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Jean-Louis Gassée über Elon Musk: Verrückt oder Clever

Jean-Louis Gassée über Elon Musk: Verrückt oder Clever

Jean-Louis Gassée über Tesla und Elon Musk

Jean-Louis Gassée über Elon Musk: Verrückt oder Clever

Bleiben die Tesla Outlets, oder verschwinden sie? Wenn man das bei Elon Musks Wankelmütigkeit nur wüsste …

Kennen Sie Jean-Louis Gassée? Wenn nicht: Er war von 1981 bis 1990 Mitarbeiter von Apple und gründete dann das Unternehmen Be Incorporated, das ein neues Betriebssystem, zunächst auf Apple-Basis entwickelte. BeOS war seiner Zeit weit voraus und hatte bereits Gimmicks, die MacOS X erst noch bekommen sollte. Inzwischen ist Gassée ein aufmerksamer Beobachter der High-Tech Entwicklungen rund um den Erdball – so auch Tesla.

Kriegt Elon Musk demnächst Besuch von den Herren mit den weißen Turnschuhen?

Sein Essay zu Elon Musk liest sich recht unterhaltsam – überhaupt sind seine Kommentare und Einlassungen auf der Plattform „MEDIUM“ häufig sehr eloquent. Er beginnt damit, dass Musks vollmundige Ankündigungen es seinen Gegnern recht einfach machen, ihn oder seine Produktpläne nicht für voll zu nehmen. So musste auch er bei Musks kürzlicher Ankündigung von 1 Million Robotaxis im nächsten Jahr unwillkürlich an die Herren mit den weißen Turnschuhen denken.

Eine Sicht auf Musk ist, dass er ziemlich verwirrt ist. Zum einen kündigt er die Schliessung aller Tesla-Autohäuser an, um dann innerhalb von Tagen eine radikale Kehrtwendung zu machen. Dann die SEC-Arie, seine Ankündigungen Tesla von der Börse zu nehmen. Schliesslich kommt das 35.000 $ Model S, nur um ein paar Tage später wieder von der Website zu verschwinden. Und dann ist es wieder da, aber man muss es übers Telefon bestellen. 

Inzwischen ist das, so Gassée, zum Markenzeichen von Elon Musk geworden. Gassée fragte sich dann auch in der Vergangenheit, wann die Aktionäre Musk die finale Demission in irgend einer Weise anbieten würden – damit er in Zukunft „mehr Zeit mit der Familie (und SpaceX) verbringen könnte“.

Ja, er rechnete schon damit, dass die 1-Million-Robotaxi-Aussage schließlich zu einem Wendepunkt führen würden – aber nein. Statt nach einer psychiatrischen Intervention zu rufen, betrachteten die meisten Beobachter Musks grandiose Ankündigung als clevere Publicity.

1 Million Robotaxis 2020? Ensthaft?

Lai-Fu Lee, ein KI-Experte von Apple, Silicon Graphics, Microsoft und Google nahm das mit Humor und postete auf twitter: „Wenn 2020 wirklich 1 Million Tesla Robotaxis auf den Straßen fahren, will ich die alle aufessen!“

Nach Musks „schräger“ Einschätzung könnte ein OTA-Softwareupdate eine Million Teslas direkt auf das Feld der autonomen Fahrzeuge bis Ende des nächsten Jahres katapultieren. Und das würde Tesla gleich in ein 500-Milliarden-Dollar-Unternehmen verwandeln.

Das alles hat dazu geführt, dass viele, und mit dieser Einschätzung ist Gassée nicht alleine, den Rest der Präsentation auch nicht wirklich ernst genommen haben. Natürlich muss man die eine oder andere technische Ankündigung mit Vorsicht geniessen, vor allem wenn von Rechenleistung, LIDAR (was Musk abgrundtief ablehnt) und anderen Dingen die Rede ist.

Hinter den PR-Exzessen Musks lauert die Gefahr für die normale Autoindustrie

Aber – und hier wird es richtig interessant – wenn man sich die Mühe macht, die „PR-Exzesse“ beiseite zu schieben, dann wird ein Bild von Tesla sichtbar, das durchaus den Krieg mit seinen Software-Waffen und seiner vertikalen Integration gewinnen kann. Hier bekommt Gassée großen Beifall von Steven Sinofsky, einem anderen Granden der IT.

Denn: wenn wir uns den Mainstream-Autoherstellern zuwenden, dann müssen wir fragen, was diese überhaupt über Software wissen. Die ECU, der Computer, der die Zündung und Einspritzung steuert, kommt von Zuleiferern wie BOSCH. Die Getriebe-Controller von ZF oder dem japanischen Unternehmen Aisin und die Entertainment-Abteilung übernehmen Firmen wie Panasonic oder andere. Software scheint – und hier kommt der Profi in Gassée zum Vorschein – nur eine Komponente zu sein, die man vom billigsten Anbieter einkauft und selbst nur schwer kontrollieren kann.

Die Integration von Soft- und Hardware ist die Gefahr

Das ist vergleichbar mit der Situation in den ersten Tagen der Mobiltelefone. Motorola und Nokia hatten zwar Software, sie wollten auch gute Software anbieten, aber sie waren chancenlos gegen Firmen, für die Software alles bedeutete: Apple mit iOS und Google mit Android.

Software bedeutet nicht alles für Detroit oder gar Sindelfingen. Es ist eher etwas, das man „leider“ haben muss.

Tesla auf der anderen Seite liebt und wertschätzt Software. Ja, die Kalifornier ignorieren die Herstellungsprozesse, die als erstes von Toyota eingeführt wurden und von der ganzen Industrie übernommen wurden. Aber die Kritiker übersehen Teslas (nicht einmal geheime) Waffe: vertikale Integration, die dazu auch noch durch EIGENE Software kontrolliert wird.

Teslas Herstellungsmethoden mögen nicht die einfachsten der Industrie sein, aber das Unternehmen kontrolliert die gesamte Hardware UND Software in seinen Produkten. Etwas, was kein normaler Autohersteller beherrscht. 

Teslas häufige OTA (Over The Air) Updates zeigt deutlich die Probleme, die andere Hersteller haben: Keiner ist bislang in der Lage, dies zu liefern. Das liegt daran, weil die Systeme „zusammengeschustert“ sind, und deshalb auch nicht zu kontrollieren sind.

Das Fazit von Gassée ist dann auch eine Umschreibung eines sehr berühmten Investors: „Software wird die Welt der Autohersteller mit Haut und Haaren auffressen“.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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