2014 durch drei „beste Freunde aus der Schulzeit“ gegründet, ist CleverShuttle ein taxiähnlicher Dienst, der anders ist. Neudeutsch bezeichnet man das, was CleverShuttle bietet „Ridepooling“. Das bedeutet, dass mit Hilfe eines Algorithmus sich einander fremde Fahrgäste auf ähnlichen Routen zu Fahrgemeinschaften gebündelt werden. Einfacher ausgedrückt ist das eine Mischung aus Taxiservice und ÖPNV. Die Idee dahinter ist klar: die Bündelung der Fahrgäste soll zur Reduzierung des Individualverkehrs beitragen.
2017 ist die Deutsche Bahn als Investor eingestiegen und übernahm im Herbst 2018 die Mehrheit der GHT Mobility GmbH. Die Bahn verfolgt natürlich eine Strategie hinter der Akquisition, man will die letzte Meile zum oder vom Bahnhof ergänzen. Derzeit gibt es den Service in Berlin, München, Dresden, Düsseldorf und Leipzig. Im Juli 2019 kam Kiel hinzu, weitere Standorte werden folgen. Im Oktober 2019 schließlich stieg Mitsui Bussan, ein japanischer Mischkonzern, im Unternehmen mit einer 12 Prozent-Beteiligung ein nachdem man den Betrieb in Frankfurt, Hamburg und Stuttgart eingestellt hatte.
CleverShuttle hat ausschließlich Zero-Emission-Fahrzeuge im Betrieb. Neben Elektrofahrzeugen auch eine wachsende Flotte von Wasserstofffahrzeugen von Toyota und Hyundai. Wir wollen die Gelegenheit nutzen und haben Ingrid Badzim-Imme, General Manager München, einige Fragen gestellt.
e-engine: Frau Badzim-Imme, das Geschäft der Taxi-ähnlichen Dienste ist in den letzten Monaten nicht einfacher geworden. UBER kämpft inzwischen in mehreren europäischen Städten ums Überleben, wie steht das bei Ihnen?
Ingrid-Badzim-Imme: Sehr gut, wir sind mit der Entwicklung an den bestehenden Standorten hochzufrieden. Seit Kurzem sind wir am Standort Leipzig profitabel und haben damit einen wichtigen Meilenstein erreicht. Andere Standorte werden bald folgen.
e-engine: Das Personenbeförderungsgeschäft wird in Zukunft immer mehr auch unter ökologischen Gesichtspunkten gesehen, haben Sie dazu Feedback von Ihren Kunden? Immerhin geht’s kaum ökologischer als bei CleverShuttle
Wir bekommen viel Zuspruch für unseren Ansatz. Viele Kunden wollen emissionsfrei befördert werden und interessieren sich sehr für die Technik der Fahrzeuge. Vor allem die noch seltenen Wasserstofffahrzeuge sorgen oft für Aufsehen bei den Fahrgästen.
Im Taxigeschäft sind die Bestrebungen auf lokal emissionsfreie Beförderung umzusteigen derzeit eher selten. Können Sie das zu Ihrem Vorteil nutzen?
Es ist in erster Linie bedauerlich, dass die Branche weiter auf Verbrenner versetzt. Wir hoffen, dass unser Beispiel Schule macht. Auch wenn uns unser emissionsfreier Ansatz als Alleinstellungsmerkmal dient und aktuell hilft, uns von Wettbewerbern abzuheben.
In Ihrem Fuhrpark befinden sich neben batterielektrischen Fahrzeugen auch Wasserstoff-Autos. Wie unterscheiden sie sich bei der Wirtschaftlichkeit?
Wasserstofffahrzeuge nutzen wir vor allem dann, wenn noch keine Ladeinfrastruktur für die batterieelektrischen Fahrzeuge vorhanden ist. Sobald die Ladeinfrastruktur steht, sind die batterieelektrischen Fahrzeuge für uns günstiger im Betrieb.
Können Sie was zum Betrieb von Wasserstoff-Fahrzeugen sagen? Brauchen die mehr Service als die Stromer?
Wasserstofffahrzeuge sind technisch komplexer als batterieelektrische Fahrzeuge und müssen dementsprechend häufiger gewartet werden. An der Zuverlässigkeit an sich gibt es nichts auszusetzen.
Wo glauben Sie, geht die Personenbeförderung in Zukunft hin? Will sagen: UBER macht mit seiner App bereits sehr viel richtig. Neben günstigeren Preisen als die Taxis ist auch die Convenience hoch.
Die Zukunft liegt im nahtlosen und intermodalen Reisen: von Tür-zu-Tür mit nur einer App, selbst wenn man auf einer Reise Bus, Zug, Bike-Sharing und RidePooling nutzt.
Taxifahren, bzw. Minicar-Fahren ist ein Knochenjob. Die Bezahlung ist oft nicht angemessen. Wie ordnen Sie da CleverShuttle ein?
Das größte Problem in der Branche sind die prekären Arbeitsverhältnisse, in denen sich viele Fahrer wiederfinden. Bei CleverShuttle sind alle Fahrer direkt fest angestellt und erhalten einen festen Stundenlohn, der erkennbar über dem Mindestlohn liegt.
Welche zukünftigen Alleinstellungsmerkmale können Sie sich vorstellen, damit noch mehr Kunden vom Taxi auf Ihre Services umsteigen?
Wir werden CleverShuttle gemeinsam mit der Deutsche Bahn als Lösung für die letzte Meile vom oder zum Bahnhof etablieren. Dafür wird CleverShuttle beispielsweise mittelfristig in den Navigator integriert.
Wie sehen Sie die Zukunft? Wird das autonome Fahren Taxiservices obsolet machen?
Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam. In Deutschland wird es aber noch eine ganze Weile dauern, bis das Thema weit genug ist, um Prognosen machen zu können.
Wie weit sind die Bestrebungen, Services wie clevershuttle einfacher zu gestalten: will sagen: Taxis können Fahrgäste überall aufnehmen. Fahrzeuge von Diensten wie UBER oder clevershuttle müssen zum Ausgangspunkt zurück. Wird sich das in Zukunft ändern?
Natürlich hoffen wir auf eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, vor allem den Wegfall der Rückkehrpflicht. Ob sich wirklich etwas ändert, liegt leider nicht in unseren Händen.
Vielen Dank für das Interview.
Fotos: CleverShuttle, Finn Fredeweß