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20. Februar 2021
Dienstag Kompakt: Rant - wo ist der Thrill bei BMW geblieben, JOLT geht in die USA, BMW mit komplexer Lade-Tarifstruktur, Altmaiers Spitzenglättung, Tesla rettet Texaner
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23. Februar 2021

Montag Kompakt: Ford Mustang Mach-E bei 90 und 120 km/h und -5°C, Daimlers Gewinn 2020, Renaults Verlust 2020, Benziner verkaufen sich wegen EV-Lieferzeiten besser

Montag Kompakt: Ford Mustang Mach-E bei 90 und 120 km/h und -5°C, Daimlers Gewinn 2020, Renaults Verlust 2020, Benziner verkaufen sich wegen EV-Lieferzeiten besser

Miese Lieferzeiten bei Stromern kommen Benzinerverkäufen zugute. Daimler-Gewinn analysiert. Renault-Verlust astronomisch. Conti und Bosch investieren in Recogni. Ford Mustang Mach-E im Norwegen-Reichweiten-Test. Fehlende Wärmepumpe verhagelt Ergebnis.

Ford Mustang Mach-E LR AWD Reichweitentest bei 90 und 120 km/h

Ford Mach-E Long Range AWD Reichweitentest bei 90 und 120 km/h

Es ist schon fast wie verhext. Der Mach-E ist ein toller Crossover mit einer Menge guter Ideen, viel Platz und einem wettbewerbsfähigen Preis. Aber mit jedem Elektroauto muss man eine Kröte schlucken. Die Kröte beim Ford ist das Nichtvorhandensein einer Wärmepumpe. Und das tut besonders weh, wenn Winter ist. Bjørn Nyland hat den Pony-Stromer für einen Reichweiten- und Verbrauchstest ausgeführt. Bei verhaltenen norwegischen Minustemperaturen, präzise -5°C. Das ist ohne Wärmepumpe natürlich nicht gut beim Stromer, denn der verbraucht durch die PTC-Heizung in dem Fall natürlich weit mehr Energie.

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Nylands Reichweiten-Test bei 90 und 120 km/h. Hier der Ford Mustang Mach-E (ohne Wärmepumpe) bei -5°C.

Zunächst zu den positiven und negativen Seiten, die sofort auffallen. Ja, der Mach-E ist richtig leise. Das fällt sogar Nyland auf. Er liegt ein wenig „amerikanisch“ auf der Straße, die Sitze haben typischerweise, vor allem hinten, wenig Seitenhalt aber das Interieur ist, wie auch das Auto, bestens verarbeitet. Kommen wir zum Verbrauch. Der lag bei 90 km/h bei durchschnittlich 24 kWh pro 100 Kilometer und bei 120 schon bei mächtigen 32 kWh. Damit reiht sich der Mach-E in die typische Riege der eSUVs ein, verbraucht aber schon deutlich mehr, als beispielsweise ein Jaguar I-PACE oder Xpeng G3. Der Jaguar hat freilich eine Wärmepumpe und steckt damit kaltes Wetter einfach besser weg.

Der Mach-E hatte übrigens die große Batterie sowie Allradantrieb. Das war bei den Testbedingungen vermutlich auch gut so. Eisregen. Schön, dass da eine serienmäßige Frontscheibenheizung an Bord ist. Aber Norweger nehmen solche Straßenverhältnisse ohnehin lockerer als wir Laien aus südlicheren Gefielden. Auch wenn man die Fahrphysik nicht überlisten kann. Interessante Einsichten in das elektrische Pony-Car.

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Daimlers Führungsriege sendet derzeit verwirrende Signale aus. Ausstieg aus dem Verbrenner? Derzeit nicht geplant.

Daimlers Gewinn, Daimlers Vorsprung

Derzeit sendet das Stuttgarter Traditionsunternehmen verwirrende Signale aus. Da ist einmal die Meldung der Financial Times, dass Daimler das vorzeitige Ende der Verbrennerverkäufe kategorisch ablehnt. Viel zu gut laufen die Geschäfte mit den klassischen Fahrzeugen des Unternehmens. Das scheint zu stimmen, denn nach einem äußerst verlustreichen 2. Quartal konnte der Premiumhersteller mit einem glänzenden Jahresergebnis aufwarten, das sogar über dem des Vorjahres lag. Zudem habe man die Flottenemmissionsziele für 2020 eingehalten. Die Elektrifzierung versteht man bislang ohnehin eher als PHEV, denn als reinen Stromer. Das erste konkurrenzfähige Elektrofahrzeug könnte zudem erst mit der S-Klasse als EQS auf den Markt kommen. 

