Als sich VW vor ein paar Wochen mit dem Automobilverband überworfen hat, ging es unter anderem um die zukünftige Strategie. VW präferiert ganz klar die Elektromobilität ohne wenn und aber.
Dabei verfolgt der Konzern vehement seine Ziele – auch auf Kosten der der anderen Mitglieder. So sind BMW und Daimler beispielsweise wenig erfreut über die nicht abgesprochenen Vorstöße von VW CEO Dr. Herbert Diess.
Im Zuge der Auto Shanghai 2019 hat VW seine Strategie präzisiert – und die ist, neben einigen überraschenden Zahlen, eigentlich keine echte Überraschung.
So will der Konzern mehr als die Hälfte seiner geplanten 22 Millionen Elektroautos bis 2028 in China zu produzieren. Denn, so Konzern-Chef Diess: „Der chinesische Markt und unsere leistungsstarken chinesischen Partner spielen für unsere Pläne, Millionen von Menschen eine sauberere, sicherere und intelligentere individuelle Mobilität zu ermöglichen, eine zentrale Rolle.“
China nimmt also bei der globalen Transformation des Volkswagen Konzerns und dem damit verbundenen Dekarbonisierungsprogramm eine zentrale Rolle ein. Bereits dieses Jahr wird das Angebot an elektrifizierten Fahrzeugen ausgeweitet. Um die Elektromobilitätsoffensive voranzutreiben und die Akzeptanz der E-Mobilität zu steigern, soll zudem mit einem neuen Joint Venture die Ladeinfrastruktur (in China) ausgebaut werden. Zur umfassenden Erforschung zukünftiger Technologien bündelt die Volkswagen Group China die Entwicklungsleistung der Marken Volkswagen und Audi sowie der Konzernforschung unter dem Dach der neuen ONE R&D Struktur.
„Wir stehen zu unserem Versprechen, nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen in China zur Reduzierung von Emissionen zu erfüllen, sondern wir werden uns Schritt für Schritt ganz auf CO2-Neutralität ausrichten. Daher setzen wir auf saubere Mobilität und umweltschonende Produktionsprozesse. China ist hier von zentraler Bedeutung.“ so VW CEO Diess.
VW plant mehr als 11 Mio. Elektroautos in China bis 2028 zu produzieren. Dazu werden alle drei Joint Ventures – FAW-Volkswagen, SAIC VOLKSWAGEN und JAC Volkswagen – beitragen. Sobald die Werke von SAIC VOLKSWAGEN in Anting und FAW-Volkswagen in Foshan im kommenden Jahr die Fertigung von Fahrzeugen auf MEB-Basis starten, wird allein dort die Produktionskapazität bei jährlich rund 600.000 rein elektrischen Fahrzeugen liegen.
Darüber hinaus entwickeln JAC und SEAT eine eigene Plattform für kleinere E-Autos.
Mit einem neuen Joint Venture zielt Volkswagen darauf ab, die Ladeinfrastruktur zu verbessern. Dadurch sollen die chinesischen Kunden ihr E-Fahrzeug noch flexibler und komfortabler aufladen können – zu Hause und unterwegs. Im Rahmen der Zusammenarbeit von Star Charge, FAW und JAC werden ab Ende dieses Jahres private Wallboxen angeboten und eine große Anzahl öffentlich nutzbarer Ladestationen eingerichtet. Damit der Fahrer schnell und einfach die passende Ladestation finden kann, werden Nutzer und Ladestationen vernetzt. Diese integrierte Konnektivitätslösung wird von Mobility Asia angeboten, einem Tochterunternehmen der Volkswagen Group China, das ein digitales Ökosystem für alle Anwendungen im Bereich der Mobilität kreiert.
e-engine meint: Die Konzentration VWs auf China – dem derzeit größten Markt für Elektroautos – ist durchaus verständlich. Allein die massive Abwanderung der ohnehin schon geringeren Wertschöpfung bei Elektrofahrzeugen aus Europa, speziell Deutschland, wird zu weiteren sozio-ökonomischen Verwerfungen führen. Zwar verbleibt die Hälfte der angestrebten Produktion außerhalb Chinas, was aber nicht automatisch bedeutet, dass dann knapp 11 Mio. Elektrofahrzeuge in den deutschen Fabriken gefertigt werden. Was sich vordergründig gut anhört, wird vermutlich zu schmerzhaften Reduzierungen bei der Beschäftigung hierzulande führen.