Das klingt wie Science Fiction: die britische Zeitung DailyMail hat exklusiv über eine neue Batterietechnologie berichtet, die angeblich die Elekromobilität revolutioniert. Beim Lesen des Artikels fielen dann so einige Dinge auf, die einem das Gefühl geben, es könnte sich um einen Hype drehen, wie weiland bei der „Entdeckung der kalten Fusion“. Aber der Reihe nach.
Zunächst hat Trevor Jackson mal keine Batterie erfunden. Er hat eine Art Brennstoffzelle entwickelt, die durch drei wichtige Kriterien auffällt: Leicht herzustellen, hohe Energiedichte bei wenig Gewicht und leicht recyclebar. Allein die Energiedichte wäre 8x höher als bei einer Lithium-Ionen-Batterie. Dann käme ein Model S tatsächlich 4.000 Kilometer weit mit einer Fülllung. Das wäre, zugegeben, das Ei des Kolumbus. Natürlich hat der Tüftler das nicht gerade entwickelt, nein, er geht damit schon einige Zeit hausieren. Die Automobil-OEMs haben aber offensichtlich abgewunken. Man fragt sich unwillkürlich, warum?
Jackson hat darauf die Antwort: man wollte es einfach nicht publik machen, weil es so einfach ist. Es hätte die Autoindustrie komplett gefährdet. Nehmen wir mal den Aluhut ab und wenden wir uns einem dicken Problem zu, das der Technologie innewohnt: die Batterie ist gar keine Batterie, es ist eher eine Brennstoffzelle, die nicht wieder aufladbar ist. Ende der Diskussion? Nicht ganz.
Jackson versichert, dass durch die leichte Recyclingfähigkeit ein Austausch der Zelle, wenn sie quasi erschöpft ist, nicht die Welt kostet. Hier wird der DailyMail-Artikel übrigens recht schlampig. Denn die Kosten für den Austausch hat man nicht präzise genannt.
Kommen wir zu den revolutionären Eckwerten der Zelle: bei einer Demonstration für die DailyMail trank Jackson eine Dose Cola aus, und füllte sie dann mit seiner revolutionären Elektrolytflüssigkeit (die ist tatsächlich das Herzstück seiner Erfindung!). Er fügte ein paar Elektroden hinzu und betrieb einen kleinen Propeller damit: „Die Energie reicht aus, um den Propeller für einen Monat laufen zu lassen“. Beeindruckend. Vor allem wenn man das Ganze skaliert und, sagen wir, in ein Tesla Model S einbaut.
Dazu gibt Jackson bereits die Antwort: die Tesla Batterie kostet etwa 30.000 Pfund, die viel leichter Entsprechung seiner Innovation nur 5.000 Pfund. Und: der Wagen kommt mit einer Füllung 4.300 Kilometer weit. Nachteil: wie oben erwähnt, muss die erschöpfte Batterie ausgetauscht werden. Das soll, wenn alles richtig konstruiert ist, nicht mehr als 90 Sekunden dauern. Und hier wird die DailyMail schlampig: die Kosten für den Swap der Brennstoffzelle verschweigt man einfach. Sind das wieder 5.000 Pfund? Oder wird die recycelte Zelle nur mit neuem Elektrolyt befüllt? Cleantechnica interpretiert das so, dass alle 4.300 Kilometer 5.000 Pfund nötig werden, um die Batterie zu tauschen. Das ist dann tatsächlich eine Spaßbremse par Excellence.
Das hielt die neu gegründete Firma „Austin Electric Essex UK“ nicht davon ab, das Patent von Jackson zu kaufen, um mit der Massenfertigung zunächst für Moppeds und Elektrofahrräder zu beginnen. Cleantechnica konnte allerdings keine Website des Unternehmens finden, so neu soll es sein. Wir übrigens auch nicht. Nur diese Bekanntmachung ist im Netz derzeit zu finden. Die gesamten Details lesen Sie auch in der Internet-Ausgabe der DailyMail.
e-engine meint: Genau genommen ist das keine Batterie, sondern eine Art Brennstoffzelle. Dass der Elektrolyt ungiftig ist (Jackson hat ihn sogar in einer Demonstration getrunken) und die Zellen leicht zu recyceln sind macht die Innovation interessant. Daß ein Fahrzeug vom Schlage eines Model S alle 4.000 Kilometer 5.000 Pfund für den Austausch kosten soll, eher nicht, auch wenn der Anschaffungspreis eines Stromers dramatisch sinken würde. Warten wir es ab. Entweder es stellt sich als ein weiterer „Kalte Fusion“-Flop heraus oder die Branche wird in den nächsten Monaten gehörig aufgerüttelt. Das allerdings bezweifeln wir stark.
1 Kommentar
Hallo, ich hatte in 2019 diese Nachricht über die Fa. Austin ebenfalls gehört. Bis heute finde ich keine weiteren Informationen zu der ja in diesem Jahr stattfindenden Revolution in Sachen Brennstoffzellenantrieb. Alles nur heiße Luft. Was ist daraus geworden?
Liebe Grüße
M. Arneburg