzten Jahres den BYD Song L vor, einen Shooting Brake, der von der Formensprache durchaus ansprechend ist. Aber das sind eigentlich alle Modelle des Herstellers.
27.402 Einheiten in nur 3 Monaten
Der Song L wurde im Dezember offiziell mit eine Startpreis von umgerechnet 24.356 Euro lanciert. Da bekommt man tatsächlich einen Stromer mit Hinterradantrieb, 71,8 kWh-LFP-Blade-Batterie und 308 PS /360 Nm Drehmoment. Das ist ein rekordverdächtiger Einstiegspreis für ein Auto, das mit 4.840 mm Länge die Abmessungen eines Tesla Model Y um fast 10 cm toppt. Freilich ist der Song L von der Performance unterhalb des Model Y eingeordnet. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert immerhin 6,9 Sekunden. Für deutsche Verhältnisse ist das wiederum gar nicht so schlecht.
Aufregend: die Heckansicht mit ausfahrbarem Spoiler, und auffälligem Diffusor. Außergewöhnlich: die 3. Bremsleuchten oben an der Heckklappe. Die Luftauslässe sind natürlich Fake.
Aber das tut dem Erfolg des Stromers keinen Abbruch. Das Auto stellt in der Top-Version satte 509 PS bei 670 Nm Drehmoment bereit, verfügt über eine 87 kWh-Batterie und soll den Spurt in für Elektroautos und diese Leistung in betulichen 4,3 Sekunden absolvieren. Man sieht also: hier gehts nicht um sportliche Werte sondern um Alltagstauglichkeit. Und die soll hoch sein. Das Auto fahre sich extrem angenehm, so das einhellige Urteil der Tester. Vor allem die Rückmeldung der Straße und der Lenkung sei bestens. Zwar ist die Ladeleistung mit bis zu 140 kW nicht gerade State-of-the-Art, dafür wartet der Stromer mit anderen inneren Werten auf.
Viel Platz und sehr bequem
Vorne gibts einen Frunk mit 48 Litern, hinten varriiert der Stauraum zwischen 410 und 1.053 Litern bei umgeklappter Rückbank. Die 20 Zoll-„Aero“-Felgen sind offenbar Serie schon ab der kleinsten Version. Innen trifft man auf einen aufgeräumten Arbeitsplatz mit vielen physikalischen Schaltern, dem typischen rotierbaren Zentralbildschirm mit 15,6″-Screen. Hinter dem Lenkrad gibts einen 10,25″-Screen und zudem verwöhnt das Auto mit einem recht opulenten HUD. Die Soundanlage von Dynaudio startet mit 8 Lautsprechern – in der Premiumversion gibts derer 12.
Die Platzverhältnisse im Fond sind üppig, die Lehnen der Rückbank lassen sich sogar leicht im Winkel verstellen. Die Materialien machen einen passablen Eindruck, wenn man mal über die lachsfarbene Einrichtung des Testwagens im unten verlinkten Bericht von Inside China Auto hinwegsieht. Gottseidank gibts die auch in Weiss oder Schwarz.
e-engine meint: Haben Sie sich schon mal gefragt, warum es keine ansehnlichen günstigen E-Autos gibt, wo doch die Karosserie die geringsten Kosten verursacht? Ein Hersteller, der ansehnliche günstige Stromer bringt, könnte doch bestens punkten? Der BYD Song L zeigt genau das und ist ein Parade-Beispiel für die schnelle Modellerweiterungspolitik der großen chinesischen Autohersteller. Das Auto hat eine äußerst attraktive Formensprache und erinnert von der Silhouette ein wenig an den Kia EV6. Wie immer bei den chinesischen Autos gibts einen Haken, der hier in der Ladeleistung liegt. 30-80% SOC soll mindestens 25 Minuten dauern. Trotzdem wirkt der Stromer gerade in Schwarz äußerst dynamisch – von Langeweile keine Spur. Nach derzeitigem Sachstand und groben Schätzungen würde der Song L in Deutschland (ohne Strafsteuer) ab etwa 37.000 Euro starten können. Das wäre ein echter Kampfpreis.