Wenn Sie sich nun fragen, wie das möglich sein kann, wo doch die Stuttgarter derzeit in der Elektromobilität eher unter ferner liefen rangieren, empfehlen wir Ihnen eine gute und nachvollziehbare Analyse des Blogs „Der letzte Führerscheinneuling …“. Mario Herger hat sich nämlich genau die selben Fragen gestellt und versucht, diese zu beantworten. Der Gewinn bescherte den Daimler-Vorständen eine glänzende Erhöhung der Jahresgehälter. Daran wollen wir gar nicht rütteln. Das ist in der Branche so üblich. Aber während die anderen Automobilhersteller Milliarden in die Entwicklung und Weiterentwicklung von Elektromobilität und autonomen Technologien stecken, hat Daimler, so die Vermutung Hergers, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben erst einmal gekappt und darüber hinaus auch noch Werkschließungen, Stellenabbau und Einsparungen veranlasst. Die Details in seiner Analyse dürften auch Sie überraschen.

 

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Renault stellt im Zuge der neuen Strategie den elektrischen R5 vor. Die Wiedergeburt des Kultautos ist fest geplant. 7 neue Elektroautos werden bis 2025 vorgestellt. Das Jahr 2020 kann jedoch mit einem Nettoverlust von rund 8 Mrd. Euro als verlorenes Jahr angesehen werden.

Der Elektro-Primus kämpft mit einem Horror-Jahresergebnis

Das bei Renault das Jahr 2020 ein „äußerst schwieriges“ Jahr war, war bereits vor Veröffentlichung der Zahlen bekannt. Vor allem der der japanische Partner Nissan trug zu einem tiefroten Geschäftsergebnis und dem Rekordverlust von rund 8 Mrd. Euro bei. Die Coronakrise hat dem französischen Hersteller zudem auch weiter zugesetzt. Schon im Jahr davor war der Nettogewinn mit 19 Mio. Euro vergleichsweise gering gewesen. 

Zwar konnte man im zweiten Halbjahr die „Performance“ deutlich verbessern, aber am disaströsen Gesamtergebnis änderte das herzlich wenig. Der Ausblick für dieses Jahr bleibt unklar. „Das Jahr 2021 wird schwierig werden“ erklärte dann auch Generaldirektor Luca de Meo am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris. Auch die Halbleiterkrise wird sich weiter verschärfend auf das zukünftige Ergebnis auswirken. Man rechnet in Paris mit mindestens 100.000 Fahrzeugauslieferungen weniger als zunächst geplant. 

Gerade hatte man mit „Renaulution“ ein neues Programm angekündigt. Mit einem Ausblick auf einen noch in der Planung stehenden elektrischen R5 konnte man sich äußerst positiv ins Bewußtsein der Öffentlichkeit bringen. Der Absatz des beliebten Elektro-Kleinwagens Renault ZOE indes war in diesem schwierigen Jahr 2020 ein willkommener Lichtblick. Allein in Deutschland konnte man vom Erfolgsstromer 2020 über 30.000 Einheiten verkaufen, in Europa wurde man damit Marktführer bei den Modellen.

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AI-Spezialist Recogni hat gerade eine weitere Finanzierungsrunde hinter sich gebracht. Mit von der Partie: Conti und Bosch.

Continental und Bosch investieren in AI-Spezialisten Recogni

Die beiden großen Automobilzulieferer Conti und Bosch bleiben indes äußerst agil im Kampf um Marktanteile. Diesmal allerdings nicht gegeneinander, sonder miteinander. Gerade hat das Silicon Valley-Start-up Recogni mitgeteilt, dass die beiden deutschen Unternehmen sich zusammen mit WRVI Capital mit 48,9 Mio. US-Dollar an einer neuen Finanzierungsrunde beteiligt haben. Bestehende Investoren des KI-Start-ups sind unter anderem Toyota AI Ventures, BMW i Ventures und Fluxunit – OSRAM Ventures.

Recogni arbeitet vor allem auf dem Gebiet der Objekterkennung rund um das Fahrzeug und an der damit verbundenen schnellen Verarbeitung der Daten der beteiligten Sensoren. Die drei Standbeine der Kalifornier sind High Resolution Imaging, HDR 3D-Abtastung und Real-Time-Berechnungen durch Spezial-Chips. Die Relevanz für autonome Lösungen hat Continental schon vor eineinhalb Jahren auf das kalifornische Unternehmen aufmerksam werden lassen, das auch ein Büro in München unterhält. So ist sich der Leiter Fahrassistenzsysteme bei Conti, Frank Petznick sicher, dass „Speziell KI-Lösungen (…) beim autonomen Fahren eine größere Rolle spielen.“ Allerdings, so berichtet die Automobilwoche, existieren die neuen Chips nur als Konzept, ein Start der Serienproduktion wird nicht vor 2026 erwartet. Vor wenigen Tagen hatte bereits Bosch erklärt, intensiver ins Software-Geschäft einsteigen zu wollen und seine Partnerschaft mit Microsoft bekannt gegeben, nun also auch Recogni.

„RBVC investiert in innovative Startups, die den Kurs eines aufstrebenden Marktes verändern können“, meint dazu Luis Llovera, Geschäftsführer von Robert Bosch Venture Capital. „Die herausragende Leistung der Lösung von Recogni hat uns überzeugt zu investieren. Recognis KI-gestützte Vision-Plattform wird es Tier-1-Unternehmen und OEMs ermöglichen, den Übergang von bloßen Sicherheitsfunktionen zu vollständigem autonomen Fahren zu beschleunigen.“ 

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Basiert auf der PSA-Konzernplattform mit den typischen Leistungswerten für kleine Stromer: der kommende Opel Mokka-e. Derzeit ist der pfiffige Crossover aber teilweise bis Ende des Jahres schon ausverkauft. Philipp Sayler von Amende, Carwow-Chef in Deutschland, weiß woran das liegt.

Lieferzeit von Stromern führt zu höheren Benziner-Verkäufen

Das ist eine dieser Meldungen, die nur schwer zu glauben sind, bei einiger Überlegung aber tatsächlich Sinn ergeben. Die Nachfrage nach Benzinern ist nach Angaben des Autoverkauf-Vergleichsportals Cawow deutlich gestiegen. Das läge, so Carwow Philipp Sayler von Amende, an den kurzen Lieferzeiten der Verbrenner. Der Lockdown habe einiges verändert und diejenigen die jetzt ein Auto kaufen wollten, brauchen es sofort. „Verbrenner“, so Sayler, „sind schneller lieferbar.“

Die Lieferzeiten unterscheiden sich demnach erheblich. So wären Benziner, die ohnehin derzeit auf Halde stehen, bereits nach zwei bis vier Monaten zu übergeben, während Elektrofahrzeuge immer noch fünf bis 6 Monate Lieferzeit hätten. Gerade bei Neuerscheinungen unter den PHEVs und EVs scheinen die Lieferzeiten besonders lange zu sein.

Das kommt nicht von ungefähr, denn gerade hat VW Lieferschwierigkeiten beim PHEV-Modell des Golf 8 eingeräumt. Die sind vor allem wegen des Chip- aber auch Batteriezellen-Mangels entstanden. Als weiteres Beispiel nannte Sayler zu Amende auch die elektrische Variante des Minis, die inzwischen bis zu 10 Monaten Lieferzeit habe. Der Fiat 500 Elektro hätte sogar schon Wartezeiten von über einem Jahr. Ausnahme hier das Topmodell, das bereits nach 4 (!) Monaten beim Kunden sein könnte. Das ist übrigens beim Opel Mokka-e und Mazda MX30 ähnlich. 

Von Amende erklärte auch den bis zu 50 Prozent Nachlass auf kleine Elektrofahrzeuge: „Das ist nicht der Hersteller, der sein Auto mit Rabatten auf den Markt drückt. In Deutschland habe die Förderung den Markt gewaltig in Richtung E-Auto verschoben.“ Der Trend zum Stromer werde auch trotz des Lockdowns weiter wachsen.

 

Fotos: Renault, Opel, Recogni, Daimler, istock, Youtube (Stills)

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